Abschlussbericht Expertise - FOGS GmbH
Abschlussbericht Expertise - FOGS GmbH
Abschlussbericht Expertise - FOGS GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
same Rolle, bei lediglich 15 % der Projekte erfolgt der Zugang der KlientInnen zu den<br />
Angeboten ausschließlich auf freiwilliger Basis. Auflagen zur Inanspruchnahme werden<br />
am häufigsten durch die Justiz sowie in einem deutlich geringeren Umfang durch Schulen<br />
und Betriebe/Ausbildungsstätten ausgesprochen.<br />
Als SelbstmelderInnen (ohne Vermittlung) sowie über Personen des sozialen Nahfelds<br />
kommt fast die Hälfte der KlientInnen (46 %) in die Projekte. Wie weitere Angaben der<br />
Projekte zeigen, ist der Anteil von jungen CannabiskonsumentInnen, die auf Grund „elterlicher<br />
Einflussnahme“ in die Projekte kommen, als hoch einzuschätzen. Dabei zeigen<br />
sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Projekten. Der Zugang von Eltern/Angehörigen<br />
sowie die Inanspruchnahme von Hilfen ist dort erleichtert, wo Einrichtungen<br />
der Sucht- und Drogenhilfe eine Neuausrichtung ihres Selbstverständnisses vorgenommen<br />
haben oder durch die Schaffung neuer Einrichtungen auf junge DrogenkonsumentInnen<br />
ausgerichtet sind. Auch spielt die Außenwahrnehmung der Projekte bspw.<br />
als „familienorientiert“ sowie die Tatsache, dass Projekte Eltern/Angehörige als eigenständige<br />
Klientel (Erziehungsberatung) verstehen, beim Zugang zu jungen CannabiskonsumentInnen<br />
eine bedeutsame Rolle.<br />
Immerhin 26 % der Vermittlungen in die Projekte erfolgen aus dem Bereich Justiz (und<br />
Polizei). Dabei geht der hohe Anteil von justiziellen Auflagen beim Zugang von jungen<br />
CannabiskonsumentInnen in die Projekte einerseits einher mit einer Sensibilisierung von<br />
Staatsanwaltschaft, Gericht und Bewährungshilfe im Hinblick auf den Zusammenhang<br />
von Cannabiskonsum und deviantem Verhalten. Andererseits haben die Träger der Sucht-<br />
und Drogenhilfe durch die Schaffung von Angeboten (z.B. „Cannabiskurs“, „Auflagenkurs“,<br />
„FreD“) Alternativen zu den bisherigen Instrumenten vor allem des Jugendstrafrechts<br />
(z.B. Sozialstunden, soziale Trainingskurse) und zum Teil durch Kooperationsabsprachen<br />
die Voraussetzungen für eine intensivierte Zuweisung von auffälligen KonsumentInnen<br />
in die Projekte geschaffen. Bei gut einem Drittel der Projekte beträgt der Anteil<br />
der durch die Justiz vermittelten CannabiskonsumentInnen über 70 % aller Erreichten.<br />
Obwohl die Prävalenz von CannabiskonsumentInnen mit schädlichem Gebrauch bzw.<br />
Abhängigkeitssyndrom vermutlich in Einrichtungen der Jugendhilfe gegenüber der<br />
Normalbevölkerung erhöht sein dürfte, fällt der Anteil der Zugänge junger CannabiskonsumentInnen<br />
aus diesem Bereich mit 8 % gering aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />
der suchtspezifischen Qualifizierung von MitarbeiterInnen der Jugendhilfe selbst eine<br />
zentrale Bedeutung zukommt (z.B. durch Projekte wie MOVE). Gleichwohl sollten spezialisierte<br />
Beratungs- und Behandlungsangebote einen verbesserten (indizierten) Zugang<br />
zu cannabiskonsumierenden Jugendlichen in der Jugendhilfe finden. Dies gelingt einzelnen<br />
Projekten u.a. dadurch verbessert, dass verbindliche Vereinbarungen zwischen den<br />
Projekten und einzelnen Trägern der Jugendhilfe getroffen werden, städtische Beratungsstellen<br />
in Trägerschaft der Jugendamts arbeiten oder Jugendhilfeleistungen durch die Projekte<br />
selbst erbracht werden.<br />
Schulen erreichen den größten Teil junger CannabiskonsumentInnen mit einem problematischen<br />
Konsumverhalten. Demgegenüber spielen Schulen bei der Vermittlung dieser<br />
Zielgruppe in (suchtbezogene) Hilfen mit knapp 9 % eine eher nachgeordnete Rolle.<br />
Auch hierbei muss berücksichtigt werden, dass die Qualifizierung von LehrerInnen bzw.<br />
der Schule als soziales System insgesamt mit Blick auf suchtspezifische Problemstellungen<br />
bedeutsam ist. Projekte wie MOVE (NRW) oder „Bekifft in der Schule“ (Hamburg)<br />
verbinden dabei primärpräventive mit interventionsbezogenen Maßnahmen. Zugang zu<br />
spezifischen (externen) Beratungsangeboten finden konsumierende SchülerInnen vor allem<br />
dann, wenn durch entsprechende Richtlinien oder Vereinbarungen der Umgang mit<br />
auffälligen CannabiskonsumentInnen festgelegt und Vermittlungswege gebahnt sind.<br />
45