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Top-Test Ducati Monster 1200 R<br />
tungen zerstreut werden. Natürlich ist sie<br />
etwas leiser geworden, die Monster R,<br />
aber keinesfalls leise. Während ihre Euro 3-<br />
Schwestern die Welt noch mit ihrem zugegebenermaßen<br />
genialen, aber ziemlich<br />
untragbaren Walross-Röhren beglücken<br />
dürfen, tönt die Monster R jetzt unten<br />
sozial verträglich und dumpf, oben aber<br />
immer noch hart und zornig.<br />
Spitzenleistung? Das Popometer registriert<br />
beim Sturm auf den Pass erwartungsgemäß<br />
das versprochene Plus<br />
an Punch im oberen Drehzahlbereich.<br />
Den ganz großen Hammer<br />
allerdings packt die 1200 R dann<br />
doch nicht aus. Moment mal, die<br />
Rede ist von 160 PS? Der Blick<br />
in den Fahrzeugschein bringt<br />
Klarheit. Anders als im Prospekt<br />
sind hier 152 Cavalli vermerkt, wir<br />
kennen diese Praxis von Ducati. Der<br />
Prüfstand attestiert dann runde 149<br />
Pferde am Hinterrad. So schrumpft der<br />
Abstand zu den gemessenen 143 PS der<br />
Monster S, die freilich noch nach EU 3<br />
auspuffen darf, ziemlich zusammen. Auch<br />
überflügelt die R ihre Schwester erst bei<br />
rund 7500 Touren. Darunter liegt die S stets<br />
ein paar PS vorne, sie verfügt außerdem<br />
über die schönere Drehmomentkurve.<br />
R wie relativ bescheidener Fortschritt?<br />
Was die Erbsenzählerei der Leistungsdaten<br />
angeht, vielleicht. Doch die verbesserten<br />
Manieren des überarbeiteten Zweizylinders<br />
machen ihn unterm Strich dennoch zum<br />
deutlich besseren Antrieb. Fahrbarkeit<br />
sticht. Und für sich genommen verdienen<br />
die Fahrleistungen ohnehin das Prädikat<br />
„heftig“. Der Wunsch nach mehr dürfte<br />
angesichts von so viel Druck, Drehfreude<br />
und Laufkultur jedenfalls allerhöchstens<br />
auf der Rennstrecke oder am Stammtisch<br />
aufkommen. Berechtigt allerdings wäre<br />
der Wunsch nach einem Schaltautomaten.<br />
Denn die machen nicht nur bei Sportmotorrädern<br />
Sinn und steigern den Fahrspaß<br />
Typisch Monster: beinahe<br />
gerade Lenkerstange, kompaktes<br />
Cockpit. Dazu Radialpumpen<br />
für Bremse und<br />
Kupplung. Einstellbare Hebel,<br />
gute Sicht nach hinten<br />
immens. Ein solcher würde folgerichtig<br />
auch dieser Ducati gut stehen.<br />
Keine Wünsche offen bleiben aber, vielleicht<br />
wichtiger, beim Fahrverhalten. Schon<br />
die Monster 1200 S ist auf Landstraßen ein<br />
Spielzeug im besten Sinne, ohne nennenswerte<br />
Fahrwerksdefizite. Noch besser, noch<br />
schärfer fährt die R. In erster Linie dafür verantwortlich<br />
ist Pirellis Supercorsa SP. Man<br />
könnte meinen, ein Hypersport-Reifen auf<br />
einem Naked Bike, Top-Modell hin oder her,<br />
das sei etwas zu viel des Guten. Und möglicherweise<br />
haben ja auch Imagegründe bei<br />
der Wahl des Gummis eine Rolle gespielt,<br />
schließlich muss auch der Pneu dem R-Anspruch<br />
entsprechend Kapelle machen. Aber<br />
Power satt? Etwas<br />
weniger als versprochen,<br />
weit<br />
mehr als genug<br />
Monster 1200 R und Supercorsa SP harmonieren<br />
wirklich wunderbar. Schwer, da nicht<br />
in abgenudelte Phrasen zu verfallen. Sei’s<br />
drum: punktgenaues und williges Einlenken,<br />
leichtfüßiges Handling, hohe Neutralität,<br />
hervorragendes Feedback und jenseitsmäßiger<br />
Grip, das alles bietet die mit Supercorsa<br />
SP besohlte Monster. Besonders gefallen<br />
hat der Testmannschaft das beinahe<br />
vollständige Fehlen von Aufstellmoment<br />
beim Bremsen. Klar, die Betriebstemperatur<br />
eines solchen Reifens will erst mal erreicht<br />
werden, aber das Aufwärmverhalten ist<br />
transparent und berechenbar. Anders<br />
gesagt: Der Pneu teilt schön mit, ab wann<br />
Grip da ist. Die üppige 200er-Breite des<br />
Hinterradreifens wirkt sich im<br />
Übrigen nicht negativ auf das<br />
Handling aus. Ob es ein Anheben<br />
des Fahrzeugs und die damit<br />
einhergehende gesteigerte<br />
Schräglagenfreiheit abseits der Rennstrecke<br />
wirklich gebraucht hat, sei einmal<br />
dahingestellt.<br />
Außer Frage aber steht die tadellose<br />
Funktionalität der Öhlins-Fahrwerksteile.<br />
Die 48-Millimeter-Upside-down-<br />
Gabel mit Titanium-Nitrid-beschichteten<br />
Tauchrohren und das Federbein mit<br />
„Piggyback“-Dämpfer sehen edel aus, vor allem<br />
aber arbeiten sie edel. Das Ansprechen<br />
ist gut, Wellen und Schläge werden sämig<br />
weggedämpft. Vorne empfiehlt es sich, die<br />
Druckstufe von der Werkseinstellung einige<br />
32 TEST+TECHNIK 5/<strong>2016</strong>