antriebstechnik 10/2016
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
für beide Zahnräder vorgeschlagen. Wird für die Kompensierung<br />
der Verformungen bereits eine Breitenballigkeit verwendet (Schritt 1),<br />
muss der tatsächliche Wert der Breitenballigkeit um C b<br />
entsprechend<br />
Gleichung 1 erhöht werden.<br />
Bei Anwendung einer solchen zusätzlichen Korrektur ist die Lastverteilung<br />
über der Zahnbreite gemäss Schritt 1 natürlich nicht<br />
mehr gleichmässig. Aus diesem Grund kommt es zu einem Anstieg<br />
des Breitenlastfaktors K H β<br />
. Das Ziel besteht in der Vermeidung von<br />
Kantenträgern in allen möglichen Kombinationen von Abweichungen.<br />
Das in ISO 6336-1, Anhang E, beschriebene Verfahren ist<br />
wiederum sehr hilfreich; hier wird empfohlen, Fertigungstoleranzen<br />
zu berücksichtigen (f Hβ<br />
für die Flankenlinien-Winkeltoleranz der<br />
Zahnräder f HβT1<br />
+f HβT2<br />
und f ma<br />
für den Wellenversatz in der Wälzebene).<br />
K Hβ<br />
muss fünfmal berechnet werden: Ohne Toleranz, dann mit f Hβ<br />
&<br />
+f ma<br />
, +fH β<br />
& -f ma<br />
, -f Hβ<br />
& +f ma<br />
, -f Hβ<br />
& -f ma<br />
. Der höchste berechnete K Hβ<br />
-<br />
Wert wird in den Berechnungen der Tragfähigkeit verwendet. Bei<br />
allen fünf Kombinationen muss die Linienlastverteilung innerhalb<br />
des Wälzkreisdurchmessers berechnet und auf Kantenträger überprüft<br />
werden.<br />
Der Wellenversatz in der Wälzebene lässt sich aus den Achslagetoleranzen<br />
f Σβ<br />
, f Σδ<br />
berechnen:<br />
04 Eingriff der<br />
Zahnradpaare und<br />
Eingriffslinie gemäß<br />
Berechnung durch<br />
LTCA mit Darstellung<br />
des verlängerten<br />
Kontakts am Anfang<br />
und Ende des<br />
Eingriffs<br />
f ma<br />
= f Σβ<br />
* cos(α wt ) + f Σδ * sin(α wt ) (2)<br />
In Kisssoft [6] ist diese Aufgabe bei Berechnung des Breitenlastfaktors<br />
nach Anhang E unter Berücksichtigung von Fertigungstoleranzen<br />
implementiert. Die Toleranzen f Hβ<br />
und f ma<br />
können dann eingegeben<br />
und die Werte für die Breitenballigkeit C b<br />
festgelegt werden.<br />
Die Abbildung zeigt einen Vorschlag für die Größtwerte oder<br />
für realistische Werte (97 % Wahrscheinlichkeit). Normalerweise ist<br />
es sinnvoller, die statistisch gewichteten Werte zu verwenden.<br />
Wird die Lastverteilung aller fünf ± f Hβ/<br />
f ma<br />
-Varianten in derselben<br />
Grafik dargestellt, ist eine Überprüfung auf Kantenträger einfach.<br />
Wie in Bild 02 zu sehen, ist die Lastverteilung im Fall der statistisch<br />
gewichteten Toleranzen perfekt. Selbst im unwahrscheinlichen Fall<br />
maximaler Toleranzen werden Kantenträger vermieden. Die Verwendung<br />
des Vorschlags in ISO (Gleichung 1) ist in diesem Fall<br />
eine gute Entscheidung. Für Lastkollektive empfiehlt sich normalerweise<br />
die Verwendung des Lastkollektivelements mit dem höchsten<br />
Drehmoment mit anschliessender erneuter Überprüfung des Ergebnisses<br />
mit dem niedrigsten Drehmoment.<br />
05 Eingaben für das Werkzeug zur „Korrektur-Auslegung“ in Schritt 3<br />
