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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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21(1990) deutlich wird. Wenn man nämlich in eine Planwirtschaft stärkere Marktelemente einbeziehenwill, stößt man sehr schnell auf zwei Umstände: Erstens auf die Frage, und das war auch für mich einoffenes Problem, wie wir dann eine kapitalistische Entwicklung verhin<strong>der</strong>n. Soziale und kapitalistischeMarktwirtschaft ist für mich auch heute noch ein Wi<strong>der</strong>spruch, <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> ausgekämpft werdenmuß. Und zweitens: wenn man wirklich Marktregulierung haben will, muß man auch einen Kapitalmarkthaben. An dieser Stelle hatten Brus und Laski noch 1989/90 ihre Hemmungen, und ich hatte dieauch immer - als Sozialist schwimmen einem beim Kapitalmarkt sofort die Felle weg, weil alle unserePrämissen - Wohlstand soll auf Arbeit beruhen, Selbstverwirklichung soll für alle möglich sein im Maßeihrer Leistung, die wie<strong>der</strong>um gesellschaftlich gemessen wird - in Konflikt stehen mit Grundstücksspekulation,Vererbung von Produktivvermögen usw., mit den Verwertungsinteressen privaten Kapitalsschlechthin. Von unseren Idealen her war dort eine solche Barriere, die mir unüberwindlich schien undfür die ich bis heute keine Lösung weiß.“ (Gespräch, Zeile 314-329)Das Bedürfnis, nach dem Scheitern <strong>der</strong> Reformversuche <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> wie<strong>der</strong> eine wissenschaftlicheDebatte in Gang zu bekommen, führten zu intensiven wissenschaftlichen Interessenund Kontakten außerhalb <strong>der</strong> engeren beruflichen Erfor<strong>der</strong>nisse. Dieter Walter erklärt:„Es war das Bedürfnis, mit Leuten diskutieren zu wollen, die mir helfen könnten, besser zu durchschauen,woraus die unbefriedigende Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Planungsmethoden resultiert und warumwir die Wirtschaft überhaupt nicht im Griff haben. Und meine Unzufriedenheit damit, daß eigentlichspätestens 1970/71 originäre Sozialismuskonzeptionen in <strong>der</strong> DDR praktisch aufgegeben wurden undin <strong>der</strong> offiziellen Diskussion tabu waren.“ (Gespräch, Zeile 447-451)„Ich habe als Student bei Hans Wagner und Dieter Klein Politische Ökonomie des Kapitalismus gehört,war im Spezialseminar bei Dieter Klein und Johann Lorenz Schmidt. Später war ich kurzzeitiggeschäftsführen<strong>der</strong> Assistent des Institutes für Politische Ökonomie <strong>der</strong> WirtschaftswissenschaftlichenFakultät <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berlin. Institutsdirektor war Dieter Klein, ich war sozusagen kurzzeitigsein persönlicher Mitarbeiter. Auch danach habe ich den Kontakt zu Dieter Klein bis 1989 nieverloren, ihn z.B. zu ... [einem] Vortrag bei <strong>der</strong> Plankommission eingeladen. Im Gegenzug habe ich an<strong>der</strong> Humboldt-Universität gesprochen, wenn Dieter Klein o<strong>der</strong> Hans Wagner meinten, ich solle in ihremKreis bei ausgewählten Leuten etwas aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Plankommission berichten. Natürlichhabe ich dabei zugleich auch von ihnen viele Anregungen erhalten. Mit Hans Wagner gab es über dieganzen <strong>Jahre</strong> eine kontinuierliche Zusammenarbeit; wir haben Papiere ausgetauscht, auch Entwürfe,haben diskutiert, an <strong>der</strong> Humboldt-Universität und auf seiner Datsche.“ (Ebenda, Zeile 722-733)Über Hans Wagner ergab sich die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Philosophische und methodologischeFragen <strong>der</strong> Politischen Ökonomie“ als ein wichtiges Kommunikationsfeld, zu demauch intensivere Kontakte mit <strong>der</strong> nachfolgenden Wissenschaftlergeneration gehörten. DieterWalter trat hier mehrfach mit eigenen Beiträgen auf, so 1981 und 1987; er beteiligte sich aucham Kolloquium zum 60. Geburtstag von Hans Wagner im Februar 1989. In den 80er <strong>Jahre</strong>nhatte sich zudem eine enge Zusammenarbeit mit Wilfried Ettl und Jürgen Jünger herausgebildet.„Wilfried Ettl war damals ans EAW Treptow strafversetzt, kam aber öfter als Gast in die Forschungsgruppe,in <strong>der</strong> er vorher am ZIW gearbeitet hatte. Und als ich zum ZIW kam, fing ich zufällig in dieserForschungsgruppe an; so haben wir uns 1981 kennengelernt. Ich suchte jemanden, <strong>der</strong> mit Niveaudie Seminare an <strong>der</strong> Humboldt-Uni zu meiner Vorlesung leiten kann. Einige haben mir dringend davonabgeraten, mich ,mit dem Ettl einzulassen‘. Wir haben seitdem großartig zusammengearbeitet.“ (Gespräch,Zeile 753-758)Diese Zusammenarbeit ist insofern bemerkenswert, weil sie nicht auf engen fachspezifischenbzw. methodischen Gemeinsamkeiten basierte, son<strong>der</strong>n auf einem gemeinsamen Interesse an<strong>der</strong> Lösung theoretischer Grundfragen und komplementären Kompetenzen im Detail. Jürgen

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