Alternsforschung: Transnational und translational Gemeinsamer ...
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Abstracts<br />
0247<br />
Evaluation der Qualitätsinitiative in der Gemeinwesenorientierten<br />
SeniorInnenarbeit in NRW: Zwischenergebnisse<br />
*D. Köster, V. Miesen<br />
Forschungsinstitut Geragogik, Witten, Deutschland<br />
Fragestellung. Das Forschungsinstitut Geragogik (FoGera) entwickelte<br />
gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden 12 Qualitätsziele für die<br />
Gemeinwesenorientierte SeniorInnenarbeit in NRW. Die Qualitätsziele<br />
sind Instrumente zur Reflexion <strong>und</strong> werden zurzeit im Rahmen einer<br />
Qualitätsinitiative in 11 Projektstandorten durch eine Trias (jeweils<br />
ein/e Hauptamtliche/r des Wohlfahrtsverbandes, der Stadtverwaltung<br />
<strong>und</strong> ein/e Freiwillige/r aus der örtlichen Seniorenvertretung) erprobt.<br />
Die wissenschaftliche Begleitforschung untersucht, ob die Qualitätsziele<br />
geeignete Instrumente für Qualitätsentwicklungsprozesse in der<br />
Gemeinwesenorientierten SeniorInnenarbeit sind.<br />
Methoden. Durch eine formative Evaluation (teilstandardisierte Fragebögen,<br />
Experteninterviews, teilnehmende Beobachtung) wird der Prozessverlauf<br />
systematisch begleitet. Die Ergebnisse werden in den weiteren<br />
Projektverlauf zurückgespiegelt.<br />
Ergebnisse. Evaluationsgegenstand ist unter anderem die Qualifizierung<br />
der Trias-Mitglieder, welche von den Teilnehmenden positiv bewertet<br />
wird. Sie haben sich den gr<strong>und</strong>legenden Ansatz des selbstbestimmten<br />
Lernens angeeignet <strong>und</strong> wertvolle Anregungen für die Praxis vor Ort<br />
erhalten. In den Projekten vor Ort sind die Qualitätsziele 2 (Milieus <strong>und</strong><br />
Geschlecht), 5 (Transparenz <strong>und</strong> Vernetzung) <strong>und</strong> 7 (Qualifizierung<br />
von Berufstätigen <strong>und</strong> Freiwilligen) von besonderer Bedeutung.<br />
Schlussfolgerungen. Die Trias ist die zentrale soziale Innovation der<br />
Qualitätsinitiative. Sie hat in ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung<br />
vielfältige Herausforderungen für ein gelingendes Projekt zu<br />
bewältigen <strong>und</strong> kann ein Modell für einen Paradigmenwechsel in der<br />
SeniorInnenarbeit sein.<br />
0253<br />
Nutzung psychosozialer Unterstützungsangebote durch versorgende<br />
Angehörige von Menschen mit Demenz<br />
K. Bindel 1 , J. Haberstroh 2, *V. Tesky 1 , K. Krause 1 , T. Kolling 3 , M. Knopf 3 ,<br />
J. Pantel 1<br />
1 Institut für Allgemeinmedizin, Goethe Universität Frankfurt, Arbeitsbereich<br />
Altersmedizin, Frankfurt, Deutschland, 2 Fachbereich Erziehungswissenschaften,<br />
Goethe-Universität, Interdisziplinäre Alternswissenschaft,<br />
Frankfurt, Deutschland, 3 Institut für Psychologie, Goethe-Universität ,<br />
Abteilung Entwicklungspsychologie, Frankfurt, Deutschland<br />
Trotz eines häufig hohen Bedarfs werden psychosoziale Unterstützungsangebote<br />
von versorgenden Angehörigen nur selten genutzt].<br />
Erklärungsansätze zu diesem Verhalten sind nicht einheitlich. Daher<br />
wurden mögliche Charakteristiken verschiedener „Nichtnutzer-Typen“<br />
untersucht. Eine bessere Abstimmung der Angebote auf Bedürfnisse<br />
versorgender Angehöriger soll zu einer Steigerung der Nutzung beitragen.<br />
Es wurden 80 versorgende Angehörige online im Querschnitt<br />
über ihre Situation, Bedürfnisse <strong>und</strong> Kenntnisse im Hinblick auf Unterstützungsangebote<br />
befragt. 39 Personen hatten als „Nichtnutzer“ noch<br />
nie an einem Unterstützungsangebot teilgenommen. Die Ergebnisse<br />
weisen auf drei verschiedene Typen von Nichtnutzern mit geringem,<br />
grenzwertigem oder hohem Bedarf hin. Dabei waren besonders die individuelle<br />
positive Lebensorientierung, soziale Kompetenz <strong>und</strong> subjektive<br />
Ges<strong>und</strong>heit für die Unterscheidung bedeutsam.<br />
Je nach Bedarf können versorgende Angehörige von bestimmten Angeboten<br />
bevorzugt profitieren. Auf die individuelle Betreuungssituation<br />
abzielende Beratung <strong>und</strong> Unterstützung waren Angehörigen am wichtigsten<br />
<strong>und</strong> sind neben der Stärkung positiver Gr<strong>und</strong>überzeugungen<br />
bei der Gestaltung neuer Angebote besonders zu beachten. Hausärzte<br />
