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MOTORRAD 05/2016

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Sportliche Großroller<br />

Scooter umrundet der 650er Kurven gestochener,<br />

präziser, bleibt neutraler. Allerdings:<br />

Aus Geradeausfahrt heraus wehrt<br />

sich der Deutsche mehr als der TMax<br />

gegen Abklappen, leistet ein wenig Widerstand.<br />

In schnellen Wechselkurven wirkt<br />

der Yamaha somit agiler.<br />

Dafür bleibt der TMax nicht immer neutral:<br />

Er stellt sich bei Bodenwellen in Schräglage<br />

auf, sucht sich dann einen eigenen<br />

Kurs. Fühlt sich an, als machten Vorder- und<br />

Hinterrad nicht das gleiche. Beim Bremsen<br />

in Kurven klappt die Front ein wenig ein.<br />

Da ist hin und wieder eine korrigierende<br />

Hand gefragt. Bridgestone-Reifen in gleichen<br />

15-Zoll-Dimensionen wie beim BMW<br />

vermitteln etwas weniger Vertrauen. Die<br />

weiche, konventionelle Gabel des 2014er-<br />

Modells bietet nicht ganz so viele Reserven,<br />

spricht mäßig gut an, Modifikation tat not.<br />

Sensationell funktioniert das liegende,<br />

auf Zug belastete Federbein. Speziell mit<br />

Sozius wird der TMax zum Gleiter, schwebt<br />

geradezu feinfühlig über den Asphalt.<br />

Dies ist wahrlich Top-Federungskomfort!<br />

Viel fischt beim 650er die Upside-down-<br />

Gabel raus, arbeitet toll. Sie kommt erst im<br />

Soziusbetrieb an ihre Grenzen. Ihre Federrate<br />

wurde ebenso um zehn Prozent reduziert<br />

wie beim direkt angelenkten, links liegenden<br />

Federbein. Der Kompromiss aus Komfort<br />

und Stabilität stimmt. Lediglich harte<br />

Kanten und Absätze lässt das Federbein<br />

BMW-typisch zum Fahrer durch. Beeindruckend<br />

stabil bleiben beide Sport-Scooter<br />

auf der Bahn. Länge läuft, trotz kleiner<br />

Räder. Der Berliner Bär rennt bergauf bei Tacho<br />

180 stur in den Begrenzer, Werksangabe<br />

sind 177. Da muss der Yamaha mit 161<br />

km/h passen. Ein Gefühl der Geborgenheit<br />

vermittelt der BMW, ein echter Sport-Tourer.<br />

Halt! Stopp zum Café au Lait. Vierkolben-Festsättel<br />

vorn beim TMax belegen<br />

sportiven Spirit, erinnern an ältere R1. Knackig<br />

beißen sie auf Scheiben mit modernen<br />

Floatern, benötigen jedoch recht hohe<br />

Handkraft. Im ABS-Regelbereich pulsieren<br />

beiden Hebel deutlich, die gröberen Regelintervalle<br />

sind länger als beim BMW. Konstruktiv<br />

ist dessen Hardware einfacher gestrickt:<br />

Doppelkolben-Schwimmsättel und<br />

fest montierte Scheiben. Matschig ist der<br />

Druckpunkt vorn, die Hinterradbremse<br />

ziemlich holzig dosierbar. Trotzdem ermöglichen<br />

hohe Hinterradlast und geringe<br />

dynamische Radlastverteilung Top-Verzögerungswerte.<br />

Kurz sind die Bremswege:<br />

Aus Tempo 100 steht der BMW nach 38,2<br />

Metern, der (alte) TMax nach 40,6 Metern.<br />

Nur wenige Motorräder lassen sich<br />

so unbeeindruckt weit in die Kurve hinein<br />

bremsen wie der C 650 Sport. Mittelklasse-<br />

Bikes bis etwa 70 PS können das Roller-Duo<br />

kaum abschütteln. Unübertroffen ist dessen<br />

Alltagsstärke. Dazu zählt leichtes Aufbocken:<br />

Der BMW hat eine geänderte Kinematik<br />

am Hauptständer und aktiviert beim<br />

Ausklappen des Seitenständers automatisch<br />

die Parkbremse. Beim Yamaha verhindert<br />

der manuelle Feststellhebel am linken<br />

Lenkerende ungewolltes Wegrollen. Einstellbare<br />

Handhebel haben beide, ebenso<br />

beleuchtete Kofferräume. Dank cleveren<br />

Ausziehbeutels „Flex Case“ ist der Gepäckraum<br />

beim BMW viel größer.<br />

Groß und tief gelangen die abschließbaren<br />

Handschuhfächer in der Front. Bordsteckdose<br />

haben der BMW und der aktuelle<br />

TMax. Bei der Verarbeitung hat der BMW gegenüber<br />

dem älteren Yamaha die höher aufragende<br />

Nase vorn. Mit wertigeren Kunststoffteilen,<br />

Edelstahlkrümmern und Metall-<br />

Einlagen in den Trittbrettern. An der C-Klasse<br />

lässt sich der Bordcomputer vom Lenker<br />

aus bedienen. Nun, für Listenpreise jenseits<br />

der 11000 Euro darf man auch etwas erwarten.<br />

Der minimal teurere BMW hat sogar<br />

noch für 940 Euro Extras an Bord: Heizgriffe<br />

und Sitzheizung für vorn/hinten (schön<br />

muckelig im Winter!), Reifendruck-Kontrolle<br />

sowie LED-Tagfahrlicht und -Blinker.<br />

Italiener, Franzosen und Spanier schwören<br />

auf die Mega-Roller – nicht nur in der<br />

Stadt. Vielleicht sagen auch die Menschen<br />

in München, Mannheim und Marburg einmal:<br />

„Nichts ist toller als ein Roller.“<br />

www.motorradonline.de/vergleichstests<br />

-Fazit<br />

Mit den Maxi-Scootern ist man gut<br />

unterwegs, sie sind im Großstadtgefühl<br />

nicht zu schlagen: flott,<br />

komfortabel, praktisch. Die Überarbeitung<br />

hat dem tourentauglichen,<br />

starken BMW C 650 Sport richtig<br />

gutgetan. Trotz Hubraum-Handicaps<br />

überzeugt der verbesserte,<br />

aktuelle Yamaha TMax 530 mit tollem<br />

Fahrwerk, der Fortschritt bei<br />

beiden neuen Rollern ist deutlich.<br />

Preise hoch, Fahrspaß groß!<br />

Schnittige Linie: Beim aktuellen<br />

BMW wirken die Kunststoffteile<br />

wertiger, neuer Euro4-Auspuff<br />

Oh, là, là: 2014er-Yamaha mit konventioneller<br />

Gabel. Mau: lackierte<br />

Krümmer – BMW serviert Edelstahl

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