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MOTORRAD 05/2016

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Top-Test Ducati Monster 1200 R<br />

tungen zerstreut werden. Natürlich ist sie<br />

etwas leiser geworden, die Monster R,<br />

aber keinesfalls leise. Während ihre Euro 3-<br />

Schwestern die Welt noch mit ihrem zugegebenermaßen<br />

genialen, aber ziemlich<br />

untragbaren Walross-Röhren beglücken<br />

dürfen, tönt die Monster R jetzt unten<br />

sozial verträglich und dumpf, oben aber<br />

immer noch hart und zornig.<br />

Spitzenleistung? Das Popometer registriert<br />

beim Sturm auf den Pass erwartungsgemäß<br />

das versprochene Plus<br />

an Punch im oberen Drehzahlbereich.<br />

Den ganz großen Hammer<br />

allerdings packt die 1200 R dann<br />

doch nicht aus. Moment mal, die<br />

Rede ist von 160 PS? Der Blick<br />

in den Fahrzeugschein bringt<br />

Klarheit. Anders als im Prospekt<br />

sind hier 152 Cavalli vermerkt, wir<br />

kennen diese Praxis von Ducati. Der<br />

Prüfstand attestiert dann runde 149<br />

Pferde am Hinterrad. So schrumpft der<br />

Abstand zu den gemessenen 143 PS der<br />

Monster S, die freilich noch nach EU 3<br />

auspuffen darf, ziemlich zusammen. Auch<br />

überflügelt die R ihre Schwester erst bei<br />

rund 7500 Touren. Darunter liegt die S stets<br />

ein paar PS vorne, sie verfügt außerdem<br />

über die schönere Drehmomentkurve.<br />

R wie relativ bescheidener Fortschritt?<br />

Was die Erbsenzählerei der Leistungsdaten<br />

angeht, vielleicht. Doch die verbesserten<br />

Manieren des überarbeiteten Zweizylinders<br />

machen ihn unterm Strich dennoch zum<br />

deutlich besseren Antrieb. Fahrbarkeit<br />

sticht. Und für sich genommen verdienen<br />

die Fahrleistungen ohnehin das Prädikat<br />

„heftig“. Der Wunsch nach mehr dürfte<br />

angesichts von so viel Druck, Drehfreude<br />

und Laufkultur jedenfalls allerhöchstens<br />

auf der Rennstrecke oder am Stammtisch<br />

aufkommen. Berechtigt allerdings wäre<br />

der Wunsch nach einem Schaltautomaten.<br />

Denn die machen nicht nur bei Sportmotorrädern<br />

Sinn und steigern den Fahrspaß<br />

Typisch Monster: beinahe<br />

gerade Lenkerstange, kompaktes<br />

Cockpit. Dazu Radialpumpen<br />

für Bremse und<br />

Kupplung. Einstellbare Hebel,<br />

gute Sicht nach hinten<br />

immens. Ein solcher würde folgerichtig<br />

auch dieser Ducati gut stehen.<br />

Keine Wünsche offen bleiben aber, vielleicht<br />

wichtiger, beim Fahrverhalten. Schon<br />

die Monster 1200 S ist auf Landstraßen ein<br />

Spielzeug im besten Sinne, ohne nennenswerte<br />

Fahrwerksdefizite. Noch besser, noch<br />

schärfer fährt die R. In erster Linie dafür verantwortlich<br />

ist Pirellis Supercorsa SP. Man<br />

könnte meinen, ein Hypersport-Reifen auf<br />

einem Naked Bike, Top-Modell hin oder her,<br />

das sei etwas zu viel des Guten. Und möglicherweise<br />

haben ja auch Imagegründe bei<br />

der Wahl des Gummis eine Rolle gespielt,<br />

schließlich muss auch der Pneu dem R-Anspruch<br />

entsprechend Kapelle machen. Aber<br />

Power satt? Etwas<br />

weniger als versprochen,<br />

weit<br />

mehr als genug<br />

Monster 1200 R und Supercorsa SP harmonieren<br />

wirklich wunderbar. Schwer, da nicht<br />

in abgenudelte Phrasen zu verfallen. Sei’s<br />

drum: punktgenaues und williges Einlenken,<br />

leichtfüßiges Handling, hohe Neutralität,<br />

hervorragendes Feedback und jenseitsmäßiger<br />

Grip, das alles bietet die mit Supercorsa<br />

SP besohlte Monster. Besonders gefallen<br />

hat der Testmannschaft das beinahe<br />

vollständige Fehlen von Aufstellmoment<br />

beim Bremsen. Klar, die Betriebstemperatur<br />

eines solchen Reifens will erst mal erreicht<br />

werden, aber das Aufwärmverhalten ist<br />

transparent und berechenbar. Anders<br />

gesagt: Der Pneu teilt schön mit, ab wann<br />

Grip da ist. Die üppige 200er-Breite des<br />

Hinterradreifens wirkt sich im<br />

Übrigen nicht negativ auf das<br />

Handling aus. Ob es ein Anheben<br />

des Fahrzeugs und die damit<br />

einhergehende gesteigerte<br />

Schräglagenfreiheit abseits der Rennstrecke<br />

wirklich gebraucht hat, sei einmal<br />

dahingestellt.<br />

Außer Frage aber steht die tadellose<br />

Funktionalität der Öhlins-Fahrwerksteile.<br />

Die 48-Millimeter-Upside-down-<br />

Gabel mit Titanium-Nitrid-beschichteten<br />

Tauchrohren und das Federbein mit<br />

„Piggyback“-Dämpfer sehen edel aus, vor allem<br />

aber arbeiten sie edel. Das Ansprechen<br />

ist gut, Wellen und Schläge werden sämig<br />

weggedämpft. Vorne empfiehlt es sich, die<br />

Druckstufe von der Werkseinstellung einige<br />

32 TEST+TECHNIK 5/<strong>2016</strong>

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