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Trutzgauer Bote |

Menuhin-Gerard-Wahrheit-sagen-Teufel-jagen

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Großbritannien bereitete einen Krieg gegen eine verwandte Nation vor, die sich<br />

nichts lieber wünschte, als mit Großbritannien befreundet zu sein.<br />

(Theobald von Bethmann-Hollweg, deutscher Kanzler, August 1914)<br />

44 Jahre lang, seit der Zeit, als wir für das Deutsche Reich gekämpft, den Kampf<br />

gewonnen und unsere Position in der Welt gefestigt haben, haben wir in Frieden<br />

gelebt und den Frieden in Europa gesichert. In dieser Zeit des Friedens sind wir<br />

stark und mächtig geworden und weckten den Neid der anderen.<br />

(Bethmann-Hollweg, Reichstag, 3. August 1914)<br />

Der Kaiser versuchte, Frieden mit dem Zaren auszuhandeln:<br />

“Ich bin bis ans Äußerste des Möglichen in meinen Anstrengungen, Frieden zu<br />

bewahren, gegangen … Selbst jetzt können Sie noch den Frieden in Europa<br />

bewahren, wenn Sie Ihre militärischen Maßnahmen beenden.”<br />

(Telegram, 30. Juli 1914)<br />

Am folgenden Tag antwortete Nikolaj:<br />

“Es ist technisch unmöglich, unsere militärischen Vorbereitungen aufzuhalten, die<br />

angesichts der Mobilisierung Österreichs zwingend waren. Es liegt uns fern, Krieg<br />

zu wünschen. Solange die Verhandlungen mit Österreich über Serbien noch im<br />

Gange sind, werden meine Truppen keinerlei provokative Handlungen vornehmen.”<br />

Allerdings waren die österreichischen Truppen schon dabei, Serbien anzugreifen, und<br />

unter diesen Umständen wäre eine russische Neutralität für die Menschen inakzeptabel<br />

gewesen. Obgleich es schien, dass es ein Gefühl gab, dass der Krieg ein weltweites Unheil<br />

mit sich bringen würde, müssen diese und andere Versuche einer internationalen<br />

Vermittlung bestenfalls als halbherzig betrachtet werden. Ein allgemeiner Ausbruch von<br />

Feindseligkeiten war weder notwendig, noch unausweichlich, da keines der involvierten<br />

großen Länder bedroht war.<br />

Allerdings hatten alle großen Länder ein Interesse an einem Krieg gegen Deutschland.<br />

Frankreich wollte Revanche für seine Niederlage 1870 und Elsass-Lothringen zurück<br />

erlangen; Großbritannien wollte die Führung im internationalen Handel wieder zurück<br />

bekommen, die es an Deutschland verloren hatte; Russland wollte Deutschlands<br />

Verbündeten Österreich-Ungarn schlagen, um den panslawischen Zusammenhalt auf dem<br />

Balkan zu stärken und die ottomanische Dominanz im Schwarzen Meer zurückzudrängen.<br />

Und so schlitterte die Welt unaufhaltsam in den Krieg.<br />

Alle Regierungen sind ohne Bildung und Perspektive. Zum Verzweifeln. Nur eine<br />

klare Entscheidung kann die Macht der Lüge in allen Ländern durchbrechen. Auch<br />

bei uns Lüge, damit das Durchhalten des so weichen Volkes nicht erschwert wird.<br />

Bei den anderen aber noch mehr Lüge zu dem Zweck, die Regierungen zu halten. Da<br />

die Lage der andren schlechter ist, muss dort noch mehr gelogen werden.<br />

(Kanzler Bethmann Hollweg, Juni 1916)<br />

Im November 1916 brachte Lansdowne ein Papier im Kabinett in Umlauf, in dem er<br />

argumentierte, dass der Krieg die Zivilisation zerstören würde und dass deshalb Frieden<br />

auf Basis des status quo ante bellum verhandelt werden sollte. Lansdownes Vorschlag traf<br />

auf feindselige Reaktion der anderen Unionisten im Kabinett wie Arthur Balfour und<br />

Robert Cecil. Lansdowne lud den Herausgeber der Zeitung The Times, Geoffrey Dawson,<br />

in sein Haus ein und zeigte ihm den Brief, den er veröffentlichen wollte. Dawson war<br />

“entrüstet” und beschloss, dass eine Veröffentlichung nicht im nationalen Interesse sein<br />

<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 268

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