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EF 2016

Einkaufsführer Produktionsautomatisierung - Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

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Software/Tools/Kits<br />

trächtigen. Um diese Einflüsse zu<br />

umgehen, können entsprechende<br />

Prozesse stattdessen im Dedicated-<br />

Modus ausgeführt werden.<br />

Speedloop-Modus für<br />

Frequenzen bis zu 1 MHz<br />

und mehr<br />

Hierbei werden einzelne exklusiv<br />

verwendbare CPU-Kerne bereitgestellt,<br />

welche ausschließlich für das<br />

Echtzeitsystem zur Verfügung stehen.<br />

Windows wird dabei schon im<br />

Bootvorgang angewiesen, auf weniger<br />

Kernen hochzufahren, so dass<br />

Echtzeit und Windows parallel laufen,<br />

anstatt sich Ressourcen teilen<br />

zu müssen. Auf diese Weise können<br />

Echtzeit-Timer mit Task-Frequenzen<br />

von bis zu 100 kHz, bei<br />

Abweichungen von bis hinunter zu<br />

1 µs realisiert werden. Im speziellen<br />

„Speedloop-Modus“ kann darüber<br />

hinaus eine CPU exklusiv mit einer<br />

einzelnen Callback-Funktion belegt<br />

werden, womit sogar Frequenzen bis<br />

zu 1 MHz und mehr erzielbar sind.<br />

Stabiles Jitterverhalten<br />

Neben den aktuellen Vorteilen<br />

für Präzision und Effizienz werden<br />

dedizierte CPUs zum Erreichen von<br />

Echtzeit auch für die nahe Zukunft<br />

an Bedeutung gewinnen. Bereits<br />

Anfang 2015 wird der Mainstream<br />

Support von Windows 7 eingestellt,<br />

wodurch es für die meisten zukünftigen<br />

Entwicklungen schließlich<br />

auf Windows 8 und folgende Versionen<br />

hinausläuft. Ab Windows 8<br />

ist die geteilte Nutzung von Ressourcen<br />

ohnehin nicht mehr möglich,<br />

was den Shared-Modus letztendlich<br />

ausschließt. Deshalb stellt<br />

hier die Trennung von Windows und<br />

Echtzeit den logischen Schritt dar,<br />

um ein stabiles Jitterverhalten zu<br />

garantieren.<br />

Prioritätsgesteuertes,<br />

präemptives Multitasking-<br />

System<br />

Das Echtzeitsystem der „Real-<br />

Time Suite“ selbst ist einem autark<br />

betriebenen Echtzeitbetriebssystem<br />

ebenbürtig. So stellt das prioritätsgesteuerte,<br />

präemptive Multitasking-<br />

System dabei sicher, dass die wichtigsten<br />

Tasks auf jeder logischen<br />

CPU stets zuerst ausgeführt und<br />

unterbrochene Prozesse am Punkt<br />

des Interrupts fortgesetzt werden.<br />

Weiterhin wird zur Vermeidung der<br />

Prioritätsinversion die Methode<br />

der Prioritätsvererbung verwendet.<br />

Bis zu 255 Prioritätsstufen können<br />

konfiguriert und zudem dynamisch<br />

angepasst werden, wobei<br />

Tasks mit gleicher Prioritätsstufe<br />

nach dem „Round-Robin”-Verfahren<br />

behandelt werden. Bei all diesen<br />

Prioritätsmechanismen besitzt<br />

Windows stets die Stufe 0, also die<br />

geringste Priorität, um sicherzustellen,<br />

dass die relevanten Ressourcen<br />

vorrangig für das Echtzeitsystem<br />

bereitstehen.<br />

Vielfältige Synchronisationsmechanismen,<br />

wie zum Beispiel<br />

Semaphore, Mutexe, Events und<br />

Pipes stehen zur Verfügung. Auch<br />

zur schnellen Kommunikation zwischen<br />

Echtzeitkontext und Anwendung<br />

werden Events, Shared Memory,<br />

Daten- oder Message-Pipes sowie<br />

Sockets bereitgestellt.<br />

Nativer Maschinencode<br />

Da zum Erreichen von “harten”<br />

Echtzeiteigenschaften die Ausführung<br />

des Anwendungscodes<br />

auf der Kernel-Ebene vorausgesetzt<br />

wird, müssen die verwendeten<br />

Programmiersprachen in der<br />

Lage sein, nativen Maschinencode<br />

zu erzeugen. Hierbei können<br />

Anwender auf vertraute Sprachen<br />

wie C/C++ oder Delphi zurückgreifen<br />

sowie weit verbreitete Entwicklungsumgebungen<br />

wie z.B. Microsoft<br />

Visual Studio nutzen.<br />

Anbindung an die<br />

Außenwelt<br />

Die modulare Verknüpfung des<br />

Systems mit externen Geräten und<br />

Prozessen erfolgt über verschiedene<br />

Schnittstellen im Echtzeitkontext.<br />

Sollen mehrere Steuerungseinheiten<br />

und Sensor-/Aktor-Baugruppen<br />

auch untereinander große Mengen<br />

an Prozessdaten mit garantierten<br />

Jitterzeiten transferieren, so<br />

bietet sich auf der Feldebene eine<br />

Echtzeit-Lösung auf der Grundlage<br />

des Ethernet-basierten Automatisierungsprotokolls<br />

EtherCAT an. Der<br />

EtherCAT Master ist dabei in der<br />

