EF 2016
Einkaufsführer Produktionsautomatisierung - Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Antriebe<br />
Die Drehmoment-Kugelbuchsen in der Lackiermaschine: Kompakter als<br />
Schienenführungen, aber genauso belastbar und leistungsstark<br />
Die Drehmoment-Kugelbuchsen übernehmen bei ads-tec sowohl die<br />
Führungsaufgabe der Greifeinheit als auch die Schwenkbewegung<br />
Varianten dieses Führungssystems<br />
im Programm“, beschreibt Kontner.<br />
Dazu gehört zum Beispiel die<br />
Drehmoment-Flanschkugelbuchse.<br />
Je nach Größe hat sie einen abgeflachten<br />
oder einen runden Flansch.<br />
Wandstärken und Kugeldurchmesser<br />
sind optimiert, um eine kompakte<br />
Konstruktion zu ermöglichen. Durch<br />
den Flansch kann der Monteur die<br />
Buchse einfach installieren. Dies<br />
vereinfacht auch die Konstruktion<br />
der umliegenden Teile.<br />
Eine weitere Variante ist die Rotations-Drehmoment-Kugelbuchse.<br />
Bei<br />
ihr ist der Außenring drehbar gelagert.<br />
Sie kann gleichzeitig Linearund<br />
Rotationsbewegungen aufnehmen<br />
und bietet somit eine raumund<br />
gewichtssparende Lösung für<br />
viele Handhabungs- und Automationsaufgaben.<br />
Die Kombination aus<br />
Nutwelle und Rotationsmutter reduziert<br />
die Anzahl der Bauteile erheblich<br />
im Vergleich zu einem konventionellen<br />
System. Diese Kombination<br />
verringert außerdem den Durchmesser<br />
des Gehäuses, es ist leichter<br />
und lässt sich einfacher montieren.<br />
Drehmoment-Kugelbuchse<br />
statt Linearführung<br />
Auf diese Maschinenelemente<br />
setzt zum Beispiel die Sprimag<br />
Spritzmaschinenbau GmbH & Co. KG<br />
in Kirchheim/Teck. Der Sondermaschinenbauer<br />
stellt Anlagen her, die<br />
Metallverpackungen wie Tuben,<br />
Dosen oder Getränkeflaschen von<br />
innen lackieren. Um den Lacknebel<br />
oder das Pulver, das beim Beschichtungsvorgang<br />
freigesetzt wird, sofort<br />
aufzunehmen, befindet sich in jeder<br />
Maschine eine Absaugung. Je größer<br />
ihr Querschnitt ist, desto effizienter<br />
arbeitet sie. Der Querschnitt<br />
kann allerdings nicht beliebig groß<br />
gewählt werden. Denn im Bauraum<br />
befindet sich neben der Absaugung<br />
ein Großlager, in dem die Schienenführung<br />
für die Hubbewegung der<br />
Spritzeinheit sitzt.<br />
„Um den Bauraum zu minimieren,<br />
mussten die Konstrukteure die Führungsart<br />
der Spritztechnik ändern“,<br />
beschreibt Kontner. Zu diesem Zeitpunkt<br />
waren noch Linearführungen<br />
verbaut. Diese verursachten weitere<br />
Probleme: „Aufgrund der Anbindung<br />
an die Konstruktion konnte<br />
die Spritzeinheit nicht mittig auf der<br />
Führung platziert werden. Wurde<br />
der Hubvorgang abgebremst, kam<br />
es zu Schwingungen. Dadurch war<br />
kein genauer und reproduzierbarer<br />
Lackiervorgang möglich. Durch diese<br />
asymetrische Anordnung und die<br />
verwinkelte Anbindung der Schienenwagen<br />
wirbelten bei der Absaugung<br />
außerdem die Farbstoffteilchen<br />
umher, die sich dann im Bauraum<br />
und auf der Außenseite des Produkts<br />
festsetzten. Kugelbuchsen<br />
waren keine Alternative, denn sie<br />
lieferten nicht die geforderte Leistung<br />
von mehr als fünf Millionen<br />
Doppelhüben im Jahr. Die Entwickler<br />
entschieden sich für die Drehmoment-Kugelbuchsen.<br />
Kostengünstig positionieren<br />
und kontrollieren<br />
Zu den Kunden, die Thomas<br />
Kontner betreut, gehört auch die<br />
ads-tec GmbH in Nürtingen. Der<br />
Sondermaschinenbauer stellte bis<br />
vor kurzem automatisierte Zuführund<br />
Handhabungssysteme her, die<br />
Werkzeuge, Werkstücke, Baugruppen<br />
oder Rohstoffe taktzeitoptimiert<br />
zwischen definierten Prozessschritten<br />
sicher und kostengünstig positionieren<br />
und kontrollieren.<br />
„Hohe Anforderungen waren an<br />
ein Beladesystem gestellt, das<br />
Nockenwellen stapelt und über ein<br />
Greifsystem einer Schleifmaschine<br />
zuführt“, beschreibt Kontner. Ziel<br />
war es, dieses Beladesystem sehr<br />
schlank, gewichtsoptimiert und gut<br />
zugänglich zu halten. Aber noch viel<br />
wichtiger war es, mit dem Drehmomentsystem<br />
sowohl die Führungsaufgabe<br />
der Greifereinheit als auch<br />
die Schwenkbewegung der beiden<br />
Greifermimiken sowie das Öffnen<br />
und Schließen der jeweiligen Greiferzange<br />
zu bewerkstelligen.<br />
Die Lösung sah dafür den Einsatz<br />
zweier Längsführungen vor.<br />
„Wir lieferten gezogene Wellen mit<br />
einer Länge von vier Metern. Diese<br />
durften dabei eine nur geringe Verdrehabweichung<br />
aufweisen“, erläutert<br />
Kontner. Um eine sehr kurze<br />
Taktzeit zu realisieren, muss der<br />
Schlitten, der auf den Wellen verfährt,<br />
kompakt und gewichtsoptimiert<br />
gebaut sein. In die Maschinen<br />
sind nun zwei Wellen mit je einer<br />
Drehmoment-Kugelbuchse eingebaut.<br />
Diese sind so leistungsgerecht<br />
ausgelegt und hochwertig gefertigt,<br />
dass montagefertige Standardelemente<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Weil mit dieser Lösung keine<br />
Antriebe auf dem Schlitten mitfahren,<br />
sind sehr wenige Kabel erforderlich,<br />
sie ist deutlich leichter und<br />
somit schneller. Kommen die Werkstücke<br />
über ein Band, einen Hubtaktförderer<br />
oder eine Stapelzelle<br />
zu dem Beladesystem, werden sie<br />
ausgerichtet und anschließend auf<br />
ihre Kontur geprüft. Dafür muss die<br />
Aufnahme gedreht werden. „Unsere<br />
rotationssymmetrischen Maschinenelemente<br />
eignen sich besonders<br />
gut für diese Aufgabe“, sagt Kontner.<br />
Denn mit dieser Eigenschaft,<br />
und weil sie freitragend sind, also<br />
keine Unterkonstruktion erfordern,<br />
erreichen sie Drehungen um jeden<br />
beliebigen Winkel.<br />
• Dr. Erich Tretter<br />
GmbH + Co.<br />
www.tretter.de<br />
Thomas Kontner, technischer<br />
Berater bei Dr. Tretter:<br />
„Ingenieure haben den Vorteil,<br />
mit diesen Maschinenelementen<br />
weitaus kompaktere Konstruktionen<br />
realisieren zu können.“<br />
Einkaufsführer Produktionsautomatisierung <strong>2016</strong> 101