antriebstechnik 10/2016
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Darstellung der Resultate besser. Es ist erstaunlich, wie gross der<br />
Einfluss der Korrekturen auf einige Versagensarten wie Micropitting<br />
(die Sicherheit reicht von 3,1 bis 1,2), auf PPTE oder auf den<br />
Wirkungsgrad (die Verluste reichen von 0,62 % bis 1,12 %) ausfallen<br />
kann.<br />
Berücksichtigung der Trägersteifigkeit<br />
Die geschickte Kombination einer FEM-Anwendung (Getriebegehäuse)<br />
mit einer Software für die Zahnradauslegung ist heute der<br />
effizienteste Ansatz. In Kisssys ist es möglich, eine Steifigkeitsmatrix<br />
aus einer handelsüblichen FEM-Anwendung zu importieren. Die<br />
Auswirkung der Gehäuseverformung durch die Lagerkräfte wird<br />
damit auf Lager- und Wellenverformung übertragen und beeinflusst<br />
dadurch die Lastverteilung im Zahnradeingriff.<br />
Die beschriebene Mikrogeometrie-Optimierung kann für Stirnoder<br />
Kegelradpaare angewendet werden – bei Bedarf in Kombination<br />
mit der Gehäuseverformung. Bei Planetenstufen erfolgt die Optimierung<br />
für sämtliche Eingriffe im System inklusive der Verformungen<br />
des Planetenträgers aus einer integrierten FEM-Berechnung.<br />
Anwendung auf ein 2-stufiges Industriegetriebe<br />
Bei einem typischen 2-stufigen Industriegetriebe mit parallelen<br />
Wellen werden die Korrekturen mit dem 3-Schritt-Verfahren<br />
bestimmt. Das Verfahren wird zweimal wiederholt, und zwar mit<br />
und ohne Berücksichtigung der Gehäusesteifigkeit, um zu sehen,<br />
wie gross der Gehäuseeinfluss ist. Um den Effekt der Gehäuseverformung<br />
zu verstärken, wird ein Gehäuse aus Aluminium mit relativ<br />
dünnen Wänden verwendet und die Antriebswelle einer hohen<br />
Radialkraft ausgesetzt.<br />
Zunächst werden die Lastverteilungen auf die beiden Zahnradpaare<br />
ohne Korrekturen berechnet. Die Breitenlastfaktoren werden<br />
nach Anhang E in ISO 6336-1 unter Verwendung der Wellenverformungen<br />
aus der Wellenberechnung (Tabelle) bestimmt.<br />
Das Gehäuse ist 1 400 mm lang, 400 mm breit und 750 mm hoch.<br />
Die Wandstärke beträgt moderate 20 mm. Die elastische Verschiebung<br />
in den Lagerstellen beträgt etwa 0,2 mm; da die Verschiebungen<br />
in den Lagern derselben Seite bei jeder Welle jedoch ähnlich sind,<br />
ändert sich das Klaffen im Zahneingriff nur minimal. Wie in der<br />
Tabelle ersichtlich ist, ändert sich der unter Berücksichtigung der<br />
Wellenverformung und Gehäuseverformung berechnete Breitenlastfaktor<br />
K Hβ<br />
nur leicht im Vergleich zum selben Faktor ohne<br />
Berücksichtigung der Gehäuseverformung. Dies weist darauf hin,<br />
dass die Gehäusesteifigkeit einen geringen Einfluss hat.<br />
Im Kisssys-Modell wird die Gehäusesteifigkeit mithilfe einer aus<br />
FEM-Software importierten Steifigkeitsmatrix berücksichtigt. Die<br />
resultierenden Gehäuseverformungen an den Lagerpositionen<br />
sind in einer Resultate-Tabelle dargestellt. Die Verformungen sind<br />
den Lagern (typischerweise dem Wälzlager-Aussenring) in der<br />
Wellenberechnung zugeordnet und in der Zahnrad-Kontaktanalyse<br />
berücksichtigt.<br />
Eine Dokumentation und Erörterung aller Schritte dieses Beispiels<br />
wäre an dieser Stelle zu umfangreich. Sämtliche Details zu diesem<br />
Beispiel stehen auf Anfrage zur Verfügung. Die wichtigsten gewonnenen<br />
Resultate in diesem Kontext sind zusammengefasst:<br />
n Die vom Designingenieur für die Berechnung der optimalen<br />
Korrekturen für beide Stufen benötigte Zeit betrug 15 Minuten.<br />
n Die optimalen Flankenlinienkorrekturen gemäss Definition in<br />
Schritt 1 verändern sich bei Berücksichtigung der Gehäusesteifigkeit<br />
