Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland Januar 2015 – Juni 2016
Menschenrechtsbericht_2016
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Die menschenrechtlichen Verpflichtungen <strong>Deutschland</strong>s<br />
sogar ganz e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Syrien kürzte es die Hilfen um<br />
40 Prozent, im Libanon um 30 Prozent.33 Das WFP<br />
berichtete, dass die Bedarfe 2014 um fast 30 Prozent<br />
höher lagen als 2013. <strong>Deutschland</strong> reagierte<br />
auf die akute F<strong>in</strong>anzkrise des WFP im Herbst 2014<br />
mit Aufstockungen <strong>in</strong> Höhe von 19,4 Millionen Euro<br />
(Auswärtiges Amt) und 24,5 Millionen Euro (Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und <strong>Entwicklung</strong>, BMZ).34 Angesichts <strong>der</strong><br />
fortbestehenden Krisensituation <strong>in</strong> Syrien und den<br />
syrischen Nachbarstaaten bleibt zu hoffen, dass<br />
<strong>Deutschland</strong> die für 2017 und 2018 angekündigten<br />
Beträge noch erheblich aufstocken wird.<br />
Weltbank<br />
Die Weltbank ist e<strong>in</strong>e multilaterale <strong>Entwicklung</strong>sbank.<br />
E<strong>in</strong>es ihrer wichtigsten selbst gesetzten<br />
Ziele ist die Armutsbekämpfung. Mit günstigen<br />
Krediten will sie die Lebensbed<strong>in</strong>gungen von<br />
Menschen verbessern, die zum Teil <strong>in</strong> den ärmsten<br />
Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt leben. <strong>Deutschland</strong> ist nach den<br />
USA, Japan und Ch<strong>in</strong>a viertgrößter Anteilseigner<br />
<strong>der</strong> Weltbank. Das Stimmgewicht e<strong>in</strong>zelner Staaten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltbank ist abhängig von <strong>der</strong> Höhe<br />
<strong>der</strong> Beteiligung am Kapital <strong>der</strong> Bank. <strong>Deutschland</strong><br />
trägt als Vollmitglied des Exekutivdirektoriums <strong>der</strong><br />
Weltbank, dessen 25 Mitglie<strong>der</strong> über alle Projekte<br />
abstimmen, e<strong>in</strong>e Mitverantwortung für das<br />
Handeln <strong>der</strong> Weltbank. Zwar verfügt <strong>Deutschland</strong><br />
aufgrund se<strong>in</strong>es Stimmgewichts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltbankgruppe<br />
nicht über e<strong>in</strong>e Sperrm<strong>in</strong>orität, ist also<br />
damit nicht für das Bankhandeln <strong>in</strong>sgesamt verantwortlich.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs muss <strong>Deutschland</strong> auch im<br />
Rahmen se<strong>in</strong>es Handelns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltbankgruppe<br />
se<strong>in</strong>en extraterritorialen Verpflichtungen aus den<br />
Menschenrechten nachkommen,35 unabhängig<br />
von e<strong>in</strong>er möglichen eigenen menschenrechtlichen<br />
Verpflichtung <strong>der</strong> Weltbankgruppe.36 Die<br />
deutsche Regierung ist dabei menschenrechtlich<br />
verantwortlich für das Handeln <strong>der</strong> von ihr bestimmten<br />
personellen Vertretung, die e<strong>in</strong> ihren<br />
Verpflichtungen gemäßes Menschenrechtsschutzniveau<br />
sicherstellen muss.<br />
E<strong>in</strong>e zentrale menschenrechtliche <strong>Entwicklung</strong><br />
im Berichtszeitraum war die Überarbeitung <strong>der</strong><br />
Umwelt- und Sozialstandards (Safeguards) <strong>der</strong><br />
Weltbank, die sie für die Vergabe von Investitionen<br />
aufgestellt hat, um negative Auswirkungen<br />
