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Guatemala & Belize<br />
gleichnamigem Vulkan am steilen Hang<br />
stapeln. Wir umrunden den Lago, können<br />
uns kaum sattsehen an dieser bilderbuchschönen<br />
Landschaft und bauen in Panajachel<br />
direkt am See unsere Zelte unter Palmen<br />
auf, die Vulkane vor der Nase, doch der<br />
Rummel des Orts ist weit genug entfernt.<br />
Pana, wie der Ort kurz und bündig genannt<br />
wird, ist das alternative Epizentrum<br />
des Landes. Am Neujahrswochenende<br />
dröhnt hier das laute und abgefahrene<br />
Techno- und Esoterik-Festival Cosmic Convergence.<br />
Weit über 10 000 Besucher, kaum<br />
einer, der nicht nach Erleuchtung sucht<br />
und sich dabei von allerlei bewusstseinserweiternden<br />
Substanzen helfen lässt, eine<br />
andere mentale Umlaufbahn jenseits des<br />
Irdischen zu erreichen. Noch Tage nach<br />
dem Festival sehen wir gezeichnete Gestalten<br />
auf dem Festgelände, an denen die kosmische<br />
Erleuchtung offenbar vorbeigegangen<br />
ist. Nächste Chance? Nächstes Jahr. Immerhin<br />
profitieren regionale Indio-Projekte<br />
von diesem Non-Profit-Event, im letzten<br />
Jahr kamen über 60 000 Dollar zusammen.<br />
Wir bleiben noch ein paar Tage, die<br />
Magie und die einmalige Atmosphäre des<br />
Lago de Atitlán nageln uns einfach fest.<br />
Alternative Drogen gibt es in der „German<br />
Bakery“ mit Buttercremetorte, Glühwein<br />
und Sauerkraut. Nach einem Stück<br />
Schwarzwälder Kirsch ist meine Lust auf<br />
solche Drogen allerdings nachhaltig gestillt.<br />
Mutters gleichnamige Torte war damals<br />
um Lichtjahre besser. So, genug relaxt, bis<br />
Mexiko haben wir noch ein paar Meter vor<br />
uns. Die Enduros freuen sich, dass es endlich<br />
weitergeht. Wir auch. Hinauf ins Hochland<br />
und zurück in die Realität Guatemalas<br />
mit guten Straßen und schwelenden<br />
wilden Müllkippen, bevölkert von halb<br />
wilden Hunden und ganz wilden Geiern.<br />
Erschreckend, dass die Menschen ihren<br />
Müll einfach aus dem Auto werfen oder ihn<br />
am Straßenrand deponieren. Wir versuchen,<br />
die nervigen Hauptstraßen zu vermeiden,<br />
umrunden den Vulkan Santa Maria mit dem<br />
rauchenden Krater Santiaguito, tauchen<br />
ab in die feuchte Hitze des Flachlands am<br />
Pazifik und klettern über die grandiose<br />
CA 12 von 300 Meter hoch bis auf 2500.<br />
Kurven ohne Ende, kaum Verkehr, ein paar<br />
kleine Dörfer, der Nebelwald verschluckt<br />
uns, von metergroßen Nalca-Blättern platschen<br />
dicke Tropfen, Baumfarne erinnern<br />
an die Zauberwelt vom Herrn der Ringe.<br />
Anderntags stürzen wir uns ins Getümmel<br />
auf dem größten Indio-Markt des Landes<br />
in San Francisco el Alto. Eine Herausforderung<br />
für alle Sinne, die anfangs komplett<br />
überfordert sind. Wer an Klaustrophobie<br />
leidet, sollte besser flüchten. Für uns ist es<br />
eines der stärksten Erlebnisse dieser Reise.<br />
Auf dem Markt gibt es einfach alles, vom<br />
gebrauchten Fernseher bis zur gebrauchten<br />
Kuh, vom Rasierpinsel bis zur Ananas,<br />
von der Wollsocke bis zur Kloschüssel, vom<br />
lebendigen Huhn bis zum Kochtopfset,<br />
manchmal auch gleich kochendes Huhn<br />
im Alutopf. Lateinamerika pur. Drei Stunden<br />
Intensivkurs, dann laufen bei uns alle<br />
Speicher über.<br />
In der Großstadt Huehuetenango ändern<br />
wir unseren Kurs auf Ost. Damit wird es<br />
endlich ruhig, die zentralamerikanische<br />
Transit-Fernstraße zieht weiter nach Mexiko,<br />
wir nach Belize. Die folgenden 250 Kilometer<br />
bis hinunter in Flachland des Petén sind<br />
der Knaller. Eine faszinierende Bergstraße,<br />
mal geteert, dann wieder eine grobe Geröllpiste<br />
mit 25 Prozent Steigung. Kleine Orte<br />
Coastal Highway in Belize.<br />
Welch selbstbewusster<br />
Name für diese Schlammpiste<br />
im tropischen Regenwald<br />
(großes Bild oben<br />
links). Es gibt viele Gründe,<br />
warum man nachts nicht<br />
fahren sollte. Das Schild auf<br />
dem Weg nach Tikal warnt<br />
vor gefährlichen Jaguaren.<br />
Pulsierendes Leben auf<br />
dem Indio-Markt in San<br />
Francisco el Alto (v. l. n. r.)<br />
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