EF 2016

Editorial
Karsten Kopka
Product Marketing Manager
Embedded Boards & Systems bei
Bicker Elektronik GmbH, www.bicker.de
Der Blick über den eigenen
Tellerrand…
… ist nicht zuletzt im Bereich der Industriecomputer und Embedded-Systeme
von großer Bedeutung – insbesondere was das perfekte Zusammenspiel
der beiden zentralen Komponenten Netzteil und Mainboard anbelangt. Denn
trotz entsprechender Design-Guides kommt es in der Praxis bei bestimmen
Kombinationen immer wieder zu unerklärlichen Systemabstürzen oder
Unregelmäßigkeiten während des Systemstarts. Genau hier setzt das
Power+Board-Programm an, welches Systementwickler effektiv unterstützt.
In enger Zusammenarbeit mit den Board-Herstellern werden im Rahmen
umfangreicher Tests Industrie- und Medizin-Netzteile in Verbindung mit
ausgewählten Mainboards auf „Herz und Nieren“ geprüft und so sichergestellt,
dass diese Kombinationen auch unter extremen Bedingungen zuverlässig
zusammenarbeiten.
„Warum beschäftigt sich ein Stromversorgungshersteller mit Mainboards?“,
wird sich vielleicht mancher Leser fragen. Nun, die Antwort auf diese Frage
ist im Grunde genommen sehr einfach: In der Regel müssen Entwickler von
Industrie-PCs sehr viel Zeit in die Auswahl einer zuverlässigen Netzteil-
Mainboard-Kombination und die anschließenden Testläufe investieren, um
sicherzustellen, dass die ausgewählten Komponenten perfekt zueinander
passen. Bei IPC- und Embedded-Systemen ist ein ganzheitlicher Ansatz
deshalb unumgänglich, d.h. es darf nicht nur die Stromversorgung isoliert
betrachtet werden, sondern der Stromversorgungshersteller muss immer wieder
„über den eigenen Tellerrand hinaus“ denken und zentrale Komponenten wie
das Mainboard und dessen Eigenschaften in die Konzeption einbeziehen. Aus
der langjährigen Design-In-Erfahrung mit dieser Thematik entstand die Idee
für das Power+Board-Programm mit Industrie-Mainboards unterschiedlicher
Hersteller. Mit den bereits getesteten Netzteil+Mainboard-Bundles erhalten
Systementwickler eine sichere Komplettlösung aus einer Hand, mit der sie Zeit,
Kosten und Nerven sparen können.
Bei den Laborprüfungen wird unter anderem das Einschaltverhalten und
Start-Up-Timing aller Ausgangsspannungen, die Einschaltstrom-Kennlinie,
die Performance im Idle-Mode und unter Burn-In-Bedingungen ausführlich
analysiert und messtechnisch dokumentiert.
Zusätzlich wird das Systemverhalten an den Belastungsgrenzen des
Netzteiles sowie bei dynamischen Lasten geprüft. Diese dynamischen
Lastsprünge, welche durch das Mainboard selbst oder andere
Systemkomponenten verursacht werden, haben einen sehr großen Einfluss
auf die Stabilität der Ausgangsspannungen eines Netzteiles und somit auf
die Stabilität des Gesamtsystems. Hier ist die Regelung eines Netzteiles
gefordert, die sprunghafte Laständerung innerhalb von Sekundenbruchteilen
ohne signifikanten Einbruch oder Überschwingen der Ausgangsspannung
nachzuregeln – und somit innerhalb der definierten Grenzwerte zu bleiben.
Diese Problematik wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen,
betrachtet man nur die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Schnittstellen-
Standards wie beispielsweise USB Typ C: Pro USB-Port sollen Geräte mit
einer Leistung von bis zu 100 Watt „spontan“ an- und abgesteckt werden
können! Nur eine von vielen Herausforderungen für Stromversorgungs- und
Mainboardhersteller, die in Zukunft sicherlich noch enger zusammenarbeiten
werden, um adäquate und zuverlässige Lösungen für die Industrie und
Medizintechnik zu finden. Wir freuen uns auf diese Aufgaben und werden
unseren Blick stets ein Stück über den eigenen Tellerrand hinaus richten…
Karsten Kopka, Bicker Elektronik GmbH
Einkaufsführer Produktionsautomatisierung 2016 3