Alternsforschung: Transnational und translational Gemeinsamer ...
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Abstracts<br />
0256<br />
Ges<strong>und</strong>heitsökonomische Effekte der potenziell inadäquaten<br />
Medikation<br />
*D. Bowles, W. Greiner<br />
Universität Bielefeld, Fakultät für Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften, Ges<strong>und</strong>heitsökonomie<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanagement, Bielefeld, Deutschland<br />
Hintergr<strong>und</strong>. Bisherige Studien zur potenziell inadäquaten Medikation<br />
(PIM) konzentrieren sich überwiegend auf die Verbreitung des Phänomens,<br />
den diesbezüglichen Einfluss auf den Ges<strong>und</strong>heitszustand der<br />
Betroffenen sowie die Identifikation von Risikofaktoren. Ges<strong>und</strong>heitsökonomische<br />
Effekte werden weitaus seltener betrachtet.<br />
Methodik. Ziel ist es, den bisherigen Kenntnisstand um die ges<strong>und</strong>heitsökonomischen<br />
Effekte von PIM zusammenzufassen <strong>und</strong> Implikationen<br />
für zukünftige Forschungsaktivitäten aufzuzeigen. Im Rahmen einer<br />
systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE®<br />
<strong>und</strong> Web of Science® wurden die bislang verfügbaren Studienergebnisse<br />
aufgearbeitet. Als ges<strong>und</strong>heitsökonomische Zielkriterien fungierten<br />
der ges<strong>und</strong>heitsbezogene Ressourcenverbrauch <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben.<br />
Ergebnisse. Die Mehrzahl der 11 identifizierten Studien weist darauf<br />
hin, dass Personen mit PIM mehr Ges<strong>und</strong>heitsleistungen in Anspruch<br />
nehmen <strong>und</strong> höhere Ges<strong>und</strong>heitsausgaben verursachen als Personen<br />
ohne PIM -überwiegend unabhängig vom Alter, Geschlecht, dem Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
<strong>und</strong> weiteren Einflussfaktoren. Unterschiede in der<br />
Methodik schränken den Vergleich, die Belastbarkeit <strong>und</strong> die Übertragbarkeit<br />
der Ergebnisse auf andere Länder jedoch ein.<br />
Schlussfolgerungen. Die Studienergebnisse legen einen positiven Einfluss<br />
von PIM auf den ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Ressourcenverbrauch <strong>und</strong><br />
die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben nahe. Für Deutschland fehlen bislang vergleichbare<br />
Studien. Die zunehmende Anwendung der PRISCUS-Liste<br />
oder vergleichbarer Kriterien in deutschen Studien sollte aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> vermehrt auch die ges<strong>und</strong>heitsökonomischen Effekte von PIM<br />
mit einbeziehen.<br />
0257<br />
The phenotype of familial longevity<br />
A. Maier<br />
Leiden University Medical Center, Gerontology and Geriatrics, Leiden,<br />
Niederlande<br />
Mechanisms <strong>und</strong>erlying variation in human life expectancy are largely<br />
unknown. Nonagenarian siblings show a 41% lower risk of mortality<br />
compared to sporadic nonagenarians from the general population. Furthermore,<br />
middle-aged offspring of nonagenarian siblings enriched for<br />
exceptional longevity show a significantly lower prevalence of morbidity<br />
than their partners as representatives of the general population.<br />
These data reinforce the notion that resilience against disease and death<br />
have similar <strong>und</strong>erlying biology that is determined by genetic or familial<br />
factors. Within the Leiden Longevity Study (LLS) we performed labour-intensive<br />
biobanking, deep phenotyping and genomic research to<br />
provide insights into the mechanisms that drive human longevity and<br />
healthy ageing, beyond the associations usually provided by molecular<br />
and genetic epidemiology. One example of <strong>translational</strong> research within<br />
the LLS is the role of metabolic control in longevity. Despite similar<br />
body composition, the offspring of nonagenarian siblings showed a better<br />
glucose tolerance than their partners, centralizing the role of favorable<br />
glucose metabolism in familial longevity. We investigated the association<br />
