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antriebstechnik 10/2016

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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

04 Getriebezustandsbewertung nach mehrmonatigem Robustheitstest<br />

auf dem Systemprüfstand<br />

05 Prinzip der Leistungsverzweigung im Differentialgetriebe<br />

auf zwei Planetenstufen (oben) und Leistungsdichteerhöhung<br />

mit vier und fünf Planeten für Leistungen bis<br />

<strong>10</strong> MW (unten)<br />

Ziel war es die erforderliche Leistung der<br />

Ölversorgung auf ein Mindestmaß zu reduzieren<br />

und gleichzeitig die minimal erforderlichen<br />

Ölmengen an den Verzahnungen<br />

und Lagern sicherzustellen.<br />

Nicht zuletzt spielt die richtige Wahl der<br />

Verzahnungsparameter in Bezug auf das<br />

Anregungsverhalten eine wichtige Rolle. Im<br />

Differentialgetriebe werden konsequent Geradverzahnungen<br />

eingesetzt. Das hat den<br />

Vorteil, dass keine Axialkräfte auftreten, die<br />

bei der vorliegenden Getriebegröße erheblich<br />

wären. Die Axialkräfte würden die Tragstruktur<br />

erheblich belasten und zu deutlich<br />

größeren Lagern an den Planetenträgern<br />

führen. Zudem tritt bei der Geradverzahnung<br />

kein Kippmoment an den Planeten<br />

auf, was eine optimale Lastverteilung in den<br />

Planetenlagern sicherstellt. Die Geradverzahnungen<br />

erfordern allerdings eine besondere<br />

Kenntnis zweckmäßiger Auslegungsparameter<br />

für ein günstiges Anregungsverhalten.<br />

Mit Hilfe der Mehrkörpersimulation konnte<br />

gezeigt werden, dass mit einer geeigneten<br />

Auslegung der Verzahnung die Körperschallanregung<br />

um Faktor <strong>10</strong> reduziert werden<br />

kann. Die Messung bestätigt, dass das<br />

Anregungsverhalten so auf das Niveau eines<br />

3-MW-Getriebes gebracht wurde.<br />

Besser als erwartet<br />

Schließlich wurde die Zuverlässigkeit des<br />

Produktes mit Hilfe einer umfänglichen<br />

Validierungsstrategie nachgewiesen. Diese<br />

beruht im Wesentlichen auf den drei Säulen<br />

Funktion, Robustheit und Ermüdungslebensdauer.<br />

Die Validierung umfasst Tests<br />

auf Komponenten- und Systemprüfständen<br />

sowie einen Feldtest. Die Validierungsinhalte<br />

leiten sich aus den höchsten Risikoprioritätszahlen<br />

der FMEA ab. Mit den<br />

Funktionstests wurde die grundsätzliche<br />

Funktion des Systems unter verschieden<br />

Umgebungsbedingungen, wie beispielsweise<br />

die Schmierung oder die Leerlaufparameter<br />

bei Temperaturen von - 40 °C bis + 50 °C<br />

nachgewiesen. Mit den Komponententests<br />

konnten relevante Funktionen des Systems<br />

oder auch Prozessschritte validiert. Beispielsweise<br />

wurde die korrekte Aufbringung<br />

der Vorspannkraft auf die Planetenlager<br />

validiert werden.<br />

Auf dem Systemprüfstand wurde gemeinsam<br />

mit dem Kunden die Robustheit<br />

des Getriebes validiert. Abgeleitet aus den<br />

Antriebsstranglasten, konnten geeignete<br />

Lastkollektive mit Überlastanteilen von bis<br />

zu 200 % der Nennlast aufgebracht werden.<br />

Auch externe Lasten wie die Rotorbiegemomente<br />

wurden in das Getriebe eingeleitet.<br />

Während des Prüflaufs wurden umfängliche<br />

Messungen mit einer getriebeinternen<br />

Sensorik durchgeführt. So wurden die Lagertemperaturen,<br />

Öldrücke und nicht zuletzt<br />

die Lastverteilung im Getriebe gemessen.<br />

Die Messungen bestätigten die Lastverteilung<br />

sowie die in der Auslegung angenommenen<br />

Randbedingungen. So konnten<br />

Breitenlastverteilungen von K Fβ<br />

≈ 1,20 und<br />

K γ<br />

< 1,05 nachgewiesen werden.<br />

Nach mehrmonatigem Prüflauf auf dem<br />

Systemprüfstand wurde das Getriebe vollständig<br />

demontiert und inspiziert. Der Fokus<br />

lag dabei auf den Wälzkontakten zum<br />

einen, aber auch auf den in der FMEA als<br />

kritisch bewerteten Funktionselementen,<br />

wie z. B. Flansch- oder Welle-/Nabe-Verbindungen.<br />

Die Tragbilder der Lager- und Verzahnungen<br />

bestätigten die Auslegung, der<br />

Gesamtzustand übertraf die Erwartungen<br />

deutlich.<br />

Kooperation als Erfolgsfaktor<br />

Letztlich konnte nach mehrjähriger Entwicklungszeit<br />

die Systemzuverlässigkeit mit<br />

Hilfe aufwändiger Simulationen und konsequenter<br />

methodischer Entwicklung sichergestellt<br />

werden und im Rahmen der umfänglichen<br />

Validierung bestätigt werden. Die<br />

enge Kooperation zwischen Anlagenbauer,<br />

Getriebehersteller und Unterlieferanten hat<br />

sich dabei als ein maßgeblicher Erfolgsfaktor<br />

herausgestellt. Das Produkt ist dank der<br />

simultanen Prozessentwicklung bereit mit<br />

stabilen Prozessen in Serie für Offshore-<br />

Parks in Europa gefertigt zu werden.<br />

Das Differentialgetriebe erweist sich als<br />

robustes Getriebekonzept, welches Potential<br />

für die nächste Generation der Leistungsklasse<br />

9 bis <strong>10</strong> MW ausweist. Aufgrund des<br />

Leistungsverzweigungsprinzips auf zwei<br />

Planetenstufen lassen sich mühelos fünf Planeten<br />

je Stufe bei gleicher Übersetzung und<br />

gleichem Bauraum einsetzen. Drehmomentsteigerungen<br />

auf mehr als 12 000 kNm sind<br />

bei gleichem Getriebeaußenabmaßen und<br />

gleichen Komponentengrößen ohne weiteres<br />

möglich. Dies ist ein bedeutender Vorteil für<br />

die gesamte Lieferkette im Hinblick auf Fertigungsverfahren<br />

der Ur- und Umformung<br />

sowie der mechanischen Bearbeitung, der<br />

innerbetrieblichen Logistik sowie dem<br />

Transport. Nicht zuletzt können die Entwicklungs-<br />

und Validierungskosten durch Beibehaltung<br />

des validierten Getriebedesigns auf<br />

ein Mindestmaß reduziert werden.<br />

www.zf.com<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>

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