Abschlussbericht Expertise - FOGS GmbH
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tiges Angebotselement umfasst (z.B. Drogenambulanz am UKE/Hamburg, Therapieladen/Berlin,<br />
Seehaus-Beratung/Hamburg), berichten über Erfahrungen, dass<br />
die psychotherapeutische Ausrichtung ihrer Arbeit KonsumentInnen und Angehörigen/Eltern<br />
den Zugang erleichtert. Eine solche Ausrichtung entspricht offensichtlich<br />
eher der Selbstwahrnehmung der Klientel als ein suchtbezogener Ansatz. Psychische<br />
Belastungen und Störungen gehen mit dem Cannabismissbrauch einher und stehen<br />
bei dieser (Teilgruppe) junger CannabiskonsumentInnen im Vordergrund des Erlebens.<br />
Die Akzeptanz entsprechend ausgerichteter Angebote wird u.a. dadurch verbessert,<br />
dass die erlebten psychischen Belastungen und Störungen vom Hilfesystem<br />
als behandlungsbedürftig akzeptiert werden, was subjektiv (auch) als Entlastung erlebt<br />
wird.<br />
Über weitere Ansatzpunkte zur Verbesserung des Zugangs zu jungen CannabiskonsumentInnen<br />
berichten einzelne Projekte: z.B. gemeinsame erlebnispädagogische Aktivitäten<br />
mit Einrichtungen der Jugendhilfe (z.B. Stuttgart), aufsuchende Arbeit in Jugendfreizeiteinrichtungen,<br />
Kooperation mit anderen sozialen Einrichtungen in einem Stadtteilprojekt<br />
(z.B. Esslingen), aufsuchende Arbeit in Krankenhäusern (z.B. Bautzen).<br />
3.2.3 Selbstverständnis, Fachlichkeit, Haltungen<br />
Die Projekte wurden u.a. auch nach ihrem Selbstverständnis sowie nach fachlichen<br />
Grundannahmen und Haltungen gefragt. Dieses Thema wurde dabei auch im Hinblick auf<br />
Änderungen bzw. Modifikationen gegenüber der Arbeit mit Opiat- bzw. AlkoholkonsumentInnen<br />
diskutiert. Selbstverständlich können zu einer solchen - eher „weichen“ Thematik<br />
- die Aussagen der Projekte weder in allen Aspekten, noch in ihrer Differenziertheit<br />
dargestellt werden. Bei den nachfolgenden Punkten handelt es sich jedoch um diejenigen<br />
Aspekte, die von den Projekten am häufigsten genannt bzw. akzentuiert wurden:<br />
■ Risikoabschätzung des Cannabiskonsums: Die überwiegende Zahl der Projekte<br />
berichtet über eine Neubewertung der mit dem Cannabiskonsum verbundenen Risiken.<br />
Insbesondere von Projekten, deren Schwerpunkt bisher auf opiatabhängige KonsumentInnen<br />
ausgerichtet war, wurden diese Risiken in der Vergangenheit eher unterschätzt.<br />
Zu veränderten Einschätzungen haben neurobiologische Forschungsergebnisse<br />
zum Cannabiskonsum im Kindes- und Jugendalter ebenso beigetragen wie substanzbezogene<br />
Aspekte (THC-Gehalt). Einen entscheidenden Beitrag dürften jedoch<br />
Erfahrungen mit jungen CannabiskonsumentInnen sowie cannabisbezogene Problemlagen<br />
in der eigenen Beratungspraxis gespielt haben. Dabei sind sowohl die quantitative<br />
Zunahme der Inanspruchnahme von Hilfen als auch die Zunahme von erheblichen<br />
Beeinträchtigungen und Störungen bei einer Teilgruppe der CannabiskonsumentInnen<br />
zu nennen.<br />
■ Klientenorientierung: In Verbindung mit der Neubewertung der cannabisbezogenen<br />
Konsumrisiken berichten viele Projekte über eine veränderte Haltung gegenüber jungen<br />
CannabiskonsumentInnen und ihren Angehörigen/Eltern sowie deren Problemlagen.<br />
Dies bedeutet u.a., auf die klientenseitige Problemdefinition fachlich angemessen<br />
zu reagieren, wobei der Hilfenachfrage durchaus unterschiedliche Anlässe zugrunde<br />
liegen können wie bspw. besorgnisinduzierende Medienberichte zu den Gefahren<br />
des Cannabiskonsums, justizielle Auflagen, Verlust des Führerscheins, Schulversagen,<br />
familiäre Konflikte, Antriebsschwäche, Identitätskrisen. Entscheidend ist<br />
diese „ernst zu nehmen“ sowie eine professionelle Haltung und angemessene Interventionen<br />
zu entwickeln.<br />
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