Schritt 3: Profilkorrekturen<br />
Wenn die Flankenlinienkorrektur definiert ist, folgt im dritten<br />
Schritt die Bestimmung der Profilkorrekturen. Wichtige Eigenschaften<br />
wie Geräuschentwicklung, Verluste, Micropitting, Fressen und<br />
Verschleiss lassen sich durch Profilkorrekturen verbessern. Aus<br />
diesem Grund müssen die Auslegungskriterien definiert werden.<br />
Anschliessend wird die entsprechende Strategie verfolgt.<br />
Der Konstrukteur muss ausserdem festlegen, bei welchem Drehmomentwert<br />
(oder bei welchem Lastkollektivelement, falls ein<br />
Kollektiv verwendet wird) die Korrektur optimal sein sollte. Dies<br />
liegt nicht immer auf der Hand. Beim Fressen wäre es das Spitzendrehmoment,<br />
bei der Geräuschentwicklung ist es jedoch besser, die<br />
häufigste Fahrsituation zu verwenden. Bei einem Lkw-Getriebe<br />
besteht beispielsweise das Ziel darin, bei der Autobahnfahrt im<br />
fünften Gang mit 80 km/h die geringsten Geräuschentwicklungen<br />
zu erzielen. In diesem Fall wird das entsprechende Drehmoment in<br />
der Auslegung berücksichtigt. Als Berechnungsmethode muss die<br />
LTCA eingesetzt werden, was sehr zeitaufwendig sein kann, wenn<br />
mehrere Varianten geprüft werden müssen. Eigens zu diesem<br />
Zweck wurde ein spezielles Tool entwickelt. Es erzeugt eine Liste<br />
von Varianten, rechnet alle durch und zeigt dann eine Zusammenfassung<br />
der Resultate.<br />
Da eine Profilkorrektur auch einen gewissen Einfluss auf die<br />
Breitenlastverteilung hat, kann nebst Profilkorrektur auch die zuvor<br />
bestimmte Flankenlinienkorrektur leicht mitvariiert werden. Die<br />
06 Zwei Grafiken mit Resultaten (PPTE und Wirkungsgrad) aus 25<br />
Korrekturvarianten (Rot: bei <strong>10</strong>0 % Last; blau: bei 75 % Last)<br />
Resultate werden sowohl graphisch als auch in tabellarischer Form<br />
dargestellt. Für interessante einzelne Varianten stehen in einem Protokoll<br />
auch sämtliche Detailresultate aus der LTCA zur Verfügung.<br />
Auslegung für geringe Geräuschentwicklung<br />
Eine geräuscharme Konstruktion ist eines der wichtigsten Kriterien<br />
beim Auslegungsprozess. Um ein geräuscharmes Verhalten zu<br />
erzielen, muss die Drehwegabweichung („Peak-to-peak Transmission<br />
Error“, PPTE) so niedrig wie möglich sein, und ein Eintrittsstoss<br />
(wegen Durchbiegung befinden sich die Zähne zu früh im Eingriff)<br />
muss verhindert werden. In Kisssoft wird der Eintrittsstoss im Eingriffsdiagramm<br />
mit Darstellung der tatsächlichen Eingriffslinie<br />
visualisiert. Die Drehwegabweichung ist ein direktes Resultat der<br />
LTCA-Analyse. Leider bedeutet ein niedriger PPTE-Wert nicht automatisch<br />
eine Verringerung des Eintrittsstosses. Der Eintrittsstoss<br />
kann indirekt kontrolliert werden, wenn die LTCA auch die tatsächliche<br />
Profilüberdeckung ε αeff<br />
dokumentiert. Ist ε αeff<br />
größer als die<br />
theoretische Profilüberdeckung ε α<br />
, so ist die Eingriffslinie verlängert,<br />
und es kommt zum Eintrittsstoss. Aus diesem Grund sollte bei der<br />
<strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 71