nur geringfügig (der Wert der Schrägungswinkelkorrektur<br />
ändert nur um <strong>10</strong> %).<br />
n Die zusätzlichen Korrekturen in Schritt 2 und die Profilkorrekturen<br />
in Schritt 3 sind sowohl mit als auch ohne Berücksichtigung der<br />
Gehäusesteifigkeit identisch.<br />
n Die in Schritt 2 hinzugefügte Breitenballigkeit zum Ausgleich von<br />
Fertigungstoleranzen ist wesentlich (fünfmal) größer als die Differenz<br />
zwischen den Korrekturen von Schritt 1 zum Ausgleich der<br />
Verformungen im Zahneingriff mit und ohne Berücksichtigung<br />
der Gehäusesteifigkeit. Aus diesem Grund ist der Einfluss der<br />
Gehäusesteifigkeit für praxisorientierte Lösungen häufig so klein,<br />
dass er vernachlässigt werden kann.<br />
Die Schlussfolgerung, dass die Gehäusesteifigkeit in den meisten<br />
Getriebeanwendungen einen vernachlässigbaren Einfluss auf die<br />
Lastverteilung beim Zahneingriff hat, mag überraschen, wenn wir<br />
bedenken, dass die Verschiebung des Gehäuses in den Lagerstellen<br />
recht gross ist (etwa 0,2 mm im beschriebenen Beispiel – bei hoher<br />
äusserer Belastung von Antriebswelle und Aluminiumgehäuse). Bei<br />
einem vernünftig konstruierten Gehäuse sind die Durchbiegungen<br />
in den Lagerstellen jedoch in der Regel symmetrisch, ausserdem<br />
ändert sich die Neigung aller Wellen ähnlich, sodass das Klaffen<br />
beim Zahneingriff und die Lastverteilung praktisch unverändert<br />
bleiben. Um zu prüfen, inwieweit diese Feststellung auch bei Kegelstirnrad-,<br />
Fahrzeug- oder Planetengetrieben zutrifft, wird zurzeit<br />
eine Studie mit mehreren realen Getrieben durchgeführt.<br />
Fazit<br />
Die Optimierung von Flankenlinien- und Profilkorrekturen in einer<br />
Getriebestufe ist keine leichte Aufgabe. Das 3-Schritt-Verfahren hat<br />
sich dabei seit seiner Einführung vor zwei Jahren als äusserst erfolgreich<br />
erwiesen. Die Auslegung der Korrekturen für ein industrielles<br />
Getriebe zeigt, dass die Gehäuseverformungen bei einem Getriebe<br />
mit parallel zueinander angeordneten Wellen auch unter Berücksichtigung<br />
von aussen einwirkenden, grossen Kräften einen vernachlässigbaren<br />
Einfluss auf die resultierende Lastverteilung im<br />
Zahneingriff haben.<br />
Dieses Verfahren kann auch in Anwendungsbereichen wie Windrädern,<br />
Schiffsantrieben oder Helikoptern genutzt werden, bei<br />
welchen die Definition der Korrekturen aufgrund des extremen<br />
Lastkollektivs und wegen starken Gehäuseverformungen eine<br />
Herausforderung darstellt.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
08 2-stufiges Industriegetriebe;<br />
die Gehäusesteifigkeit ist<br />
in der Auslegung der<br />
Korrekturen enthalten<br />
09 Eine mit FEM erstellte Steifigkeitsmatrix ist in einem<br />
Kisssys-Modell enthalten<br />
[1] Niemann, „Maschinenelemente“, Band II, Springer Verlag, 1985.<br />
[2] Kissling, U.; Application and Improvement of Face Load Factor Determination<br />
based on AGMA 927, AGMA Fall Technical Meeting 2013.<br />
[3] ISO 6336, Teil 1, „Calculation of load capacity of spur and helical gears“, ISO<br />
Genf, 2006.<br />
[4] Bae, I; Kissling, U.; An Advanced Design Concept of Incorporating Transmission<br />
Error Calculation into a Gear Pair Optimization Procedure; Internationale<br />
VDI-Konferenz, München, 20<strong>10</strong>.<br />
[5] Mahr, B.; Kontaktanalyse; Antriebstechnik 12/2011, 2011.<br />
[6] KISSsoft/KISSsys; Calculation software for machine design, http://www.<br />
KISSsoft.AG.<br />
[7] ISO 1328-1, Cylindrical gears – ISO system of flank tolerance classification,<br />
Genf, 2013.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 73