könnten vor allem bei ges<strong>und</strong>heitlich angeschlagenen Angehörigen verstärkt<br />
eine Vermittlerrolle einnehmen.<br />
134 | Zeitschrift für Gerontologie <strong>und</strong> Geriatrie · Supplement 1 · 2012<br />
0255<br />
Neurologischer Funktionstest unterer Rumpf (F-Test)<br />
*J. Merkert, S. Butz, R. Nieczaj, E. Steinhagen- Thiessen, R. Eckhardt<br />
Charité am EGZB, Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland<br />
Eine adäquate Funktion des Rumpfes als Basis einer effektiven posturalen<br />
Kontrolle <strong>und</strong> Balancefähigkeit für die Aufrechthaltung des<br />
Körpers, ein physiologisches Gangbild <strong>und</strong> das Hantieren der oberen<br />
Extremität ist ein wesentliches Ziel in der motorischen neurologischen<br />
Rehabilitation. Der hier vorgestellte Neurologische Funktionstest unterer<br />
Rumpf wurde von unserer Arbeitsgruppe in Ergänzung zur Berg-<br />
Balance-Scale für die therapeutische Diagnostik <strong>und</strong> Verlaufskontrolle<br />
der Stabilität <strong>und</strong> Funktion des unteren Rumpfes neurologischer Patienten<br />
in der Frühphase der Rehabilitation oder bei noch geringer motorischer<br />
Erholung entwickelt. Bisher verfügbare Tests sind auf Gr<strong>und</strong><br />
des Bodeneffektes bei schwer betroffenen neurologischen Patienten zu<br />
wenig empfindlich. Der Funktionstest unterer Rumpf erfordert nur<br />
einen geringen zeitlichen, materiellen Aufwand <strong>und</strong> ist einfach zu<br />
handhaben. Anhand von sechs Aufgaben, die auch der noch weitgehend<br />
bettlägerige Patient im Liegen durchführen kann, erfolgt die qualitative<br />
Beurteilung der selektiven Funktion des unteren Rumpfes. Die<br />
Bewertung wird analog der Berg-Balance-Scale auf einer 5-Punke-Skala<br />
vorgenommen. Erste Studienergebnisse an 66 stationären/teilstationären<br />
neurologischen Patienten ≥60 Jahre zeigten eine hohe Reliabilität<br />
sowie Responsivität des Testes. Der F-Test ist somit in der klinischen<br />
Routine, in der neurologischen Rehabilitation, zur Verlaufskontrolle als<br />
auch für wissenschaftliche Untersuchungen empfehlenswert.<br />
0273<br />
Zu Hause wohnen bis zuletzt – sozialarbeiterische Interventionsketten<br />
(Teilprojekt innovativ-ganzheitliche Dienste)<br />
*A. Hedtke-Becker 1 , U. Otto 2 , R. Hoevels 1 , G. Stumpp 1 , S. Beck 2<br />
1 Hochschule, Sozialwesen, Mannheim, Deutschland, 2 Fachhochschule St.<br />
Gallen, Soziale Arbeit, St. Gallen, Schweiz<br />
Einleitung. „Zu Hause wohnen bis zuletzt“ – dies wünschen sich die<br />
meisten Älteren auch bei wachsendem Pflegebedarf. Internationales<br />
Credo dabei ist „Aging in place“ <strong>und</strong> „ambulant vor stationär“. Dabei<br />
sterben die meisten Menschen in Institutionen. Weder die familiäre<br />
Pflege noch die Inanspruchnahme ambulanter Pflege allein scheint<br />
das Zu Hause bleiben auf Dauer zu ermöglichen. Das binationale F+E-<br />
ProjektInnoWo (D+CH) will mehrperspektivisch beantworten, was<br />
a) innovative gemeinschaftliche Wohnformen bzw. b) innovativ-ganzheitliche<br />
Dienste hier bewirken können: Welche Bedingungen sind für<br />
den Verbleib zuhause – bis zum Tode – sowie die Lebensqualität aller<br />
Beteiligten zentral? Wo sind die „Kann-Bruchstellen“, die letztendlich<br />
– oft gegen den Wunsch der Betroffenen – zur Heimaufnahme führen<br />
(Hedtke-Becker u. a. 2012a, b; Otto u. a. 2012).<br />
Methode. intensive längsschnittliche qualitative Fallstudien in ausgewählten<br />
Bestpracticesettings. Ergebnisse/Diskussion: Interventionsketten<br />
sozialarbeiterischen Handelns im Zusammenwirken multiprofessioneller<br />
Vernetzung sind höchst bedeutsam. Die Versorgung<br />
chronisch schwer kranker Älterer kann zuhause lange gelingen, ist aber<br />
hoch störanfällig. Umso wesentlicher ist das Prinzip der Entschleunigung.<br />
Die Fälle zeigen im Längsschnitt, wie nötig ein stufenweises, immer<br />
neu fein zu justierendes Vorgehen ist. Vor weiteren Interventionen<br />
<strong>und</strong> praktischer Unterstützung sind durch intensiv-verbindlich-flexible<br />
Bezugssozialarbeit oft monatelange Phasen des Beziehungsaufbaus, der<br />
versuchsweise eingeführten Hilfemaßnahmen <strong>und</strong> lange Übergangsphasen<br />
vorzuschalten. Die Begleitung ist umso diffiziler, je mehr Akteure<br />
<strong>und</strong> divergierende Interessen einzubeziehen sind.