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Trutzgauer Bote |

Menuhin-Gerard-Wahrheit-sagen-Teufel-jagen

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einhaltete. Es hatte den Anschein, dass eine Hauptabsicht des ganzen Vorgehens –<br />

neben dem Verhindern unvorteilhafter Kommentare über die Regierung – darin<br />

bestand, einen Präzendensfall rechtlicher Interpretationen und harter Strafen zu<br />

schaffen, die dazu dienten, Juden in Amerika von aller öffentlichen Erwähnung<br />

außer Anerkennung auszunehmen, entgegen dem üblichen amerikanischen<br />

Standpunkt, der besagt, dass alle, die in der Öffentlichkeit stehen, bereit sein<br />

müssen, eine vollständige freie öffentliche Diskussion zu akzeptieren, pro oder<br />

contra.<br />

(UPI, Prozess gegen Volksverhetzung – sedition trial 1943)<br />

Lawrence Dennis, einer der Angeklagten, sagte später aus: “Ein wichtigstes Merkmal des<br />

Prozesses war die vollkommene Bedeutungslosigkeit der Angeklagten im Vergleich zu der<br />

großen Bedeutung, die die Regierung dem Prozess durch allerlei öffentlichkeitsheischende<br />

Kunstgriffe zu geben suchte.”<br />

Laut Dennis war der Volksverhetzungsprozess so konzipiert, nicht auf die Kritiker der<br />

Roosevelt’schen Kriegspolitik mit den großen Namen abzuzielen, sondern stattdessen die<br />

Öffentlichkeit um den Prozess herum zu nutzen, um die große Zahl potentieller<br />

Graswurzelkritiker der Intervention in den Eurasischen Krieg einzuschüchtern, indem<br />

ihnen im Wesentlichen gezeigt wurde, dass sie auch auf die Anklagebank kommen<br />

könnten, wenn sie es wagten, sich – wie dies die Angeklagten taten – in Opposition zur<br />

Politik der Regierung auszusprechen.<br />

“Was der Staatsanwalt im Grunde versuchte zu tun”, so Lawrence Dennis, war “eine<br />

Formel zu perfektionieren, Menschen für etwas zu verurteilen, das gegen kein Gesetz<br />

verstoßen hat. Der springende Punkt war, ein Verbrechen zu finden, bei dem das<br />

Justizministerium sich die Mühe machen würde, es als dem Antisemitismus,<br />

Antikommunismus und Isolationismus gleich darzustellen. Das gewählte Verbrechen war<br />

es, Ungehorsam in den bewaffneten Kräften hervorzurufen. Das Gesetz war der Smith Act,<br />

es wurde 1940 in Kraft gesetzt.”<br />

Der Strafverteidiger Henry Klein nahm kein Blatt vor den Mund, als er den Geschworenen<br />

sagte, dass jüdische Organisationen den Prozess für ihre eigenen Zwecke benutzten:<br />

”Wir werden beweisen, dass diese Verfolgung von so genannten Fachmännern<br />

angezettelt wurde, die ein Geschäft daraus machen, andere Juden auszunutzen,<br />

indem sie ihnen Angst einjagen und sie Glauben machen, ihr Leben und ihr<br />

Eigentum sei in Gefahr aufgrund drohender Pogrome in den Vereinigten Staaten<br />

[und] der in dieser so genannten Anklage zur Last gelegte Antisemitismus sei eine<br />

Betrugsmasche, die von Erpressern für Bestechungen eingesetzt wird.”<br />

Tag um Tag zog sich der Prozess hin. Seite für Seite an Veröffentlichungen, verfasst<br />

von den Angeklagten, wurde als Beweismittel vorgelegt und rief [unter] allen<br />

Anwesenden den Gedanken hervor, dass es ihre Schriften sind, die in Wirklichkeit<br />

vor Gericht standen. Die Regierung kündigte an, mehr als 32.000 Beweisstücke<br />

vorlegen zu wollen. Es wurde offensichtlich, dass das, wofür die Angeklagten<br />

tatsächlich verfolgt wurden, ‘Judenhetze’ war, was einen Hinweis auf eine<br />

Hauptquelle für die Unterstützung der Strafverfolgung gab. Es wurde einer der<br />

längsten und teuersten Prozesse in der US-Geschichte. Im Grunde genommen war<br />

der Prozess nicht viel mehr als ein Anschlag auf die freie Rede.<br />

Am 22. November 1946 wies der Richter Bolitha Laws des U.S. District-Gerichts für<br />

den District of Columbia die Anklage gegen die Beschuldigten ab und sagte, zu<br />

erlauben, den Fall weiterzuführen, wäre eine “Verhöhnung [sic] der Justiz.”<br />

(Verfasser Roger Roots, zitiert in A Mockery of Justice – The Great Sedition Trial of 1944, Michael Collins & Ken Hoop)<br />

<strong>Trutzgauer</strong> <strong>Bote</strong> | Gerard Menuhin: Wahrheit sagen, Teufel jagen Seite 245

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