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DAS MUSS<br />
REIFEN<br />
Der britische Tierarzt John Boyd Dunlop benötigte 1888 relativ wenig<br />
Zeit, um den Fahrrad-Luftreifen zu erfinden: einfach aus Gummiplatten<br />
ein paar Schläuche zusammenkleben, die Dinger um die Metallräder<br />
des Dreirads seines Sohnes legen – fertig! Seine Nachfolger brauchen<br />
für Motorradreifen heutzutage deutlich länger. <strong>MOTORRAD</strong> schaute<br />
sich an, warum. Von Klaus Herder; Fotos: Stefan Wolf, Dunlop (2)<br />
Didier Crassous (43) hat möglicherweise<br />
einen Traumjob: das Mittelmeer<br />
vor Augen, ein leistungsstarkes<br />
Motorrad unterm Hintern<br />
und eine Rennstrecke zur freien Verfügung.<br />
Und dafür gibt’s auch noch regelmäßig<br />
Geld. Vielleicht hat Didier aber auch nur<br />
einen ganz schön langweiligen Beruf: ein<br />
minutiös durchgeplanter Tagesablauf mit<br />
exakt vorgeschriebenen Arbeitsschritten,<br />
stundenlanges Ausfüllen von Protokollen<br />
und Tabellen, ermüdende Online-Konferenzen,<br />
in denen immer wieder die gleichen<br />
Fragen behandelt werden. Traumjob? Didier<br />
möchte zumindest nicht tauschen, denn<br />
unterm Strich bietet ihm sein Beruf etwas,<br />
was sich doch die meisten Arbeitnehmer<br />
wünschen: das gute Gefühl, wichtiger Teil<br />
eines eingeschworenen Teams zu sein und<br />
etwas Bleibendes zu schaffen.<br />
Didier ist Reifentest-Fahrer, und das Ergebnis<br />
seiner Bemühungen heißt Dunlop<br />
Roadsmart III. Wir treffen den ehemaligen<br />
Motorradrennfahrer – immerhin zweifacher<br />
französischer Vizemeister und Fünfter beim<br />
Langstrecken-Klassiker Bol d’Or – an seinem<br />
Arbeitsplatz, den „Goodyear Proving<br />
Grounds“ im südfranzösischen Mireval, ein<br />
paar Kilometer westlich von Montpellier.<br />
Das Testgelände besteht hauptsächlich aus<br />
einer spektakulären, im Stile eines Amphitheaters<br />
angelegten Automobil- und Motorradrennstrecke,<br />
auf der in den 70er-Jahren<br />
Formel 1-Rennen stattfinden sollten. Das<br />
klappte aber irgendwie nicht richtig, und<br />
so übernahm Goodyear 1983 den ganzen<br />
Laden, ergänzte den Rundkurs um diverse<br />
weitere Teststrecken und lässt seitdem<br />
dort alles im Kreis fahren, was für zwei, vier<br />
oder noch mehr Räder (Lkw!) europaweit<br />
reifentechnisch in der Entwicklung steckt.<br />
Der privat auf BMW F 800 GT und Ducati<br />
Monster durch die Gegend tobende Didier<br />
ist Teil eines vierköpfigen Testfahrer-Teams,<br />
das in den vergangenen Jahren die anspruchsvolle<br />
Aufgabe hatte, aus einem guten<br />
Reifen einen noch besseren zu machen.<br />
Zusammen mit den im 450 Kilometer entfernten<br />
Montluçon, exakt in der Mitte Frankreichs,<br />
ansässigen Dunlop-Reifenentwicklern<br />
ging es darum, einen Nachfolger für<br />
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