Rotationsauflösende Laserspektroskopie - CFEL at DESY
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180 19. Phenol-Methanol<br />
die mindestens an zwei weitere Normalmoden stark gekoppelt ist. Der Wert<br />
der Torsionskonstante F ist entlang des Pfades nicht konstant, das heisst F<br />
ist eine Variable des Torsionswinkels und wahrscheinlich größer als man es<br />
für eine reine interne Rot<strong>at</strong>ion einer Methylgruppe erwartet.<br />
19.4 Zusammenfassung<br />
Die Geometrie des Phenol-Methanol-Komplexes konnte durch hochauflösende<br />
Spektroskopie bestimmt werden. Die durchgeführten ab initio-<br />
Rechnungen sind in Übereinstimmung mit dieser Struktur. Der experimentell<br />
ermittelte O–O-Abstand dieser Struktur beträgt im Grundzustand 291 ±<br />
6 pm und im elektronisch angeregten Zustand 278 ± 6 pm. Die C–O-Bindung<br />
des Methanols steht nahezu senkrecht zur Arom<strong>at</strong>enebene. Das bedeutet<br />
eine deutliche Abweichung von einer linearen Wasserstoffbrückenbindung,<br />
wie sie z. B. in Phenol-Wasser beobachtet wird.<br />
Die kurze Wasserstoffbrückenbindung und die abgeknickte Struktur<br />
wird auf <strong>at</strong>traktive Dispersionswechselwirkungen zwischen der Methylgruppe<br />
und dem arom<strong>at</strong>ischen π-System sowie auf die – verglichen mit Wasser<br />
stärkere – Basizität von Methanol zurückgeführt. Auch die Verkürzung<br />
der Wasserstoffbrückenbindung bei der elektronischen Anregung ist größer<br />
als in Phenol-Wasser, was durch die größere Basizität von Methanol im Vergleich<br />
zu Wasser, sowie die größere Polarisierbarkeit des π-Systems im S1-<br />
Zustand begründet ist.<br />
Die Wasserstoffbrückenbindung weicht in beiden Zuständen um 14 °<br />
von der Linearität ab. Die reduzierte Stabilität der Wasserstoffbrückenbindung<br />
wird durch die <strong>at</strong>traktive Dispersionswechselwirkung zwischen der<br />
Methylgruppe und dem arom<strong>at</strong>ischen π-System kompensiert.<br />
Die durchgeführten ab initio-Rechnungen zeigen, dass zur Beschreibung<br />
des Phenol-Methanol-Komplexes eine feine Balance zwischen Dipol-Dipol-<br />
Wechselwirkungen einerseits und Dispersionswechselwirkungen andererseits<br />
nötig ist. Aus diesem Grund ist die Berücksichtigung von Elektronenkorrel<strong>at</strong>ion<br />
unabdingbar, was aus den schlechten Ergebnissen der Hartree-<br />
Fock- und Dichtefunktionalrechnungen, die Elektronenkorrel<strong>at</strong>ion nur partiell<br />
berücksichtigen, ersichtlich ist.<br />
Die Bindungsenergie des Komplexes kann mit den ab initio-Rechnungen<br />
gut reproduziert werden. Die Schwingungsfrequenzen hängen jedoch stark<br />
von der verwendeten Methode und dem Basiss<strong>at</strong>z ab, so dass sie nicht