Frauen in Führungspositionen - Bundesministerium für Familie ...
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mens. Wenn <strong>Frauen</strong> heute im Ausbildungssystem die gleichen Abschlüsse machen wie<br />
Männer und teilweise höher qualifiziert s<strong>in</strong>d, dann entgehen den Unternehmen, die ritualisiert<br />
überwiegend Männer an die Spitze und <strong>in</strong>s gehobene Management setzen, die Topleute<br />
der Zukunft: Diese Unternehmen beschneiden sich systematisch selbst und überlassen ihren<br />
nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbern die besser qualifizierten <strong>Frauen</strong>. So weit die<br />
von Führungskräften der deutschen Wirtschaft genannten Gründe, die <strong>für</strong> gemischte Leitungsteams<br />
sprechen. Dies ist die Innenperspektive.<br />
Es gibt jedoch auch e<strong>in</strong>e Außenwirkung, die allerd<strong>in</strong>gs nur von wenigen genannt wird: Welchen<br />
E<strong>in</strong>druck macht e<strong>in</strong> mehrheitlich oder ausschließlich von Männern geführtes Unternehmen<br />
auf andere Unternehmen, die – wie viele amerikanische Unternehmen – heute<br />
selbstverständlich und strategisch <strong>Frauen</strong> und Männer im gehobenen Management haben?<br />
Wenn heute mehr <strong>Frauen</strong> als Männer e<strong>in</strong>e akademische Ausbildung machen: Welches<br />
Potenzial schreibt man e<strong>in</strong>em Unternehmen zu, das mehr als die Hälfte der hoch qualifizierten<br />
Talente <strong>für</strong> Führungsaufgaben – <strong>in</strong>sbesondere im Top-Management – systematisch<br />
ausschließt? Wenn e<strong>in</strong> Unternehmen damit wirbt, die „besten Köpfe“ zu haben, dann ist das<br />
unglaubwürdig, wenn es nicht auch <strong>Frauen</strong> im gehobenen Management gibt. Und wenn<br />
e<strong>in</strong> Unternehmen fast nur Männer im Top-Management hat, dann ist es <strong>für</strong> e<strong>in</strong>ige der exzellenten<br />
weiblichen Führungskräfte bei der Sondierung des Marktes nicht attraktiv, denn sie<br />
vermuten e<strong>in</strong>e traditionell männliche Managementkultur, die sie sich nicht antun wollen,<br />
und die daher lieber zu e<strong>in</strong>em anderen Unternehmen gehen, das hier e<strong>in</strong>e modernere<br />
Culture of Leadership hat.<br />
Zwar zeigen sich die männlichen Manager <strong>in</strong> der Befragung (vordergründig) aufgeschlossen<br />
<strong>für</strong> gemischte Leitungsteams. Doch diese E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> den Spitzen der deutschen<br />
Wirtschaft steht <strong>in</strong> krassem Gegensatz zur faktischen Besetzungspraxis. Deutsche Unternehmen<br />
s<strong>in</strong>d es offenbar nicht gewohnt und nicht dar<strong>in</strong> geübt, bei der Besetzung von <strong>Führungspositionen</strong><br />
die Frage des Geschlechts als strategische Kategorie e<strong>in</strong>zubeziehen und<br />
darauf zu achten, wie die Besetzung von <strong>Führungspositionen</strong> öffentlich wirkt.<br />
In e<strong>in</strong>er Bevölkerungsbefragung des S<strong>in</strong>us-Instituts im Spätsommer 2009 kam heraus, dass<br />
die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung es grundsätzlich „erst mal gut f<strong>in</strong>det, wenn e<strong>in</strong>e<br />
Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Führungsposition kommt“. Der erste Reflex ist Goutierung, nicht Skepsis. Nicht zu<br />
unterschätzen s<strong>in</strong>d der Effekt e<strong>in</strong>er hohen öffentlichen Aufmerksamkeit <strong>für</strong> e<strong>in</strong> solches<br />
Unternehmen sowie die Imagewirkung (Dynamik, Aufbruch, Frische, Innovation). 21<br />
Die von männlichen Führungskräften be<strong>für</strong>chteten „Imageschäden“ bei der Berufung e<strong>in</strong>er<br />
Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Führungsposition erweisen sich praktisch als haltlos: E<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse der<br />
Medienberichterstattung zu <strong>Frauen</strong>, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Führungsposition kamen, zeigt, dass das<br />
Thema „Problematik der Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und <strong>Familie</strong>“ überhaupt nicht vorkam,<br />
ebenso wenig das gesellschaftliche Rollenbild, „was e<strong>in</strong>er Frau gut ansteht“ (mit Blick auf<br />
e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen der Rolle der Frau und Rolle als Unternehmensleiter<strong>in</strong>), und auch die<br />
Kont<strong>in</strong>uität der Berufsbiographie ke<strong>in</strong> Thema war. Das widerlegt das Argument mancher<br />
Männer <strong>in</strong> <strong>Führungspositionen</strong>, die die Gefahr sehen, dass e<strong>in</strong>e Frau <strong>in</strong> Führungsposition den<br />
21 Prom<strong>in</strong>entes Beispiel da<strong>für</strong> ist die Berufung von Frau Dr. Bagel-Trah <strong>in</strong> den Vorsitz des Aufsichtsrats von Henkel<br />
im Sommer 2009.