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MOTORRAD 05/2016

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Fahrbericht Yamaha XSR 900<br />

MT-09 Gabel und Federbein mit ihrer soften<br />

Grundabstimmung schnell nach, wenn<br />

es mal zügiger ums Eck ging, liegt die XSR<br />

900 satter auf der Straße. Yamaha verbaut<br />

in der XSR 900-Gabel und im hinteren<br />

Stoßdämpfer andere Federn als in der<br />

MT-09. Diese fallen straffer aus. Dadurch<br />

gewinnt die Retro-Variante an Stabilität,<br />

wenngleich die Federelemente auf welligem<br />

Terrain durchaus sensibler ansprechen<br />

dürften. Dennoch entpuppt sich die XSR<br />

900 als gelungenes Kurvensuchmobil, fällt<br />

Bridgestone-S-20-bereift fast mühelos in<br />

Schräglage und zieht sauber aus dem Kurvenscheitel.<br />

Dem heftigen Dreh am Gasgriff<br />

nimmt bei der XSR 900 eine dreistufig<br />

einstellbare Traktionskontrolle den Schrecken.<br />

Heißsporne können sie ganz abschalten,<br />

für alle anderen gibt es eine sensibel<br />

und eine sportlich später regelnde Abstufung.<br />

Per Schalter am linken Lenkerende<br />

lassen sich die unterschiedlichen Vorgaben<br />

einfach – auch während der Fahrt – verändern.<br />

Die Traktionskontrolle arbeitet nicht<br />

als simple Zündunterbrechung, sondern<br />

nutzt Zündung, Drosselklappenstellung<br />

und Einspritzung, um die Leistungsabgabe<br />

bei Bedarf anzupassen.<br />

Eine weitere Neuerung bei der XSR 900<br />

ist die Anti-Hopping-Kupplung. Die soll<br />

nicht nur ein Stempeln des Hinterrads beim<br />

Zurückschalten verhindern, sondern gleichzeitig<br />

die Bedienkräfte für die Kupplung<br />

reduzieren. Beides klappt gut, allerdings will<br />

das Getriebe nicht so recht zur leichtgängigen<br />

Kupplung passen. Hart fallen die<br />

Schaltschläge aus, hoch die Kräfte im linken<br />

Fuß, die zum Wechseln der einzelnen<br />

Gangstufen nötig sind.<br />

Yamaha XSR 900<br />

MOTOR<br />

Wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />

eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende,<br />

kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile<br />

pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung,<br />

Einspritzung, 3 x Ø 41 mm, geregelter Katalysator,<br />

Lichtmaschine 415 W, Batterie 12 V/<br />

9 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung<br />

(Anti-Hopping), Sechsganggetriebe,<br />

O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 2,813,<br />

45 : 16.<br />

Bohrung x Hub<br />

78,0 x 59,1 mm<br />

Hubraum<br />

847 cm³<br />

Verdichtungsverhältnis 11,5 : 1<br />

Nennleistung 84,6 kW (115 PS) bei 10 000/min<br />

Max. Drehmoment 88 Nm bei 8500/min<br />

FAHRWERK<br />

Brückenrahmen aus Aluminiumguss, Upsidedown-Gabel,<br />

Ø 41 mm, verstellbare Federbasis<br />

Auch beim Sitzarrangement gibt es<br />

Neues zu vermelden. Die MT-09 platziert<br />

den Fahrer dicht am Lenker. Bei der XSR<br />

900 hat Yamaha die Tankabdeckung über<br />

dem eigentlichen Spritbehälter um fünf<br />

Zentimeter nach hinten verlängert. Zudem<br />

wuchs die Sitzhöhe um 1,5 Zentimeter<br />

auf nun 830 Millimeter. Das Fahrerpolster<br />

fällt darüber hinaus breiter aus. Lenker und<br />

Fußrasten bauen gleich. Insgesamt ergibt<br />

das eine leicht gestrecktere, aber keinesfalls<br />

unbequeme Sitzposition. Langbeinige<br />

freuen sich über einen noch entspannteren<br />

Kniewinkel, kurze Zeitgenossen treibt’s<br />

beim Balance-Akt im Stand schon einmal<br />

Schweißperlen auf die Stirn. In Sachen<br />

