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MOTORRAD 05/2016

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Blick<br />

N E U H E I T E N<br />

in die<br />

Zukunft<br />

Foto: KTM<br />

Gerald Kiska (57) ist Gründer und Chef<br />

der Kiska GmbH in Anif bei Salzburg<br />

„... mal links und<br />

rechts schauen“<br />

Gerald Kiska über die enge Beziehung zwischen<br />

KTM und Kiska, knappe Ressourcen und Fluch und<br />

Segen einer klar definierten Markenidentität.<br />

? Herr Kiska, wie würden Sie die Konstellation<br />

Kiska/KTM beschreiben?<br />

! Es ist für viele unvorstellbar, dass zwei<br />

Unternehmen so eng miteinander arbeiten<br />

und dass sich auch die zwei Chefs der beiden<br />

Firmen nach 23 Jahren so gut verstehen<br />

– unsere Frauen sind da schon richtig<br />

neidisch auf uns.<br />

? Also verstehen Sie sich auch als Teil von KTM?<br />

! Ich glaube, das geht in beide Richtungen.<br />

Die Auseinandersetzung mit und der<br />

Stolz auf das jeweils andere Unternehmen<br />

sind groß. Wir sehen uns jeweils als Multiplikator.<br />

Als schönes Beispiel dafür, dass eins<br />

und eins mehr als zwei sein kann.<br />

? Und wer von beiden hat dann KTM in seiner<br />

heutigen Form erfunden?<br />

! Einer alleine kann das nicht, dazu<br />

braucht es beide Seiten. Da ist auch viel<br />

gemeinsames Brainstorming dabei, es geht<br />

hin und her. Und zum Schluss weiß man<br />

nicht mehr, wer eigentlich welche Idee<br />

gehabt hat.<br />

in Pressetexten schon mit diesem Claim<br />

gespielt, und wir haben das dann einfach<br />

zum Claim von KTM gemacht.<br />

? Wann war das?<br />

! Ich meine, 1996. Letztendlich war ja<br />

auch der Viertakt-Offroad-Motor ein Beutestück<br />

aus dieser Übernahme. Damals ein<br />

sehr interessanter Ansatz, aber fehlerbehaftet.<br />

Der wurde dann unter KTM standhaft<br />

gemacht und hat eine neue Ära im Offroad-<br />

Sport eingeleitet.<br />

? Und seither müssen Sie mit „Ready to race“<br />

leben. Haben Sie das schon mal verflucht?<br />

! Das wurde immer wieder mal infrage<br />

gestellt, weil KTM ja enorm gewachsen ist.<br />

Wir haben uns schon häufiger gefragt, ob<br />

es denn noch möglich ist, sich so scharf und<br />

spitz zu positionieren. Meine Antwort darauf<br />

ist immer wieder die gleiche. Ich schaue<br />

neugierig zu Ferrari. Wenn die irgendwann<br />

keine zweisitzigen Sportwagen mehr bauen<br />

und ihre Autos auch nicht mehr rot anmalen,<br />

dann ist es für uns auch Zeit, darüber<br />

nachzudenken, etwas anderes zu tun. Aber<br />

es gibt einen Haufen toller Marken in allen<br />

möglichen Bereichen, die ihr Erbe pflegen.<br />

Es geht ja nicht um die Anbetung der<br />

Asche, sondern um den Erhalt des Feuers,<br />

und ich glaube, da ist KTM breit genug<br />

aufgestellt, um auch in Zukunft links und<br />

rechts des heutigen Angebots für die eine<br />

oder andere Überraschung zu sorgen.<br />

? Es wird aber doch sicher auch in Ihrem Hause<br />

diskutiert, wie weit man gehen kann, ohne dieses<br />

Motto zu verwässern?<br />

! Zum Glück sind die knappen Ressourcen<br />

in jede Richtung – also Produktion,<br />

Logistik, Platz, Manpower – immer noch<br />

der viel größere limitierende Faktor für das<br />

Wachstum von KTM als die Positionierung.<br />

Sprich: Wir hangeln uns seit 22 Jahren ganz<br />

knapp am Machbaren entlang, und das<br />

Machbare wird nicht vom Markt diktiert,<br />

sondern von den eigenen Kapazitäten.<br />

? Okay, nehmen wir die neue Super Duke GT.<br />

Haben Sie bei diesem Modell nicht darüber diskutiert,<br />

wie weit sich KTM in diesen Touring-Bereich wagen<br />

darf?<br />

! Das ist doch die gleiche Diskussion,<br />

die wir bei der Adventure hatten. Ich<br />

glaube, dass es viele Motorradgattungen<br />

gibt, wo KTM mit einem ganz eigenen<br />

Ansatz zu überraschenden Ergebnissen<br />

kommen kann. Das heißt aber auch, dass<br />

es einen Fahrer geben muss, der diesen<br />

KTM-Ansatz goutiert. Der ein fahraktives,<br />

möglichst leichtgewichtiges Motorrad<br />

haben will, das speziell im Alltag eine<br />

Überlegenheit liefert, die er anderswo nicht<br />

bekommt. Eine Super Duke – egal ob R<br />

oder GT – fährt trotz aller Kraft und Souveränität<br />

wie anderswo eine 350er. Von daher<br />

haben wir auch unter diesem Ready-torace-Ansatz<br />

immer genügend Platz für ein<br />

überraschendes Kapitel.<br />

? Gibt es da keine Grenzen? KTM-Entwicklungschef<br />

Phillip Habsburg hat gesagt, in seiner ganzen<br />

Truppe fände sich kein Einziger, der einen Cruiser<br />

entwickeln wollte.<br />

! Ja, das stimmt vermutlich. Aber<br />

natürlich kann man auch mal nach links<br />

und nach rechts schauen. Ich glaube, auch<br />

bei Ducati hat vor ein paar Jahren auch<br />

noch niemand geglaubt, dass er mal einen<br />

Cruiser entwickelt. Ich denke, dass es da in<br />

Zukunft unter der Marke KTM wesentlich<br />

mehr gibt, als wir heute zeigen. Wie weit<br />

das geht? Ich weiß es nicht. Wie gesagt:<br />

Zum Glück haben wir derzeit andere limitierende<br />

Faktoren.<br />

? Was ist mit dem typischen, kantigen „Edge<br />

Design“ von KTM? Ist das ein Faktor, der hier und da<br />

auch einschränkt?<br />

! Eigentlich nicht. Meiner Meinung lässt<br />

sich jede Motorradgattung auch in diesem<br />

Format ausdrücken. Selbst einen Cruiser<br />

könnten wir mit dem gleichen Handwerkszeug<br />

machen. Aber das wäre dann eben<br />

ein sehr aggressiver, sehr fahrdynamischer<br />

Am Anfang: die 1290er-<br />

Super-Duke als Entwurf<br />

? Okay, fassen wir es enger. „Ready to race“ –<br />

von wem kommt das?<br />

! Um ganz ehrlich zu sein, das haben<br />

wir schon ein bisschen geklaut. Als KTM<br />

Husaberg übernommen hat, hat Husaberg<br />

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