Abschlussbericht Expertise - FOGS GmbH
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Anzahl der Freunde mit problematischem Cannabiskonsum, subjektive Belastung durch<br />
Arbeit und Schule). Erwartungsgemäß erzielen KlientInnen der Hochrisikogruppe höhere<br />
Werte bei den Konsum- und Belastungsfaktoren als KlientInnen der Niedrigrisikogruppe.<br />
Es muss - und dies zeigen auch Praxiserfahrungen - davon ausgegangen werden, dass diese<br />
Klientengruppen ganz unterschiedliche Erwartungen an das Betreuungsangebot stellen<br />
und dieses folglich flexibel auf die individuellen Bedarfe ausgerichtet sein muss.<br />
Trotz einer verstärkten Nachfrage der Angebote der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe<br />
durch Personen mit cannabisbezogenen Störungen bzw. Risiken muss die Erreichungsquote<br />
von 3,9 KlientInnen auf 1.000 KonsumentInnen - vor dem Hintergrund der Prävalenz-<br />
und Inzidenzraten - als gering eingeschätzt werden. Bei näherer Betrachtung werden<br />
vor allem jugendliche und heranwachsende KonsumentInnen von (illegalen) Drogen<br />
durch die bestehenden Angebote nicht oder nur spät erreicht. Mit Blick auf die Versorgung<br />
junger Menschen sind u.a. folgende Entwicklungsbedarfe zu konstatieren:<br />
■ Förderung der Akzeptanz: Im Jahr 2001 waren bspw. lediglich 3,3 % der Nutzer ambulanter<br />
Beratungs- und Betreuungsangebote unter 18 Jahre alt (vgl. Strobl et al.,<br />
2002). Dies sowie der Umstand, dass Personen mit einem problematischen Cannabiskonsum<br />
durchschnittlich erst gut sechs Jahre nach ihrem Konsumbeginn ambulante<br />
Hilfen nachfragen, verweist auf Akzeptanzprobleme bestehender Angebote der<br />
Sucht- und Drogenhilfe sowie auf die Notwendigkeit einer verbesserten Früherkennung<br />
und -intervention.<br />
■ Konkrete Angebote entwickeln: Broekmann & Schmidt (2001) konnten zeigen, dass<br />
neben ungelösten Fragen im Zusammenhang mit dem Zugang zu jungen cannabiskonsumierenden<br />
Jugendlichen und Heranwachsenden kaum zieladäquate Angebote<br />
bestehen. Probleme bei Anamnese und Diagnostik sowie eine unzureichende Differenzierung<br />
bestehender Angebote konstatieren auch Simon et al. (2004).<br />
■ Schulung von MitarbeiterInnen: Simon et al. (2004) stellen zudem in einer Mitarbeiterbefragung<br />
von Sucht- und Drogenberatungsstellen fest, dass drei von vier<br />
Mitarbeiter sich mit Blick auf die Anforderungen der Arbeit mit jungen CannabiskonsumentInnen<br />
nicht ausreichend gerüstet empfinden.<br />
■ Differenzierung der Angebote: In der gleichen Studie wurde deutlich, dass die Interventionen<br />
und Maßnahmen ambulanter Beratungs- und Behandlungsstellen nicht<br />
nach Risikogruppen differenzieren. Ausgewählte regionale Studien zeigen schließlich,<br />
dass bestehende Hilfesysteme (noch) weitgehend auf die Hilfebedarfe langjährig<br />
Drogenabhängiger ausgerichtet sind (vgl. Görgen et al., 2004; Perkonigg et al., 2004)<br />
und das Versorgungsangebot für suchtgefährdete Jugendliche nur gering entwickelt<br />
ist (vgl. Alte-Teigeler, 1999).<br />
Steigende Hilfebedarfe sowie die versorgungsbezogenen Entwicklungsbedarfe haben<br />
auch auf der drogenpolitischen Ebene zu Initiativen geführt, wobei die nationalen Aktivitäten<br />
eingebettet sind in europäische Initiativen. So hat bspw. der Rat der Europäischen<br />
Union im Juni 2003 eine „Entschließung (...) über die Bedeutung frühzeitiger Maßnahmen<br />
zur Vorbeugung gegen Drogenabhängigkeit und drogenbedingte Schädigungen bei<br />
jugendlichen Drogenkonsumenten“ 1 vorgelegt. Daran anknüpfend hat die Europäische<br />
Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht betont, dass sich Präventionsstrategien<br />
1 Rat der Europäischen Union, horizontale Arbeitsgruppe „Drogen“ des Rates, „Entschließung des Rates über die Bedeutung<br />
frühzeitiger Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Drogenabhängigkeit und drogenbedingte Schädigungen bei<br />
jugendlichen Drogenkonsumenten“, 13. Juni (2003 (5034/4/03).<br />
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