EUWID Holz special - EUWID Holz und Holzwerkstoffe
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<strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
für das nicht fertiggestellte MDF-Werk in<br />
Novgorod enthalten.<br />
Covenants wurden<br />
mehrfach gebrochen<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Umsatz- <strong>und</strong> Ergebnisrückgänge<br />
sowie des deutlichen Anstiegs der<br />
Nettoverschuldung wurde Pfleiderer bereits<br />
im Verlauf des Jahres 2009 mit größeren<br />
Finanzierungsproblemen konfrontiert, die<br />
sich trotz kurzzeitig erreichter Lösungen im<br />
vergangenen Jahr noch verschärft haben.<br />
Nach einem ersten Bruch der in den damaligen<br />
Kreditverträgen festgelegten Covenants<br />
im zweiten Quartal 2009 hatte sich<br />
Pfleiderer mit r<strong>und</strong> 30 beteiligten Banken<br />
am 11. Januar 2010 auf eine Refinanzierung<br />
der Verbindlichkeiten verständigt.<br />
Damals wurde für die Business Center<br />
Westeuropa <strong>und</strong> Nordamerika ein bis Ende<br />
2013 laufendes Finanzierungspaket mit<br />
einem Gesamtvolumen von r<strong>und</strong> 800 Mio<br />
€ einschließlich eines Kredits der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) über 140 Mio<br />
€ aufgelegt. Die Pfleiderer Grajewo S.A.,<br />
Grajewo/Polen, hatte nach einer Verletzung<br />
der Covenants zum 30. September<br />
2009 im Business Center Osteuropa am<br />
17. März 2010 mit einem Konsortium aus<br />
fünf polnischen Kreditinstituten ebenfalls<br />
eine langfristige Neufinanzierung über insgesamt<br />
r<strong>und</strong> 300 Mio € abgeschlossen.<br />
Bei der Vorstellung der Zahlen für das<br />
58<br />
dritte Quartal 2010 musste der Pfleiderer-Vorstandsvorsitzende<br />
Hans Overdiek<br />
eine mögliche Verletzung der erst Anfang<br />
2010 festgelegten Finanzkennzahlen<br />
zum Jahresende 2010 in Aussicht stellen;<br />
bereits damals bezeichnete er die<br />
dann erforderliche erneute Neuverhandlung<br />
der Finanzierung im Extremfall als<br />
bestandsgefährdend. Am 22. Dezember<br />
schloss Pfleiderer daraufhin mit allen<br />
Gläubigerbanken ein bis zum 31. März<br />
2011 laufendes Stillhalteabkommen ab.<br />
In diesem Zeitraum wurde die Regeltilgung<br />
der Kredite ausgesetzt; parallel dazu verzichteten<br />
die Banken auf die Fälligstellung<br />
der Kredite. Anfang April wurde das Stillhalteabkommen<br />
nochmals bis zum 9. Mai<br />
verlängert. Pfleiderer hat im Gegenzug im<br />
Verlauf der letzten Monate einen neuen<br />
Restrukturierungsplan entwickelt.<br />
Das Unternehmen hatte sich bereits seit<br />
Anfang 2010 mit zunehmender Intensität<br />
um mögliche Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der Nettoverschuldung bemüht. In einem<br />
ersten Schritt war am 19. Januar der Gesamtbestand<br />
an eigenen Aktien in Höhe<br />
von insgesamt 2,6 Mio Stück bzw. 4,96 %<br />
des Gr<strong>und</strong>kapitals über die Börse verkauft<br />
worden, womit 18,5 Mio € erlöst wurden.<br />
Mit einer am 4. Februar durchgeführten<br />
Kapitalerhöhung wurde das Gr<strong>und</strong>kapital<br />
über die Ausgabe von 5,3 Mio Aktien<br />
gegen Bareinlagen von zuvor 136,5 Mio<br />
€ auf 150,2 Mio € erhöht. Ab der Jahres-<br />
mitte hat Pfleiderer zudem in verstärktem<br />
Umfang auch mögliche Desinvestitionen<br />
oder Verkäufe von Assets geprüft. Im Verlauf<br />
des vierten Quartals 2010 fielen die<br />
Entscheidungen zur Stilllegung der Werke<br />
Gschwend, Ebersdorf-Friesau <strong>und</strong> Nidda.<br />
Bereits Mitte August 2010 hatte Pfleiderer<br />
zudem bekannt gegeben, dass Verkaufsverhandlungen<br />
für verschiedene Assets<br />
geführt würden, die bei einem günstigen<br />
Verlauf noch im Jahr 2010 abgeschlossen<br />
werden sollten. In der Folge hatten sich vor<br />
allem die Verhandlungen zum Verkauf der<br />
Thermopal GmbH, Leutkirch, konkretisiert.<br />
Ein für Ende November geplanter Abschluss<br />
kam dann aber doch nicht zustande. Im<br />
Verlauf des zweiten Halbjahrs 2010 hatte<br />
Pfleiderer zudem vor allem die Verkaufsmöglichkeiten<br />
für einzelne Osteuropa-Assets<br />
geprüft; die Verhandlungen wurden<br />
allerdings durch relativ hohe Kaufpreisvorstellungen<br />
erschwert. Im ersten Quartal<br />
2011 scheint der Fokus der Verkaufsbemühungen<br />
stärker auf den defizitären<br />
Nordamerika-Aktivitäten von Pfleiderer, der<br />
Pergo AG bzw. einzelnen Pergo-Bereichen<br />
gelegen zu haben. Insbesondere für die<br />
Pergo-Assets hatten mehrere Investmentgesellschaften<br />
<strong>und</strong> Unternehmen aus der<br />
Bodenbelagsbranche Interesse angemeldet;<br />
konkrete Verhandlungen wurden dann<br />
allerdings nicht aufgenommen.<br />
Management räumte<br />
Fehlentscheidungen ein<br />
Overdiek führte die inzwischen eingetretene<br />
Schieflage des Pfleiderer-Konzerns auf<br />
der am 7. April 2011 in Berlin durchgeführten<br />
außerordentlichen Hauptversammlung<br />
unter anderem auch auf Managementfehler<br />
zurück. Die außerordentliche Hauptversammlung<br />
musste einberufen werden,<br />
nachdem Pfleiderer Anfang Februar 2011<br />
für das vergangene Jahr aufgr<strong>und</strong> von Restrukturierungsaufwendungen<br />
<strong>und</strong> Wertberichtigungen<br />
einen Fehlbetrag angezeigt<br />
hatte, der über die Hälfte des Gr<strong>und</strong>kapitals<br />
aufgezehrt hat.<br />
Bei der Einweihung des MDF-Werkes in Grajewo<br />
war der Pfleiderer-Vorstand noch von einer Fortsetzung<br />
der hohen Investitionstätigkeit ausgegangen.<br />
Gut ein Jahr später musste die geplante<br />
Expansion dann weitgehend gestoppt werden.<br />
(Foto: Siempelkamp)<br />
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