antriebstechnik 10/2016
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06 MMDS-Prüfstand<br />
b) Für einen möglichst einfachen Getriebeaufbau werden beide<br />
Konzepte einstufig, geradverzahnt und mit einer einzelnen Abtriebswelle<br />
ausgelegt.<br />
c) Für die Lagerungen wird eine Mindestlebensdauer von<br />
<strong>10</strong> 000 Stunden gefordert, wobei bei dem MMDS-Getriebe aus<br />
Gründen der Modularität für alle Einzelantriebsstränge der größte<br />
verwendbare Motor als Auslegungsreferenz genutzt wird. Sämtliche<br />
Lagerungen werden als Fest-Los-Lagerungen ausgeführt.<br />
d) Die Materialausnutzung der Getriebekomponenten soll in beiden<br />
Fällen annähernd identisch sein. Weiterhin wird eine vergleichbare<br />
Torsionssteifigkeit der Getriebe gefordert, sodass bei Maximalbelastung<br />
der Torsionswinkel der Wellen 0,35° nicht überschreitet.<br />
e) Für beide Getriebevarianten wird eine Tauchschmierung verwendet.<br />
Die Eintauchtiefen von unter Öl laufenden Ritzeln und<br />
Rädern sollen vergleichbar sein.<br />
f) Es werden vergleichbare Gehäusedimensionen (annähernd<br />
identischer Abstand der Verzahnteile zu den Gehäusewänden)<br />
gefordert, sodass vergleichbare Strömungs- und Spritzölverhältnisse<br />
entstehen.<br />
g) Für die Verzahnung werden eine Grübchensicherheit von<br />
mindestens 1,3 und eine Sicherheit gegen Zahnfussbruch von<br />
mindestens 2,0 gefordert.<br />
h) Um die Anwendbarkeit der Gleichung (4) sicherzustellen,<br />
werden bei gegebenem Schmierstoff ausschließlich Wellendrehzahlen<br />
betrachtet, bei denen das Produkt aus dynamischer Schmierstoffviskosität<br />
v und Wellendrehzahl n W<br />
die Bedingung v⋅n W<br />
> 2 000 mm2 /<br />
(s.min) erfüllt.<br />
i) Die Verzahnungsgeometrie von MMDS-Getriebe und SMDS-<br />
Getriebe ist identisch. Einzig die Zahnbreite verbleibt als freier<br />
Entwurfsparameter.<br />
j) Um die Gültigkeit der Gleichung (2) zu gewährleisten liegt das<br />
Verhältnis von Nenn-Zahnnormalkraft und Zahnbreite unterhalb<br />
von 150 N/mm. Weiterhin liegen die betrachteten Tangentialgeschwindigkeiten<br />
der Verzahnung unterhalb von <strong>10</strong> m/s.<br />
k) Die Abdichtung der Wellen an den Gehäuseaustrittsstellen<br />
geschieht mittels Radialwellendichtringen.<br />
l) Um die größten Vorteile der mechanischen Rekonfigurierbarkeit<br />
zu nutzen, wird ein Schieberadkonzept integriert.<br />
Unter Berücksichtigung der Randbedingungen a) bis l) wurden<br />
ein MMDS-Sammelgetriebe und ein leistungsäquivalentes SMDS-<br />
Getriebe entworfen (Bild 05). Der Festigkeitsnachweis der Komponenten,<br />
die Lagerberechnung und die Auslegung der Verzahnung<br />
wurden dabei mit Hilfe des Softwaretools Kisssoft vorgenommen.<br />
Durch die Aufteilung der MMDS-Antriebssystemnennleistung<br />
konnten die Komponenten der Einzelantriebsstränge wesentlich<br />
kleiner dimensioniert werden als die Komponenten des SMDS-<br />
Antriebsstrangs. Bei der Tauchschmierung ist für das MMDS-Getriebe<br />
zu beachten, dass aufgrund der Positionierung der Einzelantriebsstränge<br />
nur die beiden unteren Ritzel und Lagerungen im Ölbad laufen,<br />
während die oberen Ritzel und Lager ausschließlich durch Spritzöl<br />
geschmiert werden. Die Tabelle fasst die für die Verlustleistungsberechnung<br />
