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MOTORRAD 05/2016

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Guatemala & Belize<br />

gleichnamigem Vulkan am steilen Hang<br />

stapeln. Wir umrunden den Lago, können<br />

uns kaum sattsehen an dieser bilderbuchschönen<br />

Landschaft und bauen in Panajachel<br />

direkt am See unsere Zelte unter Palmen<br />

auf, die Vulkane vor der Nase, doch der<br />

Rummel des Orts ist weit genug entfernt.<br />

Pana, wie der Ort kurz und bündig genannt<br />

wird, ist das alternative Epizentrum<br />

des Landes. Am Neujahrswochenende<br />

dröhnt hier das laute und abgefahrene<br />

Techno- und Esoterik-Festival Cosmic Convergence.<br />

Weit über 10 000 Besucher, kaum<br />

einer, der nicht nach Erleuchtung sucht<br />

und sich dabei von allerlei bewusstseinserweiternden<br />

Substanzen helfen lässt, eine<br />

andere mentale Umlaufbahn jenseits des<br />

Irdischen zu erreichen. Noch Tage nach<br />

dem Festival sehen wir gezeichnete Gestalten<br />

auf dem Festgelände, an denen die kosmische<br />

Erleuchtung offenbar vorbeigegangen<br />

ist. Nächste Chance? Nächstes Jahr. Immerhin<br />

profitieren regionale Indio-Projekte<br />

von diesem Non-Profit-Event, im letzten<br />

Jahr kamen über 60 000 Dollar zusammen.<br />

Wir bleiben noch ein paar Tage, die<br />

Magie und die einmalige Atmosphäre des<br />

Lago de Atitlán nageln uns einfach fest.<br />

Alternative Drogen gibt es in der „German<br />

Bakery“ mit Buttercremetorte, Glühwein<br />

und Sauerkraut. Nach einem Stück<br />

Schwarzwälder Kirsch ist meine Lust auf<br />

solche Drogen allerdings nachhaltig gestillt.<br />

Mutters gleichnamige Torte war damals<br />

um Lichtjahre besser. So, genug relaxt, bis<br />

Mexiko haben wir noch ein paar Meter vor<br />

uns. Die Enduros freuen sich, dass es endlich<br />

weitergeht. Wir auch. Hinauf ins Hochland<br />

und zurück in die Realität Guatemalas<br />

mit guten Straßen und schwelenden<br />

wilden Müllkippen, bevölkert von halb<br />

wilden Hunden und ganz wilden Geiern.<br />

Erschreckend, dass die Menschen ihren<br />

Müll einfach aus dem Auto werfen oder ihn<br />

am Straßenrand deponieren. Wir versuchen,<br />

die nervigen Hauptstraßen zu vermeiden,<br />

umrunden den Vulkan Santa Maria mit dem<br />

rauchenden Krater Santiaguito, tauchen<br />

ab in die feuchte Hitze des Flachlands am<br />

Pazifik und klettern über die grandiose<br />

CA 12 von 300 Meter hoch bis auf 2500.<br />

Kurven ohne Ende, kaum Verkehr, ein paar<br />

kleine Dörfer, der Nebelwald verschluckt<br />

uns, von metergroßen Nalca-Blättern platschen<br />

dicke Tropfen, Baumfarne erinnern<br />

an die Zauberwelt vom Herrn der Ringe.<br />

Anderntags stürzen wir uns ins Getümmel<br />

auf dem größten Indio-Markt des Landes<br />

in San Francisco el Alto. Eine Herausforderung<br />

für alle Sinne, die anfangs komplett<br />

überfordert sind. Wer an Klaustrophobie<br />

leidet, sollte besser flüchten. Für uns ist es<br />

eines der stärksten Erlebnisse dieser Reise.<br />

Auf dem Markt gibt es einfach alles, vom<br />

gebrauchten Fernseher bis zur gebrauchten<br />

Kuh, vom Rasierpinsel bis zur Ananas,<br />

von der Wollsocke bis zur Kloschüssel, vom<br />

lebendigen Huhn bis zum Kochtopfset,<br />

manchmal auch gleich kochendes Huhn<br />

im Alutopf. Lateinamerika pur. Drei Stunden<br />

Intensivkurs, dann laufen bei uns alle<br />

Speicher über.<br />

In der Großstadt Huehuetenango ändern<br />

wir unseren Kurs auf Ost. Damit wird es<br />

endlich ruhig, die zentralamerikanische<br />

Transit-Fernstraße zieht weiter nach Mexiko,<br />

wir nach Belize. Die folgenden 250 Kilometer<br />

bis hinunter in Flachland des Petén sind<br />

der Knaller. Eine faszinierende Bergstraße,<br />

mal geteert, dann wieder eine grobe Geröllpiste<br />

mit 25 Prozent Steigung. Kleine Orte<br />

Coastal Highway in Belize.<br />

Welch selbstbewusster<br />

Name für diese Schlammpiste<br />

im tropischen Regenwald<br />

(großes Bild oben<br />

links). Es gibt viele Gründe,<br />

warum man nachts nicht<br />

fahren sollte. Das Schild auf<br />

dem Weg nach Tikal warnt<br />

vor gefährlichen Jaguaren.<br />

Pulsierendes Leben auf<br />

dem Indio-Markt in San<br />

Francisco el Alto (v. l. n. r.)<br />

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