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Fahrbericht Yamaha XSR 900<br />
MT-09 Gabel und Federbein mit ihrer soften<br />
Grundabstimmung schnell nach, wenn<br />
es mal zügiger ums Eck ging, liegt die XSR<br />
900 satter auf der Straße. Yamaha verbaut<br />
in der XSR 900-Gabel und im hinteren<br />
Stoßdämpfer andere Federn als in der<br />
MT-09. Diese fallen straffer aus. Dadurch<br />
gewinnt die Retro-Variante an Stabilität,<br />
wenngleich die Federelemente auf welligem<br />
Terrain durchaus sensibler ansprechen<br />
dürften. Dennoch entpuppt sich die XSR<br />
900 als gelungenes Kurvensuchmobil, fällt<br />
Bridgestone-S-20-bereift fast mühelos in<br />
Schräglage und zieht sauber aus dem Kurvenscheitel.<br />
Dem heftigen Dreh am Gasgriff<br />
nimmt bei der XSR 900 eine dreistufig<br />
einstellbare Traktionskontrolle den Schrecken.<br />
Heißsporne können sie ganz abschalten,<br />
für alle anderen gibt es eine sensibel<br />
und eine sportlich später regelnde Abstufung.<br />
Per Schalter am linken Lenkerende<br />
lassen sich die unterschiedlichen Vorgaben<br />
einfach – auch während der Fahrt – verändern.<br />
Die Traktionskontrolle arbeitet nicht<br />
als simple Zündunterbrechung, sondern<br />
nutzt Zündung, Drosselklappenstellung<br />
und Einspritzung, um die Leistungsabgabe<br />
bei Bedarf anzupassen.<br />
Eine weitere Neuerung bei der XSR 900<br />
ist die Anti-Hopping-Kupplung. Die soll<br />
nicht nur ein Stempeln des Hinterrads beim<br />
Zurückschalten verhindern, sondern gleichzeitig<br />
die Bedienkräfte für die Kupplung<br />
reduzieren. Beides klappt gut, allerdings will<br />
das Getriebe nicht so recht zur leichtgängigen<br />
Kupplung passen. Hart fallen die<br />
Schaltschläge aus, hoch die Kräfte im linken<br />
Fuß, die zum Wechseln der einzelnen<br />
Gangstufen nötig sind.<br />
Yamaha XSR 900<br />
MOTOR<br />
Wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende,<br />
kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile<br />
pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung,<br />
Einspritzung, 3 x Ø 41 mm, geregelter Katalysator,<br />
Lichtmaschine 415 W, Batterie 12 V/<br />
9 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung<br />
(Anti-Hopping), Sechsganggetriebe,<br />
O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 2,813,<br />
45 : 16.<br />
Bohrung x Hub<br />
78,0 x 59,1 mm<br />
Hubraum<br />
847 cm³<br />
Verdichtungsverhältnis 11,5 : 1<br />
Nennleistung 84,6 kW (115 PS) bei 10 000/min<br />
Max. Drehmoment 88 Nm bei 8500/min<br />
FAHRWERK<br />
Brückenrahmen aus Aluminiumguss, Upsidedown-Gabel,<br />
Ø 41 mm, verstellbare Federbasis<br />
Auch beim Sitzarrangement gibt es<br />
Neues zu vermelden. Die MT-09 platziert<br />
den Fahrer dicht am Lenker. Bei der XSR<br />
900 hat Yamaha die Tankabdeckung über<br />
dem eigentlichen Spritbehälter um fünf<br />
Zentimeter nach hinten verlängert. Zudem<br />
wuchs die Sitzhöhe um 1,5 Zentimeter<br />
auf nun 830 Millimeter. Das Fahrerpolster<br />
fällt darüber hinaus breiter aus. Lenker und<br />
Fußrasten bauen gleich. Insgesamt ergibt<br />
das eine leicht gestrecktere, aber keinesfalls<br />
unbequeme Sitzposition. Langbeinige<br />
freuen sich über einen noch entspannteren<br />
Kniewinkel, kurze Zeitgenossen treibt’s<br />
beim Balance-Akt im Stand schon einmal<br />
Schweißperlen auf die Stirn. In Sachen<br />
Technik sind damit schon fast alle Unterschiede<br />
