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Trutzgauer Bote |

Menuhin-Gerard-Wahrheit-sagen-Teufel-jagen

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Mobilmachung vornehmen, wo alle französischen Wehrpflichtigen bereits<br />

eineinhalb Stunden früher zu den Waffen gerufen wurden? Zu den Waffen gegen<br />

wen, wenn nicht gegen die Deutschen?<br />

(Verschwörung der Kriegstreiber 1914, ebd.)<br />

Während des berühmten Waffenstillstands an Weihnachten 1914 – nicht so lange nach<br />

dem Beginn des Weltkrieges, dass sich der einzelne Soldat seine Menschlichkeit und die<br />

Sinnlosigkeit, ein gleiches Geschöpf zu töten, nur weil es eine andere Uniform trägt, nicht<br />

mehr ins Bewusstsein hätte rufen können – schenkten die einander gegenüberstehenden<br />

Seiten der ihnen indoktrinierten Pflicht, einander zu ermorden, vorübergehend keine<br />

Beachtung und sangen stattdessen Weihnachtslieder und tauschten kleine Geschenke.<br />

Nicht noch so viel abscheuliche Gräuelpropaganda gegen die Deutschen konnte diese<br />

grundlegende Zwischenmenschlichkeit verändern.<br />

“Die Deutschen schienen sehr viel eher als wir gewillt zu sein, zu leben und leben zu<br />

lassen.”<br />

(Robert Graves, Goodbye to All That, 1929)<br />

Diese entbehrlichen Soldaten wussten vielleicht nichts von der großen Sache, aber sie<br />

waren unendlich würdigere Vertreter ihrer Rasse, der menschlichen Rasse, als die<br />

Unmenschen, von denen sie ohne jeglichen zwingenden Grund in den Tod geschickt<br />

wurden.<br />

In seiner sorgfältigen Analyse der historischen Umstände, die zum Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs führten, einschließlich eines ausführlichen Exkurses über serbische<br />

Persönlichkeiten, der unnötigerweise bis in die frühen 1880er Jahre reicht, unterschlägt<br />

Christopher Clark erstaunlicherweise komplett sämtliche finanziellen Faktoren, die –<br />

abgesehen von den massiven antideutschen Vorurteilen so mancher Russen und<br />

Franzosen, der dem Anschein nach unentschlossenen oder undurchschaubaren Engländer<br />

und der Schlafwandlung der Deutschen – eigentlich die Fähigkeit der großen<br />

Kriegsparteien bestimmten, diesen Krieg zu führen:<br />

(Reuters)<br />

Deutscher Kriegskredit. Gesetzentwurf über £250.000.000. Berlin, Dienstag, (04.<br />

August 1914). Heute wurde im Reichstag ein Gesetzentwurf vorgestellt, der den<br />

Reichskanzler legitimiert, einen Kredit über fünf Milliarden Reichsmark (etwa<br />

zweihundertfünfzig Millionen Pfund Sterling) aufzunehmen, um einmalige<br />

außerordentliche Ausgaben zu decken. Es ist vorgesehen, dass die ausgegebenen<br />

Anleihen und Schatzanweisungen und etwaige damit verbundene Coupons ganz<br />

oder teilweise im In- oder Ausland fällig werden können in eigener oder fremder<br />

Währung.<br />

Beim Startschuss für den Weltkrieg im August 1914 besaß die Bank of England<br />

Goldreserven von lediglich neun Millionen Sterling (entspricht £ 754 Mio. Pfund im Jahr<br />

2013, Wikipedia), und da die Bank of England die Bank der Banken war, beinhaltete diese<br />

Summe auch gleichzeitig die Goldreserven aller anderen Banken Großbritanniens.<br />

Bei Kriegsausbruch hatten die Bankmanager ernsthafte Sorgen, dass das einzahlende Volk,<br />

in Panik geraten, ihr Geld zurückfordern würde. Und da ihre Einlagen und Ersparnisse in<br />

den Händen der Banker waren und zu sehr großen Teilen von diesen Bankern in<br />

Unternehmen versenkt wurden, die das geliehene Kapital bestenfalls nicht schnell<br />

zurückzahlen könnten und von denen viele und in großem Umfang in den Spannungen des<br />

Krieges und dem Zusammenbruch großer Teile des internationalen Handels vermutlich<br />

untergehen würden, folgt daraus, dass die Banken im Falle eines Bank Runs nicht<br />

<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 263

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