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Die 690 Duke will mit viel<br />
Schräglagenfreiheit vorbeistechen,<br />
die MT-07 hält<br />
mit ihrem Motor dagegen<br />
Vergleichstest<br />
unter diesem Gesichtspunkt. Das liegt auch<br />
daran, dass beim Bike aus Österreich der<br />
Pilot in luftigen 835 Millimetern Sitzhöhe<br />
thront, bei der Yamaha sind es 25 Millimeter<br />
weniger. Dass es trotzdem nur zum Patt in<br />
Sachen Ergonomie reicht, liegt am Abstand<br />
des Lenkers zum Fahrer. Die Yamaha trifft<br />
hier die goldene Mitte, die KTM schiebt die<br />
breite Segelstange enger an ihn ran.<br />
Deutlich weiter auseinander liegen Duke<br />
und MT-07 beim Blick auf die Kosten. Beim<br />
Verbrauch halten sich beide mit 4,0 Litern<br />
für die KTM und 3,7 Litern für die Yamaha<br />
auf 100 Landstraßenkilometern vornehm<br />
zurück. Und auch bei den Inspektionen, die<br />
für die zwei nur alle 10 000 Kilometer fällig<br />
werden, schonen sie die Geldbörse. Anders<br />
sieht es beim Anschaffungspreis aus. Mit<br />
6395 Euro ist die Yamaha ein regelrechtes<br />
Schnäppchen, die KTM ist in Grundausstattung<br />
2000 Euro teurer. Für diese Differenz<br />
ließe sich der einzig nennenswerte Kritikpunkt<br />
bei der MT-07, nämlich das Fahrwerk,<br />
locker ausbügeln. Und trotzdem wäre die<br />
kleine Yamaha nüchtern betrachtet immer<br />
noch das bessere Angebot. Deswegen ist<br />
die KTM aber noch lange kein schlechtes<br />
Motorrad. Sie ist nur anders, extremer. Sie<br />
will immer aktiv bewegt werden, ist immer<br />
auf der Suche nach der Ideallinie, will wuseln<br />
und wedeln, kennt keine Pause, keine<br />
Zurückhaltung, kein einfaches Laufenlassen.<br />
All das macht den Umgang im Alltag mit<br />
ihr nicht eben einfach. Aber sobald sich vor<br />
ihrem Vorderrad nur ein Stück freier Asphalt<br />
auftut, prescht sie voran. Treibt an, weckt<br />
den Racer in dir. Und ganz subjektiv gesprochen:<br />
Das macht richtig Laune. Die Duke<br />
690 ist eben die eine für wenige, die ihre<br />
nicht ganz so guten Eigenschaften lässig<br />
tolerieren und sich dafür umso mehr über<br />
ihre herausstechenden Merkmale wie den<br />
stärksten Einzylinder im Motorradbau, kombiniert<br />
mit ihrer spielerischen Leichtigkeit,<br />
freuen. Sie ist ein guter Charakter, mit Ecken,<br />
Kanten und viel Verve.<br />
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Die MT-07 besitzt dazu zwar kein gänzlich<br />
konträres Wesen – dafür ist allein ihr<br />
Motor viel zu spritzig, treibt zu lustvoll voran<br />
– aber sie gibt sich viel verbindlicher, ist<br />
die eine für alle. In dem Maße, wie sie auf<br />
Ecken und Kanten verzichtet, verliert sie<br />
auch an Verve. Sie macht alles mit und kann<br />
fast alles. Sie liegt objektiv immer gleichauf<br />
mit der KTM 690 Duke – oder übertrifft diese<br />
sogar in vielen Punkten. Nur beim Erlebnis,<br />
bei den Emotionen hält der Herzog sie<br />
ein wenig auf Abstand. Ein Umstand, den<br />
man aber spätestens beim Anblick des Preises<br />
auf dem Kaufvertrag schnell vergisst.<br />
www.motorradonline.de/vergleichstests<br />
-Testergebnis<br />
Yamaha MT-07<br />
Die MT-07 sammelt deutlich mehr Punkte als die KTM und ist<br />
viel günstiger. Klarer kann ein Testsieg fast nicht ausfallen.<br />
Der Zweizylinder ist ein Motorrad, das man bedenkenlos jedem<br />
empfehlen kann, egal ob Novize oder Könner.<br />
KTM 690 Duke<br />
Der Herzog ist so gut wie nie. Vorbei die Zeiten, in denen es rappelig<br />
und rau zuging. Die Duke kann jetzt auch alltagstauglich,<br />
benimmt sich erstaunlich gesittet. Dass sie dabei trotzdem extremer<br />
und herausfordernder bleibt als eine MT-07, sei ihr verziehen.<br />
52 TEST+TECHNIK 5/<strong>2016</strong>