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Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland Januar 2015 – Juni 2016

Menschenrechtsbericht_2016

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Kurzfassung<br />

Auch die E<strong>in</strong>haltung des Rahmenübere<strong>in</strong>kommens<br />

zum Schutz nationaler M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten des<br />

Europarates wurde im Berichtszeitraum überprüft.<br />

Das Sachverständigengremium stellte fest,<br />

dass die Rechte <strong>der</strong> dänischen und friesischen<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit, <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ti/S<strong>in</strong>tezas und Roma/Romnija<br />

<strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> sowie die Rechte <strong>der</strong><br />

Sorb_<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Brandenburg zwar auf landesverfassungsrechtlicher<br />

Ebene gestärkt wurden, jedoch<br />

die Kompetenzteilung zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n<br />

zu Problemen führe. <strong>Deutschland</strong> müsse sich dafür<br />

e<strong>in</strong>setzen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von S<strong>in</strong>ti/S<strong>in</strong>tezas und<br />

Roma/Romnija <strong>der</strong> Zugang zu Regelschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis offenstehe.<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen und zwischenstaatlichen<br />

Organisationen<br />

<strong>Deutschland</strong> war von 2013 bis <strong>2015</strong> Mitglied im<br />

UN-Menschenrechtsrat und hatte <strong>2015</strong> die Präsidentschaft<br />

<strong>in</strong>ne. Der deutsche E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> dieser<br />

Zeit für e<strong>in</strong>e höhere Effizienz und Effektivität des<br />

Rates und für e<strong>in</strong>e starke zivilgesellschaftliche<br />

Beteiligung wurde von <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> und weltweit sehr positiv aufgenommen.<br />

<strong>Deutschland</strong> wurde für die Periode <strong>2016</strong><strong>–</strong><br />

2018 erneut <strong>in</strong> den Rat gewählt. In <strong>der</strong> UN-Generalversammlung<br />

machte sich <strong>Deutschland</strong> unter<br />

an<strong>der</strong>em für die Mitwirkungsrechte <strong>der</strong> Nationalen<br />

Menschenrechts<strong>in</strong>stitutionen und das Recht auf<br />

Privatheit auch im digitalen Raum stark.<br />

Im September <strong>2015</strong> wurde auf e<strong>in</strong>em Son<strong>der</strong>gipfel<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen die Agenda 2030<br />

für nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> verabschiedet.<br />

Sie enthält 17 Nachhaltigkeitsziele (Susta<strong>in</strong>able<br />

Development Goals, SDGs). Ergänzt werden die<br />

Ziele durch Umsetzungs-, Monitor<strong>in</strong>g- und Überprüfungsmaßnahmen.<br />

Dieser Vere<strong>in</strong>barung g<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong> fast zweijähriger Verhandlungsprozess voraus,<br />

<strong>in</strong> dem sich die Bundesregierung systematisch für<br />

menschenrechtliche Positionen e<strong>in</strong>gesetzt hat <strong>–</strong><br />

zum Beispiel für unternehmerische Verantwortung<br />

nach den UN-Leitpr<strong>in</strong>zipien für Wirtschaft und<br />

Menschenrechte sowie für sexuelle und reproduktive<br />

Rechte. Konsequenterweise sollte daher<br />

auch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zur<br />

Umsetzung <strong>der</strong> SDGs systematisch die Empfehlungen<br />

<strong>in</strong>ternationaler Menschenrechtsgremien<br />

aufgreifen und auf alle von den SDGs erfassten<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> erweitern. Fragen von Armut und<br />

Rechtsstaatlichkeit werden beispielsweise bislang<br />

kaum angesprochen. Mit ihrer Entscheidung, im<br />

Juli <strong>2016</strong> als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ersten 22 Län<strong>der</strong> freiwillig<br />

vor dem globalen Überprüfungsmechanismus<br />

(High-Level Political Forum, HLPF) zu berichten,<br />

verdeutlichte die Bundesregierung die Wichtigkeit<br />

von Rechenschaftslegung. Dementsprechend sollte<br />

die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> deutschen Zivilgesellschaft<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> SDGs <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

verbessert werden.<br />

<strong>Deutschland</strong> ist nach den USA, Japan und Ch<strong>in</strong>a<br />

viertgrößter Anteilseigner <strong>der</strong> Weltbank. Mit<br />

günstigen Krediten will diese die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

von Menschen verbessern, die zum Teil <strong>in</strong><br />

den ärmsten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt leben. E<strong>in</strong>e zentrale<br />

menschenrechtliche <strong>Entwicklung</strong> im Berichtszeitraum<br />

war die Überarbeitung <strong>der</strong> Umwelt- und<br />

Sozialstandards (Safeguards), die die Weltbank<br />

für die Vergabe von Investitionen aufgestellt<br />

hat, um negative Auswirkungen auf Mensch und<br />

Umwelt <strong>in</strong> den Projektgebieten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest abzumil<strong>der</strong>n. <strong>Deutschland</strong> hatte sich<br />

nach Veröffentlichung des ersten Entwurfs <strong>2015</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stellungnahme dafür e<strong>in</strong>gesetzt, diese<br />

stärker an den Menschenrechten zu orientieren.<br />

E<strong>in</strong>en zweiten Entwurf kommentierte <strong>Deutschland</strong><br />

nicht öffentlich. Die Mitte <strong>2016</strong> verabschiedeten<br />

Safeguards werden <strong>der</strong> Kritik nicht gerecht: Sie<br />

s<strong>in</strong>d nicht h<strong>in</strong>reichend an <strong>in</strong>ternationalen Menschenrechtsstandards,<br />

<strong>der</strong> menschenrechtlichen<br />

Verantwortung <strong>der</strong> Kreditnehmer und <strong>der</strong> eigenen<br />

menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht <strong>der</strong> Weltbank<br />

orientiert. Hieraus ergibt sich für <strong>Deutschland</strong><br />

die Verpflichtung, se<strong>in</strong>e Stimmabgabe bei<br />

F<strong>in</strong>anzierungsentscheidungen von e<strong>in</strong>er Abschätzung<br />

<strong>der</strong> menschenrechtlichen Folgen e<strong>in</strong>es<br />

Vorhabens durch die Weltbank o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Folgenabschätzung abhängig zu machen<br />

und hierüber öffentlich Rechenschaft abzulegen.

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