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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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50„Die politische Reform hat den eingeleiteten Prozeß <strong>der</strong> Zerschlagung des administrativen, bürokratisch-zentralistischenSystems <strong>der</strong> Machtausübung durch den Partei- und Staatsapparat gewaltfrei zuvollenden. Demokratischer Sozialismus und Machtausübung einer Partei schließen sich aus.“Unter <strong>der</strong> Überschrift „Für eine effektive, sozial und ökologisch orientierte Wirtschaft“ heißt es:„Es geht darum, ein innovations- und lernfähiges Wirtschaftssystem zu schaffen, das sich fortwährendselbst erneuert, flexibel reagieren kann und das eigenständig nutzbare Entwicklungsmöglichkeiten füralle sichert. ... Wettbewerb ist für ökonomische Entwicklung unverzichtbar. ... <strong>Der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Wirtschaftsreformhat die ökonomische Selbständigkeit und Eigenverantwortung <strong>der</strong> Kombinate und Betriebefür ihren Reproduktionsprozeß zur Voraussetzung. ... (D)ie Entwicklung vielfältiger Eigentumsformen- privater, genossenschaftlicher, staatlicher und Mischformen sowie Joint ventures - (ist) notwendig.Aktiengesellschaften können ausländische Beteiligungen ermöglichen ... Die notwendigezentrale Steuerung <strong>der</strong> Wirtschaft erfolgt vor allem durch Geld-, Kredit- und Finanzpolitik sowie durchStaatsaufträge.“Angesichts <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> „Verselbständigung <strong>der</strong> ökonomischen Rationalität gegen die kulturellenund sozialen Interessen <strong>der</strong> Menschen und gegen die natürliche Umwelt“ wird ein Netzwerkvon Gegenmacht-Institutionen konzipiert: Gewerkschaften und Betriebsräte, Ökologieverbändeund Verbraucherorganisationen, gesellschaftliche Räte in den Betrieben, öffentliche Aufsichtsrätesowie Wirtschafts- und Sozialräte.Mit dem Programmtext endete die institutionelle Existenz des Forschungsprojekts Mo<strong>der</strong>nerSozialismus. Einerseits gab es bereits im Erarbeitungsprozeß differente Orientierungen - sobrachte sich beispielsweise Rainer Land nur zurückhaltend ein, Hans-Peter Krüger zog sich vor<strong>der</strong> Fertigstellung zurück - und wurden Verlauf und Ergebnisse des Außerordentlichen ParteitagesAusgangspunkt je unterschiedlich geprägten politischen Engagements; an<strong>der</strong>erseits for<strong>der</strong>tendie sich vollziehenden Reorganisationsprozesse in <strong>der</strong> Wissenschaft Aufmerksamkeit wieAktivität und boten an<strong>der</strong>e Institutionalisierungsformen an. Einige Akteure des Projekts arbeitetenim „Institut für interdisziplinäre Zivilisationsforschung“ <strong>der</strong> Humboldt-Universität noch eineZeitlang eng zusammen. Die zeitweilig im Projekt integrierten politischen Bestrebungen undwissenschaftlichen Themenrichtungen differenzierten sich aus und wurden mehr und mehr individuellverfolgt: Verfassungsfragen avancierten zum zentralen Gegenstand <strong>der</strong> wissenschaftlichenTätigkeit Rosemarie Wills - sie war an <strong>der</strong> Ausarbeitung des Verfassungsentwurfs desRunden Tisches beteiligt -, politisch aktiv ist sie gegenwärtig insbeson<strong>der</strong>e als Mitglied <strong>der</strong>SPD-Grundwertekommission. Michael Brie befaßte sich kontinuierlich weiter mit <strong>der</strong> theoretischenDeutung des Staatssozialismus und prägt nach wie vor die programmatische Arbeit <strong>der</strong>PDS wesentlich mit. Rainer Land verfolgte im Frühjahr 1990 das Projekt einer „UnabhängigenSozialistischen Partei“ und setzte seine wissenschaftliche Arbeit zu Fragen <strong>der</strong> Regulation sozialökonomischerEntwicklung fort. Als Sozialwissenschaftler arbeiten Hans-Peter Krüger weiterhinzum Mo<strong>der</strong>ne-Problem, Dieter Segert zu politikwissenschaftlichen Fragestellungen; demgegenübersahen Jürgen Jünger und Wilfried Ettl ihre persönliche Perspektive in einer Tätigkeitaußerhalb <strong>der</strong> Wissenschaft.

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