antriebstechnik 10/2016
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Zykloiden höherer Stufe −<br />
Alternative für formschlüssige<br />
Welle-Nabe-Verbindungen<br />
Marcus Selzer, Masoud Ziaei<br />
Die gegenwärtig eingesetzten Normprofile für<br />
formschlüssige Welle-Nabe-Verbindungen (WNV)<br />
können die erhöhten technischen Anforderungen<br />
nicht mehr zufriedenstellend erfüllen. Vor allem die<br />
erforderliche Reduktion des Bauraums sowie der<br />
Masse steht hierbei im Widerspruch zu einer stetig<br />
steigenden Belastung der Verbindung. Lesen Sie mehr<br />
in Teil 1 der Serie.<br />
01 Profilkonturen auf Basis der Zykloiden höherer Stufe,<br />
entsprechend [4]<br />
D<br />
as nach [1] genormte P3G-Profil besitzt gegenüber der nach [2]<br />
genormten Evolventenverzahnung mechanische Vorteile aufgrund<br />
seiner kontinuierlichen Kontur und der damit sehr geringen<br />
Kerbwirkung. Der vergleichsweise geringe Formschluss dieser<br />
Profilkontur führt jedoch zu einer großen Aufweitung und damit<br />
hohen Umfangsbeanspruchung in der Nabe, welche ein Aufplatzen<br />
selbiger und damit Versagen der Verbindung verursachen kann.<br />
Das genormte Evolventenzahnprofil besitzt hingegen einen bedeutend<br />
größeren Formschluss aufgrund steilerer Flanken sowie einer<br />
höheren Zähne- bzw. Mitnehmerzahl. Damit ergeben sich günstigere<br />
mechanische Eigenschaften vor allem in der Nabe. Bei diesem<br />
Profiltyp führt jedoch der kleine Radius im Zahnfußbereich der<br />
Welle zu einer scharfen Kerbe. In Kombination mit der lasteinleitungsseitigen<br />
Nabenkante kommt es hier zur Kerbüberlagerung<br />
und einer damit verbundenen Spannungsüberhöhung, welche<br />
einen Bruch des Zahnfußes verursachen kann. Die Symbiose des<br />
evolventischen Zahnwellen- mit dem P3G-Profil könnte die jeweiligen<br />
verbindungsspezifischen Vorteile vereinen. Eine mögliche Profilform<br />
stellen hierbei die Zykloiden höherer Stufe dar, deren Kerbwirkung<br />
durch stufenlos verstellbare Exzentrizitäten sowie eine variable<br />
Mitnehmerzahl beeinflussbar ist. Die geometrischen Eigenschaften<br />
derartiger Zykloiden wurden erstmalig von Wunderlich in [3] umfangreich<br />
untersucht. Durch die hohe Anpassungsfähigkeit der<br />
neuartigen Profilkonturen an die technischen Anforderungen ist<br />
eine erhebliche Tragfähigkeitssteigerung zu erwarten, wie bereits<br />
umfangreiche numerische Untersuchungen in [4], [5] und [6]<br />
gezeigt haben. Die numerischen Untersuchungen dieser Arbeiten<br />
sollen nun um erste Bauteilversuche ergänzt werden. Im Fokus<br />
steht hierbei die Ermittlung praktisch anwendbarer Kennwerte wie<br />
z. B. einer Kerbwirkungszahl für den Tragfähigkeitsnachweis bei<br />
M.Sc. Marcus Selzer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur<br />
Maschinenelemente an der Fakultät für Automobil- und Maschinenbau<br />
der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Masoud Ziaei ist Inhaber der Professur Maschinenelemente<br />
an der Fakultät für Automobil- und Maschinenbau der<br />
Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
dynamischer Belastung. Damit wird zudem ein auf experimentell<br />
ermittelten Kennwerten basierender Vergleich mit den Normprofilen<br />
möglich.<br />
Profilkonturen auf Basis der Zykloiden<br />
höherer Stufe<br />
Die in Bild 01 gezeigten neuartigen Profilkonturen werden auf<br />
Basis der Zykloiden höherer Stufe entwickelt, wobei bis zu vier<br />
Exzentrizitäten in den beschreibenden Parametergleichungen enthalten<br />
sind. Dargestellt ist beispielhaft eine Epitrochoide vom<br />
Typ E50 (links), die Hypotrochoide vom Typ H30 (Mitte) sowie die<br />
im vorliegenden Beitrag vorgestellte hybride Trochoide vom<br />
Typ M50 (rechts). Die Profile E50 und M50 besitzen hierbei insgesamt<br />
vier Exzentrizitäten, dass H30-Profil hingegen nur zwei.<br />
Aufgrund mehrerer Exzentrizitäten können die Profilkonturen an<br />
die Belastungs- und Fertigungsbedingungen stufenlos angepasst<br />
werden. Im Gegensatz zu den nach [1] und [2] genormten Profilen<br />
weisen die neuartigen Konturen die folgenden, für technische<br />
Anwendungen sehr vorteilhaften Eigenschaften auf:<br />
n Ihre stetige Kontur ermöglicht die gleichmäßige Zentrierung des<br />
Profils auf dem gesamten Profilumfang und nicht nur auf den<br />
tragenden Flanken.<br />
n Die Krümmung der Profilkontur kann mit kombinierten Exzentrizitäten<br />
eingestellt werden. Damit kann eine Anpassung der Profilkontur<br />
an die zu erfüllenden Funktionen und Belastungen sowie<br />
Fertigungseinschränkungen erzielt werden.<br />
n Die Anzahl der tragenden Flanken kann beliebig gewählt werden.<br />
n Die Herleitung von analytischen Berechnungsgleichungen für<br />
den Beanspruchungszustand der Verbindung ist möglich.<br />
Die in Bild 01 dargestellten Profilkonturen lassen sich mittels Parametergleichungen<br />
für die kartesische x- und y-Koordinate ganzheitlich<br />
beschreiben, was ein weiterer großer Vorteil der neuartigen<br />
Profilkonturen ist. Die in den Gleichungen enthaltenen geometrischen<br />
Kenngrößen sind der mittlere Radius r m<br />
, die Mitnehmerzahl z<br />
sowie die Hauptexzentrizität e 0<br />
.<br />
Bild 02 zeigt exemplarisch die Erzeugung der Profilkontur (grün<br />
dargestellte Kurve) eines Zykloiden 3. Stufe. Die Höhe der Stufe<br />
<strong>10</strong>0 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>