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MOTORRAD 05/2016

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Alles doppelt bei IntactGP: Reifen für SC (Sandro Cortese)<br />

und JF (Jonas Folger); Luftdruck- und Temperatur-Monitor<br />

(unten) der Pneus in der Klimakammer, zwei Motorräder<br />

in der Box (rechts), zwei neue Chefmechaniker.<br />

Nur Teamchef Jürgen Lingg (unten) bleibt ein Unikat:<br />

„Wir sehen bereits, dass sich zwischen den beiden Fahrern<br />

eine gesunde Konkurrenz entwickelt“<br />

Sandro Cortese und Jonas Folger bei IntactGP<br />

halbe Sekunde hinter Weltmeister Johann Zarco zurück, dessen<br />

Kalex sich nur durch die verwendeten WP-Fahrwerkskomponenten<br />

von den mit Öhlins-Teilen bestückten Bikes des Intact-Teams unterscheidet.<br />

Beide Fahrer blieben unter dem offiziellen Rundenrekord<br />

– allerdings auf einem weichen Hinterradreifen. Sandro Cortese<br />

war 1,3 Sekunden langsamer als Zarco, wobei die Aussagekraft<br />

von Rundenzeiten in dieser Phase der Vorsaison eher gering ist.<br />

Trotzdem gilt für Jonas Folger: einfach so weitermachen.<br />

Sandro Cortese braucht dagegen eine Trendwende. Nachdem<br />

er 2012 die Moto3-WM gewonnen hatte, war das Intact-Team von<br />

Freunden für ihn allein gegründet und um ihn herum aufgebaut<br />

worden. Für den Umstieg in die Moto2-Klasse war ein Dreijahresplan<br />

aufgestellt worden, auch weil Cortese sich den Ruf erworben<br />

hatte, für Umstellungen wie einen Klassenwechsel etwas länger<br />

zu brauchen. Dann aber, am Ende des dritten Jahres, sollte der<br />

26-Jährige um den Titel mitkämpfen – so zumindest die Hoffnung<br />

von Jürgen Lingg und seinen Mitstreitern.<br />

Stattdessen steht 2015 ein elfter Platz zu Buche, ein Rückschritt<br />

im Vergleich zum Vorjahr. Cortese weiß, dass er liefern muss. „Mir ist<br />

klar, dass ich mit dem Team nicht in die vierte Saison gehen kann<br />

nach dem Motto: Schau’n wir mal, was passiert. Wenn’s gut läuft, ist<br />

es super, wenn nicht, probieren wir es nächstes Jahr noch einmal.“<br />

Stimmt. Denn einen neuen Dreijahresplan, der Cortese Sicherheit<br />

für die Zukunft gibt, der ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der<br />

Mannschaft garantiert, der den Fortbestand der bisherigen Wohlfühlatmosphäre<br />

festschreibt – alles Dinge, die Cortese schätzt –,<br />

wird es nicht geben. „Sandro und Jonas haben jetzt Einjahresverträge“,<br />

sagt Jürgen Lingg, „das wurde einvernehmlich entschieden.“<br />

Offiziell, um die Fahrer nicht an das Team zu binden, sollten sich<br />

anderswo bessere Chancen für sie ergeben. „Jonas hat aber die<br />

Möglichkeit, den Vertrag um ein Jahr zu verlängern“, so Lingg,<br />

„er kann aber auch nach einem Jahr aussteigen.“ Klar, dass sich<br />

das Team mit kürzeren Vertragslaufzeiten auch ein Höchstmaß an<br />

Flexibilität für weitere Planungen sichert.<br />

Nebenbei wird der Druck auf Sandro Cortese erhöht, nicht nur<br />

durch die kurze Vertragsdauer, sondern auch durch den neu<br />

installierten Teamkollegen. „Damit waren alle einverstanden, auch<br />

Sandro“, betont Jürgen Lingg, der freilich noch weitere Gründe für<br />

die Verdoppelung seines fahrenden Personals hatte. „Wir haben<br />

auch von Sponsoren diesbezügliche Anfragen bekommen, und<br />

viele bezahlen jetzt auch mehr“, räumt Lingg ein. Doppelt hält<br />

besser: Sollte sich ein Fahrer im Training verletzen und ausfallen,<br />

gibt es immer noch einen zweiten, der die Werbebotschaften der<br />

Geldgeber durchs Rennen kutschieren kann.<br />

Corteses Zustimmung zu einem Teamkollegen könnte jedoch<br />

auch damit zusammenhängen, dass er um seine Situation weiß<br />

und jetzt nach jedem Rettung versprechenden Strohhalm greift –<br />

und wenn es der Feind im eigenen Lager ist. „Es ist schön, wenn<br />

alle Augen auf einen gerichtet sind – solange es gut läuft. Wenn es<br />

dann mal nicht so gut läuft, ist es umso schlimmer“, sagt er zum<br />

Thema Einmannteam und zählt Argumente für die neue Orientierung<br />

auf: „Das Team musste etwas tun, um sportlich weiterzukommen.<br />

Zweimannteams sind im Rennsport normal. Man will ja immer<br />

schneller sein als der Teamkollege, das kann uns ja nur nach vorne<br />

bringen.“ Doch der Motivationsschub durch den Konkurrenten in<br />

der eigenen Garage wird nicht reichen, Cortese muss auch selbst<br />

etwas tun.<br />

Das ist gerade in der Moto2-Klasse gar nicht so einfach, weil<br />

Einheitsmotoren verwendet werden müssen, die weitaus meisten<br />

Teams auf Kalex-Chassis setzen und die Motorräder daher alle<br />

fast gleich schnell sind, wenn das Rennen einmal läuft. „Wer in der<br />

Moto3-Klasse nach einem schlechten Start nur Sechster ist, kann<br />

aus eigener Kraft immer noch das Rennen gewinnen“, sagt Cortese,<br />

„wenn du in der Moto2-Klasse von Platz zehn starten musst, ist<br />

das Rennen so gut wie gelaufen.“ Pro Runde könne man ein, zwei<br />

Zehntelsekunden aufholen, bevor ein Zwei-Sekunden-Rückstand<br />

abgearbeitet werden kann, ist das Rennen meist zu Ende.<br />

Jonas Folger im Angriffsmodus: Zweitschnellster beim ersten Test<br />

124 SPORT<br />

5/<strong>2016</strong>

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