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Trutzgauer Bote |

Menuhin-Gerard-Wahrheit-sagen-Teufel-jagen

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Kapitel 1<br />

Vereitelt: Der letzte verzweifelte Griff der<br />

Menschheit nach Freiheit<br />

Dieser Hund ist ein Labrador. Er bellt nur selten und ist gutmütig, wie die meisten<br />

Labradore. Ab und zu begleite ich seinen Herrn bei einem seiner täglichen Spaziergänge<br />

mit seinem Tier. Er ist ein Zeuge Jehovas. Anfangs tat er seine Pflicht, indem er versuchte,<br />

mich zu bekehren, doch ich sagte ihm, ich glaube an nichts, was ich nicht sehen könne, und<br />

er verzichtete auf weitere fruchtlose Bekehrungsversuche.<br />

Wenn ich irgendetwas verehren müsste, würde meine Wahl auf die Bäume fallen. Bäume<br />

haben zweierlei mit einer Volkskultur und einer verarbeitenden Wirtschaft gemeinsam: Sie<br />

sind wie diese im Boden verwurzelt und ungemein beständig. Eine saisonabhängige<br />

Wirtschaft oder eine Dienstleistungswirtschaft, die eine Gemeinschaft wankelmütiger<br />

Konsumenten bedient, ist instabil.<br />

Jeder Baum ist zahllose Konsumenten wert, denn diese produzieren nur selten etwas<br />

Nützliches. Was sie können und auch oft tun, ist Bäume zerstören. Ein Rohling mit einer<br />

Kettensäge kann innerhalb von Sekunden zu Fall bringen, was vielleicht Jahrhunderte<br />

gebraucht hat, um seine gegenwärtige Größe zu erreichen. Stellen Sie sich eine Eiche vor.<br />

Dieser bewundernswerte Baum steht auf einem Hügel und bietet einen majestätischen<br />

Anblick. Sein zerfurchter Stamm ragt zum Himmel empor. Er hat mehr Jahre erlebt, als<br />

dies je einem Menschen vergönnt war. Er hat unzähligen Winterstürmen getrotzt. Selbst<br />

ohne Blätter flösst er noch Ehrfurcht ein. Er braucht nichts zu tun, er existiert einfach.<br />

Doch dann kommt ein Konsument (ein Organismus, der sich verschafft, was er begehrt,<br />

indem er sich an einem anderen Organismus bedient) mit einer Säge und fällt die Eiche,<br />

um daraus Bretter oder auch nur Brennholz zu machen. Wem gehört Ihre Sympathie,<br />

diesem Organismus oder der Eiche?<br />

Halten Sie mir, der ich mich so abschätzig über diesen Konsumenten äußere, bitte keine<br />

Vorträge über Menschenwürde. Ich bin schon seit langem keinem würdigen Menschen<br />

mehr begegnet, sofern ich überhaupt je einen kennengelernt habe. Würde bedingt nämlich<br />

persönliche Verantwortung. Mit der Menschenwürde verhält es sich wie mit den<br />

Menschenrechten – auch diese sind ein künstliches Konzept, das von künstlichen,<br />

kosmopolitischen Organisationen wie den Vereinten Nationen oder dem Gerichtshof für<br />

Menschenrechte erfunden wurde, um nationale Gesetze zu verdrängen; sie sind leeres<br />

Gerede, welches das Ziel verfolgt, althergebrachte Rechte zu usurpieren. Unter Berufung<br />

auf die betrügerische Menschenrechtserklärung von 1789 haben diese Organisationen die<br />

hohlen Schlagworte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu einer Art Religionsersatz<br />

erhoben. Wenn das Recht auf saubere Luft und sauberes Wasser sowie auf Rede- und<br />

Versammlungsfreiheit nicht garantiert ist, wozu sind diese hochtönenden Erklärungen<br />

dann gut?<br />

Mein Nachbar und ich sind uns über viele Dinge einig, doch wie die meisten Sekten<br />

glauben auch die Zeugen Jehovas, Christus werde wiederkehren, um sie zu erretten. Ich<br />

lasse mich über die allgemeine Degradierung aus, und er antwortet mir mit Zitaten aus der<br />

Heiligen Schrift, die ich zu Hause dann überprüfe. Sie stimmen immer. Ich nenne die<br />

Schuldigen beim Namen; für ihn ist der Schuldige Satan. Die Bibel hat tatsächlich alles<br />

vorausgesehen: Johannes 8:44 oder auch Offenbarung 2:9, wenn Ihnen das lieber ist.<br />

Somit haben wir beide recht.<br />

Ich glaube, es begann mit einer dumpfen Vorahnung, mehr war es nicht. Nicht einmal ein<br />

vages Gefühl, geschweige denn die Gewissheit, dass alles, was man dem Durchschnittskind<br />

über große historische Ereignisse eintrichtert, Lug und Trug ist. Es war nicht mehr als ein<br />

<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 6

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