auf Mensch und Umwelt <strong>in</strong> den Projektgebieten<br />
zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest abzumil<strong>der</strong>n. Trotz<br />
<strong>der</strong> Existenz dieser Standards kam es auch <strong>2015</strong><br />
wie<strong>der</strong>holt zur Verletzung dieser Umwelt- und<br />
Sozialstandards.37 Grund hierfür ist, dass die<br />
Weltbank die menschenrechtlichen Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> von ihr mitf<strong>in</strong>anzierten Projekte nicht immer<br />
ausreichend beobachtet.<br />
Bis Mitte <strong>2016</strong> überarbeitete die Weltbank ihre<br />
Umwelt- und Sozialstandards. Die neuen Standards<br />
wurden Mitte <strong>2016</strong> verabschiedet. Das<br />
Ergebnis ist ernüchternd, nicht nur, weil die sogenannten<br />
Safeguards <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen zentralen Punkten<br />
abgeschwächt wurden, son<strong>der</strong>n auch, weil die<br />
Bank mit ihren Standards als Vorbild für an<strong>der</strong>e<br />
<strong>Entwicklung</strong>sbanken gilt <strong>–</strong> und das Aufweichen<br />
des Schutzes <strong>in</strong> den kommenden Jahrzehnten<br />
weltweit Hun<strong>der</strong>ttausende Menschen betreffen<br />
wird. Die Kritikpunkte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Nutzung<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>systeme bleiben weiter bestehen: So<br />
sollen unter an<strong>der</strong>em Risikoprüfungen flexibel<br />
gehandhabt werden. Auch fehlt e<strong>in</strong>e ausdrückliche<br />
Orientierung an <strong>in</strong>ternationalen Standards (zum<br />
Beispiel UN- Menschenrechtsverträge, ILO-Kernarbeitsnormen,<br />
Pariser Klimaabkommen, Agenda<br />
2030). Nicht zuletzt gibt es Kritik bezüglich <strong>der</strong><br />
menschenrechtlichen Verantwortung <strong>der</strong> Kreditnehmer<br />
und <strong>der</strong> eigenen menschenrechtlichen<br />
Sorgfaltspflicht <strong>der</strong> Weltbank.38<br />
<strong>Deutschland</strong> hatte sich <strong>2015</strong> mit e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />
Stellungnahme zum ersten Entwurf für e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Orientierung an den Menschenrechten e<strong>in</strong>ge-<br />
33 Hermann (2014).<br />
34 Deutscher Bundestag (2014a), S. 7158.<br />
35 Für <strong>Deutschland</strong> bekräftigte dies <strong>der</strong> UN-Fachausschuss zum Sozialpakt bereits 2001: UN, Fachausschuss zum Sozialpakt (2001), RdNr. 31.<br />
36 Mehr als 82 Prozent <strong>der</strong> Anteile an <strong>der</strong> Internationalen Bank für Wie<strong>der</strong>aufbau und <strong>Entwicklung</strong> werden dabei von Staaten gehalten, die<br />
fünf o<strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> zehn Kernmenschenrechtsverträge ratifiziert haben, siehe Deutsches Institut für Menschenrechte (<strong>2015</strong>a).<br />
37 Zu den systemischen Ursachen für Verletzungen siehe frühere Berichte des Beschwerdemechanismus wie auch <strong>der</strong> unabhängigen<br />
Evaluierungsabteilung <strong>der</strong> Weltbank-Gruppe: Weltbank (<strong>2015</strong>); Weltbank (2009); Unabhängige Bewertungsgruppe (2010). Siehe auch<br />
Berichte <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Journalisten-Organisation ICIJ: https://www.icij.org/project/world-bank (abgerufen am 25.10.<strong>2016</strong>).<br />
38 Siehe unter an<strong>der</strong>em Amnesty International (<strong>2016</strong>b); Deutsches Institut für Menschenrechte (<strong>2016</strong>b).