Technik sind damit schon fast alle Unterschiede<br />

zur MT-09 aufgezählt. Aber nur<br />

fast, denn der wichtigste bleibt für den<br />

und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge<br />

aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem,<br />

verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung,<br />

Doppelscheibenbremse vorn, Ø 298<br />

mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse<br />

hinten, Ø 245 mm, Einkolben-Schwimmsattel,<br />

ABS.<br />

Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17<br />

Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17<br />

MAß E+GEWICHTE<br />

Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 65,0 Grad,<br />

Nachlauf 103 mm, Federweg vorn/hinten 137/<br />

130 mm, Gewicht vollgetankt 195 kg, zulässiges<br />

Gesamtgewicht 365 kg, Tankinhalt 14,0 Liter.<br />

Garantie<br />

zwei Jahre<br />

Farben<br />

Blau, Silber, Gelb/Schwarz<br />

<br />

(60th Anniversary, 300 Euro)<br />

Preis<br />

9495 Euro<br />

Nebenkosten<br />

180 Euro<br />

Retro muss rund sein, findet Yamaha. Im<br />

schicken Instrument gibt es digitale Infos<br />

zum Sattsehen. Noch mal rund geht’s<br />

beim Scheinwerfer und der schnieken<br />

Alu-Halterung mit runden Bohrungen zur<br />

Gewichtseinsparung zu.<br />

Mindestens ebenso fein verarbeitet präsentiert<br />

sich die Sitzbank. Saubere Nähte<br />

und die XSR 900-Prägung verleihen ihr<br />

ein elegantes Äußeres<br />

Fahrer unbemerkt. Die Abgase strömen<br />

nun gemäß Euro 4-Norm aus dem in<br />

Schwarz gehaltenen Schalldämpfer. Glücklicherweise<br />

macht sich die Reduktion der<br />

Schadstoffe bei der Motorperformance<br />

nicht bemerkbar. Wie gewohnt schiebt der<br />

Crossplane-Drilling nachdrücklich voran,<br />

schlängelt sich geschmeidig wie eine Rumba-Tänzerin<br />

durch niedrigste Drehzahlen,<br />

fegt mit flottem Samba-Schwung durch<br />

die Drehzahlmitte, bevor er obenheraus<br />

wie ein Showgirl im Lido sämtliche Hüllen<br />

fallen lässt. Dreizylindrige Herrlichkeit, die<br />

von sanft bis fulminant alles kann. In der<br />

Stadt noch lässig im hohen Gang herumschnurren,<br />

auf der Landstraße in den Getriebestufen<br />

drei bis vier alles durcheilen,<br />

was das Winkelwerk parat hält. Und wenn<br />

es wie bei Überholvorgängen noch schneller<br />

gehen muss, erledigt die Drehzahlfreude<br />

bis in den fünfstelligen Bereich den<br />

Rest. Allerdings kostet Expresstempo einiges<br />

an Sprit. Yamaha verspricht etwas mehr<br />

als fünf Liter Benzinkonsum im Schnitt, die<br />

sich relativ mühelos auch um einen Liter<br />

nach oben schrauben lassen. Bei 14 Litern<br />

Tankinhalt ergibt das immer noch mehr<br />

als 200 Kilometer Reichweite. Und bevor<br />

es kritisch wird, meldet sich warnend eine<br />

Anzeige im runden Multifunktionscockpit<br />

zu Wort, mahnt zum Nachtanken.<br />

Forsch gebremst stoppt die XSR an der<br />

Zapfsäule, die Gabel sackt trotz längerer<br />

Federn tief ein, ohne durchzuschlagen. Verzögert<br />

im etwas grob arbeitenden ABS-Regelbereich,<br />

lastet viel Gewicht auf der Front.<br />

Das Hinterrad hebt’s ein ums andere Mal<br />

gen Himmel. Jenseits des ganz kurzen Anhaltewegs<br />

überzeugen die Stopper der XSR<br />

aber, verlangsamen die 900er verlässlich.<br />

250 Landstraßenkilometer sind Vergangenheit.<br />

Zeit für einen Blick auf die XSR 900.<br />

Aluteile wie Lampen- und Schutzblech-<br />

16 TEST+TECHNIK 5/<strong>2016</strong>

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