Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland Januar 2015 – Juni 2016
Menschenrechtsbericht_2016
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Die menschenrechtlichen Verpflichtungen <strong>Deutschland</strong>s 33<br />
den Regelschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis tatsächlich offenstehe.<br />
Der Ausschuss wies außerdem darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
<strong>Deutschland</strong> se<strong>in</strong>e Bemühungen zur Bekämpfung<br />
von Rassismus und Intoleranz sowie zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
von Rechtsextremismus fortführen müsse. Er<br />
äußerte sich besorgt über das steigende Ausmaß<br />
antisemitischer, antiziganistischer und anti-muslimischer<br />
E<strong>in</strong>stellungen sowie die steigende Zahl<br />
von Übergriffen auf Asylsuchende. Mit Sorge wies<br />
<strong>der</strong> Ausschuss auf die öffentliche Debatte zu sogenannten<br />
Armutsflüchtl<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong> sowie auf die rassistischen<br />
Äußerungen gegenüber S<strong>in</strong>ti/S<strong>in</strong>tezas<br />
und Roma/Romnija im Wahlkampf. Der Ausschuss<br />
empfahl zudem, zu überprüfen, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> deutschen<br />
Strafgesetzgebung und <strong>der</strong> Rechtspraxis<br />
wirksame Mittel zur Verfügung stehen, um gegen<br />
die Aufstachelung zum Hass und die Verbreitung<br />
rassistischen Gedankenguts vorzugehen.<br />
Der Ausschuss würdigte die Arbeit <strong>der</strong> Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
des Bundes, sprach sich aber<br />
auch für e<strong>in</strong>e weitere Stärkung des Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Gleichbehandlungsgesetzes aus. Nachholbedarf<br />
gebe es sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Gesetzgebung<br />
als auch beim Zugang zum Recht: Die<br />
Vorschriften seien zu wenig bekannt und würden<br />
demnach nicht ausreichend genutzt.<br />
1.2 Die Menschenrechtspolitik<br />
<strong>Deutschland</strong>s<br />
<strong>in</strong> zwischenstaatlichen<br />
Gremien<br />
<strong>Deutschland</strong> ist <strong>in</strong> zahlreichen zwischenstaatlichen<br />
Gremien vertreten, die für die Menschenrechtspolitik<br />
wichtig s<strong>in</strong>d. Dies s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en<br />
Gremien mit e<strong>in</strong>em explizit menschenrechtlichen<br />
Mandat, wie etwa <strong>der</strong> UN-Menschenrechtsrat.<br />
Zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d es Staatengremien, <strong>in</strong> denen für<br />
die Verwirklichung von Menschenrechten relevante<br />
Entscheidungen getroffen werden <strong>–</strong> wie etwa<br />
<strong>der</strong> UN-Sicherheitsrat, aber auch die Weltbank<br />
o<strong>der</strong> die G7. Der folgende Abschnitt beleuchtet<br />
das Agieren <strong>Deutschland</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen ausgewählten<br />
Gremien im Berichtszeitraum (<strong>Januar</strong> <strong>2015</strong> bis <strong>Juni</strong><br />
<strong>2016</strong>).<br />
1.2.1 <strong>Deutschland</strong> <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>ten<br />
Nationen<br />
In den Vere<strong>in</strong>ten Nationen werden Menschenrechte<br />
vor allem <strong>in</strong> drei Gremien behandelt: <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
UN-Generalversammlung, ihrem Nebenorgan, dem<br />
UN-Menschenrechtsrat, und im UN-Sicherheitsrat,<br />
wenn bewaffnete Konflikte und Krisen Auswirkungen<br />
auf die Menschenrechte haben beziehungsweise<br />
Ursache von Menschenrechtsverletzungen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
UN-Menschenrechtsrat<br />
<strong>Deutschland</strong> war <strong>in</strong> den Jahren 2013 bis <strong>2015</strong><br />
Mitglied im UN-Menschenrechtsrat und wurde<br />
<strong>2015</strong> erneut bis zum 31. Dezember 2018 <strong>in</strong> dieses<br />
Gremium gewählt. <strong>2015</strong> hatte Botschafter Joachim<br />
Rücker, <strong>Deutschland</strong>s Ständiger Vertreter bei den<br />
Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong> Genf, die Präsidentschaft<br />
des Rates <strong>in</strong>ne. Zentrale Themen <strong>der</strong> deutschen<br />
Präsidentschaft waren e<strong>in</strong>e verbesserte Effizienz<br />
und Effektivität des Rates, die Stärkung <strong>der</strong> Rolle<br />
<strong>der</strong> Zivilgesellschaft und e<strong>in</strong>e bessere Vernetzung<br />
aller UN-Menschenrechtsgremien.18 Die<br />
deutsche Präsidentschaft war an <strong>der</strong> Stärkung<br />
<strong>der</strong> Menschenrechte orientiert. Sie wurde unter<br />
an<strong>der</strong>en auch vonseiten <strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />
positiv bewertet, auch weil sie sich für e<strong>in</strong>e<br />
ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Beteiligung zivilgesellschaftlicher<br />
Akteure im UN-Menschenrechtsrat und an<strong>der</strong>en<br />
UN-Menschenrechtsgremien e<strong>in</strong>setzte.19 Während<br />
se<strong>in</strong>er 28. Sitzung (März <strong>2015</strong>) setzte <strong>der</strong> UN-Menschenrechtsrat<br />
außerdem e<strong>in</strong> neues Mandat zum<br />
Recht auf Privatheit im digitalen Zeitalter e<strong>in</strong>.<br />
Dieses Mandat war fe<strong>der</strong>führend von <strong>Deutschland</strong><br />
und Brasilien vorangetrieben worden. Nicht<br />
zuletzt nutzte <strong>Deutschland</strong> se<strong>in</strong>e Mitgliedschaft im<br />
UN-Menschenrechtsrat <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, um sich für<br />
den Schutz von Menschenrechtsverteidiger_<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>zusetzen.20<br />
18 Ständige Vertretung <strong>Deutschland</strong>s bei den Vere<strong>in</strong>ten Nationen New York (2012).<br />
19 Rathgeber (<strong>2016</strong>a), S. 128.<br />
20 Rathgeber (<strong>2016</strong>b); International Service for Human Rights (<strong>2015</strong>).