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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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2Ausgangspunkte, Problembeschreibungen und Verän<strong>der</strong>ungsvorstellungen <strong>der</strong> <strong>SED</strong>-<strong>Reformdiskurs</strong>e waren jeweils verschiedene. Die Debatten Ende <strong>der</strong> 40er <strong>Jahre</strong> und in den50er <strong>Jahre</strong>n kreisten vor allem um den Weg zum Sozialismus, das Verhältnis zur Sowjetunion,den Umgang mit dem Stalinismus und <strong>der</strong> deutschen Frage. In den 60er <strong>Jahre</strong>n ging es auf <strong>der</strong>Basis <strong>der</strong> formell gelösten Machtfrage um eine den sozialistischen Zielvorstellungen gemäßefunktionsfähige Gestaltung von Wirtschaft, Staat, Bildung, Kultur; Träger dieser Diskussion warendie in <strong>der</strong> Praxis tätigen „Macher“ <strong>der</strong> Aufbaugeneration und ihre intellektuellen Anreger undBegleiter. Diese <strong>Reformdiskurs</strong>e sind in ihren wesentlichen Zügen, auch in ihrem Scheiterndurch die jeweilige Hinwendung <strong>der</strong> <strong>SED</strong>-Führung zu Politiken von Machterhalt und Machtsicherung,dokumentiert und analysiert. Dies läßt sich für die Debatten <strong>der</strong> 80er <strong>Jahre</strong> nicht ingleicher Weise feststellen. Ihre zentralen Akteure waren Vertreter <strong>der</strong> gesellschaftswissenschaftlichenIntelligenz unterschiedlicher Generationen. Nach dem Abbruch <strong>der</strong> Reformbestrebungen<strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> hatte ein Teil <strong>der</strong> damaligen intellektuellen Protagonisten Tätigkeitsräumean wissenschaftlichen Einrichtungen finden o<strong>der</strong> für sich erhalten können. Sie etabliertensich hier, arbeiteten in mehr o<strong>der</strong> weniger deutlicher Distanz zum dogmatisierten Marxismus-Leninismus und zur aktuellen Parteipolitik und wurden zu wissenschaftlichen Lehrern <strong>der</strong> nachfolgendenReformergeneration.Für die Jüngeren - geboren in den 50er und politisch sozialisiert in den 70er <strong>Jahre</strong>n -, war nachden fehlgeschlagenen Versuchen ihrer Eltern und den eigenen problematischen Erfahrungenmit DDR- und <strong>SED</strong>-Wirklichkeit <strong>der</strong> Weg unmittelbarer Praxisverän<strong>der</strong>ung keine überzeugendeOption mehr. Herausgefor<strong>der</strong>t durch die Zuspitzung globaler Problemlagen, durch Verän<strong>der</strong>ungenin <strong>der</strong> Ost-West-Konstellation und die Entwicklungen in den an<strong>der</strong>en sozialistischen Län<strong>der</strong>n,kam es dann in den 80er <strong>Jahre</strong>n an Universitäten und Hochschulen, Einrichtungen <strong>der</strong>Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Akademie für Gesellschaftswissenschaften zu einemneuartigen Nachdenken über Prinzipien und Grundstrukturen des Sozialismus. Diese Reformdebattefand ihren Höhepunkt in <strong>der</strong> Perestroikazeit, sie wirkte in den Krisenverläufen und Aufbrüchendes Herbstes 1989. Nach 1990 verschwand ein Teil <strong>der</strong> Reformer aus <strong>der</strong> politischenÖffentlichkeit, einige engagierten sich bei den Grünen o<strong>der</strong> im Umfeld <strong>der</strong> SPD, eine vergleichsweisegroße Gruppe betrieb die Reorganisation <strong>der</strong> <strong>SED</strong> zur PDS. Die wissenschaftlicheKenntnisnahme und Aufarbeitung dieser Vorgänge ist nach wie vor unterentwickelt, was in ersterLinie <strong>der</strong> Materiallage geschuldet ist. Zwar liegen einige in diesem Zusammenhang wichtigeTexte vor, so das <strong>SED</strong>/SPD-Dokument „<strong>Der</strong> Streit <strong>der</strong> Ideologien und die gemeinsame Sicherheit“und Dieter Kleins Buch „Chancen für einen friedensfähigen Kapitalismus“. Viele <strong>der</strong> Ausarbeitungengerade <strong>der</strong> jüngeren <strong>SED</strong>-Reformer aber existierten nur als interne Veröffentlichung<strong>der</strong> jeweiligen Institution, gewissermaßen als ,graue‘ Literatur, o<strong>der</strong> wurden von vornhereinnur als Diskussionspapier in wenigen Exemplaren in Umlauf gebracht. Die mediale Auf-

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