Echtzeitumgebung von Kithara integriert<br />

und ermöglicht Zykluszeiten<br />

bis hinab zu etwa 50 µs. Weiterhin<br />

umfasst der Master alle von Ether-<br />

CAT bekannten Mechanismen wie<br />

Topologieerkennung, Distributed<br />

Clocks zur genauen Zeitsynchronisation<br />

der Ein- und Ausgangssignale,<br />

Hot-Connect und Kabelredundanz<br />

sowie die gängigen Protokolle<br />

wie zum Beispiel für Ethernet-<br />

Kommunikation, Dateitransfer oder<br />

sicherheitsgerichtete Steuerungen.<br />

Zukunftsweisende Automatisierungsanlagen<br />

profitieren mit PCs als Slaves<br />

in einer höheren Topologie oder<br />

dem EtherCAT Automation Protocol<br />

für schnelle ebenenübergreifende<br />

Peer-to-Peer-Kommunikation<br />

zudem von einer hohen horizontalen<br />

Skalierbarkeit.<br />

Nachfrage stark gestiegen<br />

Auf dem Gebiet der Automatisierung<br />

gewinnt vor allem die industrielle<br />

Bildverarbeitung weiter an<br />

Bedeutung. Die immer leistungsfähigeren<br />

Kameras, mit modernen<br />

Standards wie GigE Vision oder<br />

USB3 Vision, finden vermehrt Einsatz<br />

in der Robotik, Fertigung, Medizintechnik<br />

oder bei der Qualitätssicherung.<br />

Auch in diesen Bereichen<br />

steigen jedoch stetig die Anforderungen<br />

und damit die Nachfrage<br />

an Echtzeitlösungen. Wurden früher<br />

Werkstücke oder Schüttgut<br />

nur stichprobenartig einer Qualitätskontrolle<br />

unterzogen, so stellen<br />

heutige Ansprüche bereits die<br />

Aufgabe, jedes einzelne Teil präzise<br />

zu erfassen und die Bilddaten an<br />

verarbeitende Prozesse weiterzugeben.<br />

Bei steigenden Verarbeitungsmengen<br />

und schnellen Durchlaufzeiten<br />

kann dies ebenfalls nur noch<br />

in Verbindung mit harten Echtzeiteigenschaften<br />

bewerkstelligt werden.<br />

Harte Echtzeit ist kein bloßes<br />

Leistungsmerkmal. Für zahlreiche<br />

Anwendungen ist sie eine strikte<br />

Voraussetzung. Dass die Anzahl<br />

solcher Applikationen auch weiterhin<br />

stark steigen wird, zeigen<br />

Bereiche wie Automatisierung<br />

oder Bildverarbeitung. So<br />

können präzise Robotersysteme<br />

hochfrequent Sensordaten<br />

abfragen, um sich exakt auf<br />

den Zehntel Millimeter genau<br />

zu bewegen oder Bildverarbeitungssysteme<br />

Schüttgut noch<br />

Fazit<br />

Baugruppen besser<br />

entwickeln und testen<br />

Die im Automobilbereich verwendeten<br />

Bussysteme LIN, CAN oder<br />

FlexRay können ebenfalls unmittelbar<br />

aus dem Echtzeitsystem heraus<br />

angesprochen und gesteuert werden.<br />

Für Automobilhersteller und -zulieferer<br />

ist dies von Bedeutung, da auf<br />

diese Weise Geräte und Baugruppen<br />

besser entwickelt und getestet<br />

werden können. Auch die Integration<br />

in größere Baugruppen oder<br />

ganze Fahrzeuge lässt sich so mit<br />

realistischem Zeitverhalten überprüfen.<br />

Hochpräzise Prüfstände<br />

garantieren damit geringe Reaktionszeiten,<br />

um genaueste Testresultate<br />

zu erzielen.<br />

Grundsätzliche<br />

Datenübertragung<br />

Im Bereich der allgemeinen Industriekommunikation<br />

sind Echtzeittreiber<br />

für die gängigsten Schnittstellen<br />

wie Ethernet oder USB vorhanden,<br />

auf denen moderne Automatisierungs-<br />

und Bildverarbeitungssysteme<br />

aufgebaut sind. So wird<br />

Echtzeit auch für die grundsätzliche<br />

Daten übertragung bereitgestellt.<br />

Wer noch tiefer in die Hardware eingreifen<br />

will, kann darüber hinaus über<br />

Zugriffe auf I/O-Register, den physischen<br />

Speicher und die Behandlung<br />

von Interrupts sogar komplett<br />

eigene Echtzeit-Treiber für beliebige<br />

Hardware-Baugruppen und<br />

Steckkarten erstellen.<br />

• Kithara Software GmbH<br />

info@kithara.de<br />

www.kithara.de<br />

im Fallen erfassen, auswerten<br />

und punktgenau aussortieren.<br />

Ohne ein Echtzeitsystem würde<br />

auch der leistungsfähigste PC<br />

zwar die Verarbeitungsleistung<br />

erhöhen, der kritische Aspekt<br />

bliebe jedoch die fehlende<br />

garantierte Reaktionszeit. Die<br />

modulare Echtzeiterweiterung<br />

»RealTime Suite« von Kithara<br />

stellt die hierfür benötigten<br />

Mechanismen zur Verfügung, um<br />

fortschrittliche Industrielösungen<br />

zu ermöglichen.<br />

Einkaufsführer Produktionsautomatisierung <strong>2016</strong> 145

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