zur MT-09 aufgezählt. Aber nur<br />
fast, denn der wichtigste bleibt für den<br />
und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge<br />
aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem,<br />
verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung,<br />
Doppelscheibenbremse vorn, Ø 298<br />
mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse<br />
hinten, Ø 245 mm, Einkolben-Schwimmsattel,<br />
ABS.<br />
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17<br />
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17<br />
MAß E+GEWICHTE<br />
Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 65,0 Grad,<br />
Nachlauf 103 mm, Federweg vorn/hinten 137/<br />
130 mm, Gewicht vollgetankt 195 kg, zulässiges<br />
Gesamtgewicht 365 kg, Tankinhalt 14,0 Liter.<br />
Garantie<br />
zwei Jahre<br />
Farben<br />
Blau, Silber, Gelb/Schwarz<br />
<br />
(60th Anniversary, 300 Euro)<br />
Preis<br />
9495 Euro<br />
Nebenkosten<br />
180 Euro<br />
Retro muss rund sein, findet Yamaha. Im<br />
schicken Instrument gibt es digitale Infos<br />
zum Sattsehen. Noch mal rund geht’s<br />
beim Scheinwerfer und der schnieken<br />
Alu-Halterung mit runden Bohrungen zur<br />
Gewichtseinsparung zu.<br />
Mindestens ebenso fein verarbeitet präsentiert<br />
sich die Sitzbank. Saubere Nähte<br />
und die XSR 900-Prägung verleihen ihr<br />
ein elegantes Äußeres<br />
Fahrer unbemerkt. Die Abgase strömen<br />
nun gemäß Euro 4-Norm aus dem in<br />
Schwarz gehaltenen Schalldämpfer. Glücklicherweise<br />
macht sich die Reduktion der<br />
Schadstoffe bei der Motorperformance<br />
nicht bemerkbar. Wie gewohnt schiebt der<br />
Crossplane-Drilling nachdrücklich voran,<br />
schlängelt sich geschmeidig wie eine Rumba-Tänzerin<br />
durch niedrigste Drehzahlen,<br />
fegt mit flottem Samba-Schwung durch<br />
die Drehzahlmitte, bevor er obenheraus<br />
wie ein Showgirl im Lido sämtliche Hüllen<br />
fallen lässt. Dreizylindrige Herrlichkeit, die<br />
von sanft bis fulminant alles kann. In der<br />
Stadt noch lässig im hohen Gang herumschnurren,<br />
auf der Landstraße in den Getriebestufen<br />
drei bis vier alles durcheilen,<br />
was das Winkelwerk parat hält. Und wenn<br />
es wie bei Überholvorgängen noch schneller<br />
gehen muss, erledigt die Drehzahlfreude<br />
bis in den fünfstelligen Bereich den<br />
Rest. Allerdings kostet Expresstempo einiges<br />
an Sprit. Yamaha verspricht etwas mehr<br />
als fünf Liter Benzinkonsum im Schnitt, die<br />
sich relativ mühelos auch um einen Liter<br />
nach oben schrauben lassen. Bei 14 Litern<br />
Tankinhalt ergibt das immer noch mehr<br />
als 200 Kilometer Reichweite. Und bevor<br />
es kritisch wird, meldet sich warnend eine<br />
Anzeige im runden Multifunktionscockpit<br />
zu Wort, mahnt zum Nachtanken.<br />
Forsch gebremst stoppt die XSR an der<br />
Zapfsäule, die Gabel sackt trotz längerer<br />
Federn tief ein, ohne durchzuschlagen. Verzögert<br />
im etwas grob arbeitenden ABS-Regelbereich,<br />
lastet viel Gewicht auf der Front.<br />
Das Hinterrad hebt’s ein ums andere Mal<br />
gen Himmel. Jenseits des ganz kurzen Anhaltewegs<br />
überzeugen die Stopper der XSR<br />
aber, verlangsamen die 900er verlässlich.<br />
250 Landstraßenkilometer sind Vergangenheit.<br />
Zeit für einen Blick auf die XSR 900.<br />
Aluteile wie Lampen- und Schutzblech-<br />
16 TEST+TECHNIK 5/<strong>2016</strong>