EF 2016
Einkaufsführer Produktionsautomatisierung - Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Positioniersysteme<br />
Hexapoden in der Mikroproduktion<br />
Präzise positionieren bei Montage und Qualitätssicherung:<br />
Bild 1: Der Hexapod lässt sich dank seiner hohen Quersteifigkeit in<br />
beliebiger Richtung montieren. (Alle Bilder: PI)<br />
Was haben optische Komponenten,<br />
Glasfasern in der Photonik, Smartphones<br />
und hochwertige Armbanduhren<br />
gemeinsam? Mehr als man<br />
denkt: Schließlich geht es in allen<br />
Fällen darum, bei der Montage die<br />
einzelnen Komponenten, Bauelemente<br />
oder Werkstücke präzise zu<br />
positionieren, meist sogar in mehreren<br />
Achsen. Aber nicht nur während<br />
dieser Montageprozesse gilt<br />
es, auf engstem Raum mit höchster<br />
Genauigkeit zu arbeiten. Auch für<br />
die begleitende oder an die Montage<br />
anschließende Qualitätssicherung<br />
müssen Mess sonden, Optik<br />
oder Kamera systeme exakt positioniert<br />
werden. Die Spanne reicht<br />
von „manueller Manipulation“ unter<br />
dem Mikroskop bis hin zu vollständig<br />
automatisierten, kamerabasierten<br />
Lösungen. Hierfür gilt es, die passenden<br />
Positioniersysteme zu finden.<br />
Die Mikroproduktionstechnik verlangt<br />
heute sowohl bei der Montage<br />
als auch bei der Qualitätssicherung<br />
nach präzisen, meist mehrachsigen<br />
Positioniersystemen, die möglichst<br />
kompakt sein sollen, um sich gut in<br />
die Fertigungseinheiten zu integrieren<br />
(Bild 1). Dabei müssen meist<br />
geringe Massen positioniert werden.<br />
Ein gutes Beispiel für eine solche<br />
Fertigung liefert die Uhrenindustrie,<br />
denn die Produktion der feinmechanischen<br />
Wunderwerke verlangt<br />
der eingesetzten Positioniertechnik<br />
einiges ab. Ähnliche Beispiele<br />
finden sich in vielen anderen<br />
Sparten, z.B. bei der Produktion<br />
von mobilen Endgeräten, wenn<br />
bestimmte Bauteile im Gerät für das<br />
Verkleben exakt ausgerichtet und<br />
in Position gehalten werden müssen.<br />
Gleiches gilt für das Justieren<br />
optischer Linsen z.B. in Objektiven,<br />
Ferngläsern oder auch auf Kamera-<br />
Sensorchips, etwa für Rückfahrkameras<br />
im Kfz-Bereich. Auch die Photonik<br />
stellt solche Anforderungen,<br />
wenn die Fasern exakt positioniert<br />
werden müssen, um das „First Light“<br />
zu erreichen (Bild 2).<br />
Sind solche Arbeitsabläufe volloder<br />
teilautomatisiert, ist man auf<br />
die Signale externer Sensoren,<br />
Kameras oder Machine-Vision-<br />
Bild 2: Auch die Photonik stellt hohe Anforderungen, wenn<br />
die Fasern exakt positioniert werden müssen, um das<br />
sogenannte „First light“ zu erreichen.<br />
Lösungen angewiesen. Das verwendete<br />
Positioniersystem sollte<br />
sich deshalb möglichst einfach in<br />
den übergeordneten Automatisierungsverbund<br />
integrieren lassen –<br />
eine Forderung, die für die Mikromontage<br />
ebenso gilt wie für die<br />
Qualitätssicherung.<br />
Die Praxis zeigt, dass sich hier<br />
parallelkinematische Systeme anbieten.<br />
Ein gutes Beispiel sind sogenannte<br />
Hexapoden, also sechsachsige<br />
parallelkinematische Systeme,<br />
die im Mikro- und Submikrometerbereich<br />
genau positionieren können.<br />
Aufgrund ihrer hohen Steifigkeit<br />
haben sie ein ausgezeichnetes<br />
Regel- und Einschwingverhalten.<br />
Sie positionieren die Lasten in<br />
drei linearen und drei rotatorischen<br />
Achsen. Dabei wirken alle Antriebe<br />
auf eine einzige bewegte Plattform,<br />
woraus sich weitere Vorteile<br />
gegenüber seriellen, also gestapelten<br />
Systemen (Bild 3) ergeben:<br />
bessere Bahntreue, größere Wiederholgenauigkeit<br />
und Ablaufebenheit,<br />
geringere bewegte Masse und<br />
damit höhere, für alle Bewegungsachsen<br />
gleiche Dynamik, kein Mitschleppen<br />
von Kabeln und kompakterer<br />
Aufbau. Der Drehpunkt<br />
(Pivot-Punkt) ist frei definierbar.<br />
Ein typischer Vertreter<br />
ist der Miniatur-Hexapod H-811<br />
(Bild 4) von PI. Mit Stellbereichen<br />
bis 34 mm und 42° in den linearen/rotatorischen<br />
Achsen und<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Phys. Steffen Arnold,<br />
Leiter „Markt und Produkte“<br />
bei Physik Instrumente (PI)<br />
GmbH & Co. KG, und<br />
Ellen-Christine Reiff, M.A.,<br />
Redaktionsbüro Stutensee<br />
Bild 3: Im Gegensatz zur seriellen Kinematik wirken bei<br />
parallelkinematischen Systemen alle Aktoren unmittelbar auf die<br />
gleiche Plattform<br />
120 Einkaufsführer Produktionsautomatisierung <strong>2016</strong>