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Frauen in Führungspositionen - Bundesministerium für Familie ...

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I<br />

Habitus der E<strong>in</strong>zelkämpfer<strong>in</strong>:<br />

<strong>Frauen</strong> auf dem Weg nach ganz oben sehen sich – so die<br />

Perspektive von Männern <strong>in</strong> <strong>Führungspositionen</strong> – als Alle<strong>in</strong>kämpfer<strong>in</strong>, die außerordentlich<br />

tough se<strong>in</strong>, von den Männern die männlichen Tugenden abschauen und diese dar<strong>in</strong><br />

noch übertreffen muss. Sie dürfen ke<strong>in</strong>e Schwäche zeigen und müssen noch mehr arbeiten<br />

als bisher und im Vergleich zu Männern. Die Wirklichkeit der Männer <strong>in</strong> oberen Etagen<br />

h<strong>in</strong>gegen ist, dass ihre primäre Aufgabe dar<strong>in</strong> besteht, die L<strong>in</strong>ien zu setzen und zu<br />

delegieren. In der obersten Leitungsposition darf man nicht demonstrieren, dass man e<strong>in</strong><br />

Arbeitstier ist (etwa: 70 Stunden pro Woche arbeiten): Das sendet das fatale, falsche Signal,<br />

nicht delegieren zu können.<br />

I Engagement<br />

im operativen Alltagsgeschäft: Aus Sicht von Männern <strong>in</strong> obersten <strong>Führungspositionen</strong><br />

halten fast alle <strong>Frauen</strong> fest an der bewährten und bis zu e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

beruflichen Position sogar notwendigen Maxime, sich durch Sachkompetenz, zeitliches<br />

Engagement und Erfolg im operativen Geschäft auszuzeichnen. Es gibt aber nach<br />

der Phase der beruflichen Etablierung und des sukzessiven Aufstiegs e<strong>in</strong> Stadium der<br />

Bifurkation. Wer dort nicht die Fähigkeit zeigt, sich aus dem operativen Alltagsgeschäft<br />

zurückzuziehen, der wird als Typus „wertvolle Arbeitsbiene“ e<strong>in</strong>sortiert, weil sie/er ke<strong>in</strong><br />

höheres Managementtalent zeigt. Vor allem <strong>Frauen</strong> bekommen schnell diesen Stempel<br />

aufgedrückt und gelten dann als geeignet <strong>für</strong> das mittlere Management – aber nicht <strong>für</strong><br />

mehr.<br />

I Sackgasse „Personalabteilung“:<br />

Wenn <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> höhere <strong>Führungspositionen</strong> aufsteigen,<br />

dann meistens im Bereich „Personalwesen“ bzw. „Human Ressources“ (HR) oder <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeitsarbeit (PR). In den großen Unternehmen ist es unter Männern kaum mehr<br />

e<strong>in</strong> Geheimnis, dass dieser Bereich e<strong>in</strong>e Sackgasse <strong>für</strong> die Karriere ist, e<strong>in</strong> Abstellgleis, der<br />

weniger E<strong>in</strong>fluss und Macht hat, <strong>in</strong>nerhalb des Vorstands weniger Prestige. Männer mit<br />

Managementambitionen streben heute primär <strong>in</strong> die Bereiche F<strong>in</strong>anzen, Market<strong>in</strong>g,<br />

Produktion etc. Es ist zeitdiagnostisch nicht e<strong>in</strong>fach zu bewerten, ob sich <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> höheren<br />

<strong>Führungspositionen</strong> mit dem <strong>für</strong> sie attraktiven und derzeit leichter erreichbaren<br />

Bereich des Personalwesens/Human Ressources <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dauerhafte Sackgasse begeben,<br />

oder ob dieser Bereich strategisch gesehen e<strong>in</strong> Anker ist, damit sich <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> den Vorstandsetagen<br />

etablieren – und mittelfristig auch andere Geschäftsbereiche verantworten.<br />

I F rauen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Irritation im „<strong>in</strong>ner circle“: Die wirtschaftlichen Eliten basieren auf e<strong>in</strong>er<br />

Kultur des persönlichen Network<strong>in</strong>gs. Elementar ist <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>zelnen die ritualisierte<br />

Bestätigung, zum <strong>in</strong>ner circle der wirtschaftlichen Elite von Gleichges<strong>in</strong>nten zu gehören. Es<br />

gibt – wie <strong>in</strong> allen sozialen Kreisen – Sprachspiele und Rituale, um die Differenz von „Dr<strong>in</strong>nen<br />

versus Draußen“ zu zelebrieren. Naheliegend und <strong>in</strong> der Vergangenheit bewährt<br />

(gerade weil es ke<strong>in</strong>e <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> den Führungskreisen gab und auch heute kaum gibt – siehe<br />

Clubs <strong>in</strong> England) s<strong>in</strong>d dabei männlichkeitsgeprägte Sprachspiele. Dazu gehören Überlegenheitsrituale,<br />

zu denen auch chauv<strong>in</strong>istische Anzüglichkeiten gehören. Entscheidend<br />

ist, dass es Männern dabei nicht um Diskrim<strong>in</strong>ierung oder Verobjektivierung von <strong>Frauen</strong><br />

geht, sondern um die Präsentation der eigenen Stärke zur Vergewisserung der Zugehörigkeit<br />

zum geschlossenen <strong>in</strong>ner circle. Von außen würde man Sprache und Habitus (v. a. wenn<br />

man aus der <strong>Frauen</strong>bewegung kommt und sich <strong>für</strong> Gleichstellung e<strong>in</strong>setzt) als chauv<strong>in</strong>istisch<br />

beschreiben, wenn auch <strong>in</strong> elaborierter, hochkultureller Stilistik. Für das e<strong>in</strong>zelne<br />

Mitglied dieser ökonomischen Elite ist es aber lediglich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, sichere und bewährte<br />

Methode, um den anderen Zugehörigkeit zu signalisieren. Alle<strong>in</strong> aufgrund der Tatsache,<br />

dass der soziale Raum und die Semantik darauf aufsetzen, alle<strong>in</strong> unter Männern zu se<strong>in</strong>,<br />

wäre es e<strong>in</strong>e Irritation, wenn plötzlich e<strong>in</strong>e Frau dabei wäre: Man wäre gehemmt, wollte<br />

und dürfte sich nicht mehr wie bisher ausdrücken und verständigen.

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