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Trutzgauer Bote |

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vorgeschlagenen Reformen dem Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht als zu<br />

radikal, als dass man sie wie vorgesehen umfassend hätte verwirklichen können,<br />

weil damit das Risiko verbunden gewesen wäre, gewisse Interessengruppen, deren<br />

Unterstützung von fundamentaler Bedeutung war, vor den Kopf zu stossen. So<br />

wurde Feder kaltgestellt. Man kann nicht wissen, wieweit Deutschland eventuell auf<br />

seine Konzepte zurückgegriffen hätte, wäre nicht der Krieg ausgebrochen.<br />

Allerdings besteht kein Zweifel daran, dass Hitler einer ganzen Nation wieder auf<br />

die Beine verholfen hat und von seinem Volk aufrichtig geliebt wurde. Er hatte<br />

einem Land zum Wiederaufstieg verholfen, das von einer rachsüchtigen Allianz von<br />

Feinden ins Elend gestossen worden war, und die Ernährung einer Bevölkerung<br />

gesichert, die wenigstens 700.000 ihrer Angehörigen durch Hunger verloren hatte.<br />

Das Tempo, mit dem die Arbeitslosigkeit verringert worden war, und die Zahl der<br />

wieder in den Arbeitsprozess Eingegliederten bewogen viele ehemalige<br />

Kommunisten dazu, der NSDAP beizutreten.<br />

(Albert Krebs, Tendenzen und Gestalten der NSDAP. Erinnerungen an die Frühzeit der NSDAP, S. 74)<br />

Für einen Mann, der niemals zuvor ein Land geführt hatte, war sein Erfolg ein schieres<br />

Wunder. Allerdings verleitete ihn jene Unerfahrenheit, die es ihm ermöglichte, ohne<br />

Rücksicht auf Konventionen Risiken einzugehen, auch dazu, das politische Improvisieren<br />

zu weit zu treiben.<br />

“Im Herbst 1938 feierte Hitler einen seiner grössten Triumphe. Die Rückkehr des<br />

überwiegend deutschen Sudetenlandes wurde ohne Krieg erreicht. Die Beklommenheit<br />

der Menschen in Berlin während der Münchner Konferenz war sehr gross, weil<br />

das Erscheinen der tschechischen Luftflotte jeden Augenblick erwartet wurde. Ihre<br />

Flugzeit nach Berlin betrug weniger als eine halbe Stunde, und Deutschland war<br />

damals vollkommen unvorbereitet auf eine grössere militärische Konfrontation. Ich<br />

werde den Abend nie vergessen, an dem Hitler aus München zurückkehrte. Die Erleichterung<br />

und der Jubel kannten keine Grenzen. Die Luftabwehrbatterien in und<br />

um Berlin, etwa 80 Kanonen, waren längs Hitlers Weg vom Bahnhof zur Reichskanzlei<br />

aufgestellt, und ich stand hinter einem guten Freund, der die elektrisch miteinander<br />

verbundenen Geschütze durch einen Knopfdruck gleichzeitig abfeuerte.<br />

Das Dröhnen dieses Saluts war unbeschreiblich.”<br />

(Heinz Weichardt, Under Two Flags)<br />

“Man könnte die Frage stellen, ob der Krieg zu vermeiden gewesen wäre, wenn sich<br />

Hitler mit der Heimkehr des Sudetenlandes begnügt hätte und nicht in Prag<br />

einmarschiert wäre. (Chamberlains Ausspruch vom “Frieden für unsere Zeit“, den<br />

er am 30. September 1938 tat, war ein Echo von Disraelis “Ich bin aus Deutschland<br />

mit Frieden für unsere Zeit zurückgekehrt“ aus dem Jahre 1878.) “Chamberlains<br />

Verhalten gegenüber Deutschland … war nie von einem Bewusstsein militärischer<br />

Schwäche diktiert worden, sondern ausschliesslich von der religiösen Idee,<br />

Deutschland müsse Gerechtigkeit widerfahren, und das Unrecht von Versailles<br />

müsse wieder gut gemacht werden.”<br />

(Premierminister Chamberlains Pressesprecher.)<br />

(Der Entscheid zum Einmarsch in der Resttschechei und ihre De-facto-Eingliederung ins Deutsche Reich führte auch zur<br />

Auflösung des “Anglo-German Fellowship“, einer zweifelhaften Organisation, zu deren Mitgliedern allerlei Leute mit<br />

einer verborgenen Agenda gehörten; man vergleiche damit Archibald Ramsays “Right Club“, eine wahrhaftig patriotische<br />

Vereinigung.)<br />

Allerdings betrachtete Deutschland den tschechisch-sowjetischen Bündnisvertrag vom 16.<br />

Mai 1935 als “einseitig und ausschliesslich gegen Deutschland gerichtet“. Er schürte die<br />

deutsche Befürchtung, dass die Tschechoslowakei ein “sowjetischer Flugzeugträger“ war.<br />

<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 123

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