Trutzgauer Bote |
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Männer anzuklagen und zehn davon nach ihrer Verurteilung aufzuhängen. Ebenso wenig<br />
wären diese ehemaligen Soldaten geneigt gewesen, die wild wuchernden Legenden, welche<br />
diese “Enthüllungen” nach sich zogen, für bare Münze zu nehmen. Doch je länger der<br />
Krieg zurück lag und je weniger glaubwürdige Augenzeugen es gab, desto leichter wurde<br />
es, das deutsche Volk zu belügen.<br />
Was geschah, wenn die Angehörigen der irregeführten Nachkriegsgeneration ihre Eltern<br />
zur Rede stellten und sie, aus natürlicher Neugierde, aber auch voller Abscheu, fragte, ob<br />
gewisse Behauptungen denn tatsächlich stimmten? Belogen ihre Eltern sie dann, oder<br />
hüllten sie sich einfach in mürrisches Schweigen, da ihnen der Mut fehlte, sich gegen die<br />
Anschuldigungen zu wehren? Wie oft haben wir doch lesen müssen, dass solche deutsche<br />
Eltern und ihre Kinder keine gemeinsame Sprache mehr fanden! Wie oft haben wir doch<br />
hieraus automatisch gefolgert, diese Eltern hätten etwas zu verbergen gehabt!<br />
Diese Unfähigkeit, sich mit ihren Eltern zu verständigen, sowie die durch die Umerziehung<br />
erzeugten Schuldgefühle führten bei den jungen Menschen zum Entstehen von Protestgruppen,<br />
die den deutschen Nachkriegsstaat, der durch die Besatzungsmächte offiziell<br />
(siehe Gladio!) dazu gezwungen wurde, jeden offenen politischen Widerstand zu<br />
unterdrücken, als repressiv betrachteten. Einer der Betroffenen, Peter-Jürgen Boock,<br />
ehemaliger Terrorist der RAF (Roten Armee Fraktion), erklärte die marxistische Ideologie<br />
der terroristischen Gruppen der siebziger Jahre als Reaktion auf die mangelnde Bereitschaft<br />
ihrer Eltern oder anderen Verwandten, sich auf irgendwelche Debatten über den<br />
Krieg einzulassen:<br />
“Es herrschte eisiges Schweigen oder Aggressivität.”<br />
(Anne Will-Talkshow, ARD, 23. November 2009)<br />
Ungefähr zu der Zeit, als die Alliierten die deutschen Führer als Ungeheuer behandelten<br />
und aufgrund getürkter Beweise in Nürnberg zum Tode verurteilten, starben zwischen<br />
750.000 und 1,7 Millionen gewöhnliche deutsche Kriegsgefangene in Konzentrationslagern<br />
an Hunger oder weil sie den Elementen schutzlos ausgesetzt waren. (James Bacque, Other<br />
Losses, Stoddart 1989. Deutsche Übersetzung: Der geplante Tod, Pour le Mérite, 2008).<br />
Diese Lager existierten von April bis September 1945, also noch lange nach der bedingungslosen<br />
Kapitulation der deutschen Armee. Eisenhower, der mit Lichtgeschwindigkeit<br />
vom Oberst zum Fünfsternegeneral sowie zum Oberbefehlshaber der westalliierten<br />
Streitkräfte befördert worden war, obgleich sein Kollege General Patton ihn als<br />
“inkompetent” einstufte, hatte am 10. März 1945 befohlen, in Gefangenschaft geratene<br />
deutsche Soldaten als “Disarmed Enemy Forces” (entwaffnete feindliche Truppen) und<br />
nicht als “Prisoners of War” (Kriegsgefangene) zu bezeichnen.<br />
Diese Deutschen, lautete sein Befehl, stünden nicht unter dem Schutz der Genfer<br />
Konvention und besässen kein Recht auf Nahrung oder Wasser oder auf medizinische<br />
Versorgung. Während Inspektoren des Roten Kreuzes während der nationalsozialistischen<br />
Herrschaft mehrfach Konzentrationslager inspizieren durften, wurde ihnen der Zutritt zu<br />
den amerikanischen Lagern mit der Begründung verwehrt, sie seien nicht befugt, sich um<br />
“entwaffnete feindliche Truppen” zu kümmern.<br />
“Die Regierung der USA weigerte sich, dem Internationalen Komitee vom Roten<br />
Kreuz den Zutritt zu den Lagern zwecks Besuchs der Gefangenen zu erlauben, was<br />
den Verpflichtungen, welche die Genfer Konvention den Amerikanern auferlegten,<br />
direkt widersprach.”<br />
(James Bacque, Other Losses, a.a.O., S. 69)<br />
In schroffem Gegensatz zu Eisenhower liess General Patton seine Kriegsgefangenen sofort<br />
nach Kriegsende frei; sie waren nun sich selbst überlassen und konnten versuchen, sich<br />
nach Hause durchzuschlagen.<br />
<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 61