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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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44z.B. Stefan Wolle mit seiner Formulierung von „Vertrauensleute(n) <strong>der</strong> Stasi an <strong>der</strong> Humboldt-Universität“ 23 nahelegt -, ins Reich <strong>der</strong> Legende zu verweisen. 24Die Zielsetzung, Differenzierungsprozesse im ZK auszulösen, wie auch das den paradigmatischenDenkvoraussetzungen von <strong>SED</strong>-Reformern verpflichtete Selbstverständnis <strong>der</strong> Akteureprägt Argumentationsweise und inhaltliche Schwerpunktsetzung des Thesenmaterials. In seinerEinleitung wird als Anliegen und Grundposition fixiert,„Anregungen für die Ausarbeitung einer fundierten und realistischen Einschätzung <strong>der</strong> gegenwärtigenLage <strong>der</strong> DDR und daraus zu ziehende mögliche Konsequenzen für die Gestaltung <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong><strong>SED</strong> zu geben. Nur wenn sich die Partei an die Spitze <strong>der</strong> unaufschiebbar gewordenen Erneuerungstellt, können <strong>der</strong> sozialistische Charakter unserer gesellschaftlichen Entwicklung gewahrt und ausgebautsowie das Erreichte gesichert werden.“ 25Die Situationsdarstellung umfaßt auch die internationalen Kontexte; die Deutung <strong>der</strong> innerenProblemlagen behandelt sowohl ökonomische, also auch ökologische, soziale, als auch politisch-ideologischeTendenzen. Die Analyse ist materialreich und schonungslos, in <strong>der</strong> Prononcierung<strong>der</strong> in den bisherigen Materialien des Forschungsprojekts getroffenen empirisch gehaltvollenAussagen und ihrem Zusammenblick entsteht ein Bild, dessen Kontrast zu den offiziellen<strong>SED</strong>-Einschätzungen und <strong>der</strong> üblichen Medienpropaganda kaum größer sein könnte. Die existentielleBedrohlichkeit <strong>der</strong> Situation wird herausgestellt - „Die DDR befindet sich ökonomisch,sozial, politisch und ideologisch in einer latenten Krisensituation. ... Es ist abzusehen, daß es inden nächsten zwei bis drei <strong>Jahre</strong>n mit <strong>der</strong> Verschmelzung <strong>der</strong> ungelösten Probleme in den jeweiligengesellschaftlichen Teilbereichen zu einer Krise des gesamten Reproduktionsmechanismuskommen wird“ 26 -, ihre Bewältigung als Anfor<strong>der</strong>ung an Parteipolitik thematisiert und zu<strong>der</strong>en Neuorientierung kurz- und mittelfristige Maßnahmen konzipiert. Zur einzuschlagendenGrundrichtung heißt es:„Es bedarf in Kürze eines deutlichen Zeichens für die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Parteipolitik, die zugleich <strong>der</strong>einzige Weg <strong>der</strong> Fortführung und Bewahrung historischer Errungenschaften ist. Unaufschiebbar sind:erstens <strong>der</strong> Einstieg in eine öffentliche Diskussion mit dem Ziel einer konsequenten, offenen undzugleich bedachtsamen, abgewogenen und ruhigen Neubestimmung <strong>der</strong> Gesellschaftsstrategie beiBerücksichtigung und Bewahrung <strong>der</strong> Errungenschaften; zweitens eine Reihe von Sofortmaßnahmen,die signalisieren, daß bestimmte Nöte sehr ernst genommen und Perspektiven ihrer Lösung gesuchtwerden. In <strong>der</strong> Folge ist ein umfassendes, komplexes sozialistisches Reformprogramm für alle gesellschaftlichenBereiche in ihrem Zusammenhang zu erarbeiten und demokratisch zu legitimieren.“ 27Mit <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong> zu bewahrenden Eigenständigkeit <strong>der</strong> DDR, einer sozialistischen Perspektivenotwendiger Verän<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer „Großen Aussprache“ stimmtendie Thesen zugleich mit Grundvorstellungen <strong>der</strong> DDR-Opposition überein. Die Position, in<strong>der</strong> zu eröffnenden gesellschaftlichen Debatte seien oppositionellen Kräften legale Artikulationsmöglichkeiteneinzuräumen, ihre Teilhabe an unmittelbar politischer Macht wäre jedoch2324252627S. Wolle: Die heile Welt <strong>der</strong> Diktatur, Berlin 1998, S. 340.Vgl. dazu auch die Überlegungen und Befunde in: W. Süß: Staatssicherheit am Ende, Berlin 1999, S. 480ff.Texte zu Politik, Staat, Recht, Berlin 1990, S. 79.Ebenda, S. 80/81.Ebenda, S. 97.

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