between glucose and perceived age as a good estimate of health.<br />
Perceived age increased 0.4 years per 1 mmol/L increase in glucose level<br />
in non-diabetic subjects. Furthermore, skin fibroblast obtained from<br />
offspring showed less induction of cellular senescence after in vitro<br />
stress using glucose. Cytokine production capacity of whole blood after<br />
stimulation was also highly dependent on glucose control. The data pro-<br />
62 | Zeitschrift für Gerontologie <strong>und</strong> Geriatrie · Supplement 1 · 2012<br />
vide strong support for the hypothesis that cellular responses to metabolic<br />
stress reflect the propensity for human longevity.<br />
0258<br />
Diabetes mellitus <strong>und</strong> Demenz<br />
D. Kopf<br />
Marienkrankenhaus, Geriatrische Klinik, Hamburg, Deutschland<br />
Diabetes mellitus erhöht das Risiko, sowohl an einer Alzheimer- als<br />
auch an einer vaskulären Demenz zu erkranken. Als Ursache für diesen<br />
Zusammenhang liegt nahe, dass die Hyperglykämie die hirnversorgenden<br />
Gefäße schädigt. Daneben spielen Insulin <strong>und</strong> Glukose aber auch<br />
eine zentrale Rolle bei der Einspeicherung von Gedächtnisinhalten sowie<br />
beim Energiestoffwechsel der Nervenzellen. Insulinrezeptoren <strong>und</strong><br />
insulinabhängige Glukosetransporter sind im Gehirn in den Regionen<br />
in besonders hoher Dichte vorhanden, die für Gedächtnisprozesse bedeutsam<br />
sind. Körperliche Aktivität <strong>und</strong> fettarme Ernährung sind<br />
nicht nur effektiv in der Prävention eines Diabetes mellitus, sondern<br />
auch in der Prävention einer Demenz. Ob sich durch eine konsequente<br />
Stoffwechseleinstellung eines bereits manifesten Diabetes mellitus das<br />
Demenzrisiko noch senken lässt, ist unsicher. Dagegen kommt der Vermeidung<br />
von Hypoglykämien eine besondere Bedeutung zu. Auf jeden<br />
Fall müssen zur Prävention der Demenz Hypoglykämien im Rahmen<br />
der Diabeteseinstellung vermieden werden.<br />
0259<br />
Die weibliche Dranginkontinenz ist ein anatomischer Defekt, der<br />
operativ geheilt werden kann!<br />
*W. Jäger, S. Ludwig, P. Mallmann<br />
Universitäts-Frauenklinik, Urogynäkologie, Köln, Deutschland<br />
Fragestellung. Die weibliche Dranginkontinenz ist eine Erkrankung<br />
der Postmenopause. Fast jede zweite Frau im Alter von 70 Jahren leidet<br />
darunter. Bisher galt die Dranginkontinenz als eine neurologische Störung<br />
der Blase. Alle Medikamente oder physikalischen Behandlungsmaßnahmen<br />
waren nicht effektiver als Plazebo. Wir haben vor einigen<br />
Jahren zeigen können, dass die Dranginkontinenz keine neurologische<br />
Erkrankung ist, sondern auf einem Banddefekt der Utero-Sacral-Ligamente<br />
beruht. In den letzten Jahren haben wir Operationsmethoden<br />
entwickelt, mit denen wir diese Bänder wieder augmentieren können.<br />
Methoden. Seit 2004 haben wir ein operatives Verfahren zum Ersatz der<br />
Bänder entwickelt. Seit 2007 haben wir ein standardisiertes Verfahren<br />
(VASA oder CESA) mit dem wir mehr als 600 Frauen mit einer Dranginkontinenz<br />
operiert haben. 75% dieser Frauen waren entweder immer<br />
nass oder konnten den Urin nicht länger als 10 Minuten einhalten. Die<br />
geheilten Frauen haben uns auf eine Reihe von „Nebenwirkungen“ aufmerksam<br />
gemacht, die wir seit 2010 wissenschaftlich untersuchen. Die<br />
wichtigsten Veränderungen sahen wir auf den Gebieten der Lebensgestaltung,<br />
der Depression, der kognitiven Schwäche <strong>und</strong> der Sexualität.<br />
Ergebnisse. 83% der Frauen konnten langfristig durch die Operation geheilt<br />
werden! Das mittlere Alter der Frauen lag bei 70 Jahren. Die Operation<br />
dauerte – je nach Körpergewicht – zwischen 60 <strong>und</strong> 140 Minuten.<br />
Der Blutverlust war gering. Trotz vieler Analysen gelang es bisher<br />
noch nicht, die 17% der Frauen zu differenzieren, die durch die Operation<br />
nicht geheilt werden können.<br />
Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse der Operation kann man mit der<br />
Aussage der meisten Frauen zusammenfassen: „Ich habe ein neues Leben!“