der Getriebe relevanten Komponentendaten zusammen.<br />
Abgesehen von der Abtriebswelle und deren Dichtung konnten alle<br />
Komponenten des MMDS kleiner dimensioniert werden als die des<br />
SMDS-Getriebes. Insbesondere die Reduktion des Antriebswellendurchmessers,<br />
der antriebsseitigen Lagerdurchmesser sowie die<br />
geringere Zahnbreite der Ritzel und des Sammelrades führen nach<br />
den Gleichungen (1)-(5) zu geringeren Einzelverlustleistungen<br />
der Komponenten. Es ist jedoch zu prüfen, ob die Gesamtverlustleistung<br />
des MMDS unterhalb der SMDS-Verlustleistung liegt, da<br />
die Einzelverlustleistungen der Komponenten zwar geringer sind,<br />
die Anzahl verlustverursachender Komponenten jedoch deutlich<br />
gesteigert wurde (Tabelle / Bild 05).<br />
Ein Vergleich der Gehäusemaße zeigt, dass das MMDS-Getriebe<br />
nur unwesentlich größer gestaltet wurde als das SMDS-Getriebe.<br />
Wird berücksichtigt, dass die zu verwendenden Motoren im MMDS<br />
eine kürzere Baulänge aufgrund einer geringeren Nennleistung<br />
je Einzelmotor aufweisen, so haben beide Antriebssysteme einen<br />
ähnlichen Platzbedarf. Die aus dem ersten Beitrag bekannte, allgemeine<br />
Anforderung an ein MMDS nach Einhaltung bekannter und<br />
üblicher Schnittstellen, ist aufgrund der ähnlichen Hauptabmaße<br />
sowie gleicher Abtriebswellengeometrie gewährleistet.<br />
MMDS-Prüfstand und Verlustleistungsmodell<br />
Basierend auf den Gleichungen (1)-(5) wurde ein Simulationsmodell<br />
zur Untersuchung der Getriebekonzepte entwickelt. Neben<br />
der Berechnung der Einzelverlustleistungen der Getriebekomponenten<br />
wird ebenfalls die Möglichkeit der mechanischen Rekonfigurierbarkeit<br />
berücksichtigt. Somit ist eine umfassende Beurteilung<br />
des Betriebsverhaltens der Getriebekonzepte möglich. Da die beiden<br />
zu vergleichenden Getriebe bisher nur als Entwurf vorliegen, wurde<br />
der bereits existierende MMDS-Prüfstand des KAt verwendet, um<br />
das Simulationsmodell zu validieren. Bild 06 zeigt den aktuellen<br />
Prüfstandsaufbau.<br />
Antriebsseitig können vier identische Siemens 1PH8<strong>10</strong>3 Asynchronmotoren<br />
mit jeweils 5,5 kW Nennleistung installiert werden.<br />
Alternativ können zwei der Motoren durch einen Siemens 1PH8<strong>10</strong>1<br />
Asynchronmotor (3,7 kW / 1 500 1/min) und einen Siemens<br />
1PH8<strong>10</strong>5 Asynchronmotor (7 kW / 1 500 1/min) ersetzt werden.<br />
Abtriebsseitig ist eine Lastmaschine vom Typ Siemens 1PA6186<br />
installiert, welche beliebige Belastungssituationen bis zu einem<br />
Drehmoment von 700 Nm simulieren kann.<br />
Damit das Betriebsverhalten des Getriebes sowie das der Motoren<br />
vermessen werden kann, sind separate Drehmomentmesswellen<br />
mit integrierter Drehzahlmessung verbaut worden. Antriebsseitig<br />
werden vier Drehmomentmesswellen des Typs KTR Dataflex<br />
32/<strong>10</strong>0 verwendet. Abtriebsseitig ist eine Drehmomentmesswelle<br />
des Typs KTR Dataflex 42/<strong>10</strong>00 installiert.<br />
Weiterhin verfügt der Prüfstand über eine Öltemperierung mit<br />
der ein Betriebstemperaturbereich von <strong>10</strong> bis 150 °C eingestellt<br />
1<strong>10</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>