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Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

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3.2.1 Konditionierung<br />

Für verschiedene Ängste <strong>und</strong> Phobien konnte gezeigt werden, dass diese durch klassische<br />

Konditionierung erlernt werden. Bei diesem Lernvorgang tritt ein unkonditionierter Stimulus,<br />

der zu einer unkonditionierten Reaktion führt, zusammen mit einem neutralen Stimulus auf.<br />

Geschieht dies mehrfach oder auch nur einmal auf eine traumatisierende Art <strong>und</strong> Weise, wird<br />

der neutrale mit dem unkonditionierten Stimulus assoziiert, wodurch er zum konditionierten<br />

Reiz wird, der fortan eine der unkoditionierten Reaktion ähnliche, konditionierte Reaktion<br />

auslöst. Wird davon ausgegangen, dass eine Prüfung zunächst einen neutralen Stimulus<br />

darstellt (einige Autoren, z.B. Barthel (2001) gehen davon aus, dass die Prüfungssituation per<br />

se schon angstauslösend ist), sind nach dem Paradigma der klassischen Konditionierung die<br />

Reize, die mit dieser Situation assoziiert werden, entscheidend. Sind diese angstauslösend <strong>und</strong><br />

treten wiederholt mit der Prüfungssituation zusammen auf, wird diese mit der Zeit selbst zum<br />

konditionierten Auslöser für die konditionierte Angstreaktion. Beispielsweise mussten wir im<br />

Französisch- <strong>und</strong> Englischunterricht an unserer Schule von Woche zu Woche Vokabeln<br />

lernen. Jede Woche wurde per Zufall jemand bestimmt, der an die Tafel musste, um dort ca.<br />

10 Sätze mit den neuen Vokabeln zu übersetzen. Die meisten konnten dies relativ gut, wurden<br />

dafür gelobt <strong>und</strong> erhielten auch eine gute Note, während andere, die mehr Mühe mit<br />

Grammatik <strong>und</strong> Rechtschreibung hatten, für ihre vielen Fehler von der Lehrerin vor der<br />

ganzen Klasse massiv gescholten <strong>und</strong> als Versager hingestellt wurden, dies meist schon<br />

während des Tests. Ich denke, es ist keine Überasschung, dass diese Schüler mit der Zeit den<br />

Unterricht nicht mehr so begeistert besuchten <strong>und</strong> intensive Angst vor dieser Situation<br />

entwickelten. In diesem Beispiel tritt der neutrale Reiz (ich stehe an der Tafel <strong>und</strong> schreibe<br />

einen Vokabeltest) gepaart mit einem unkonditionierten Reiz auf (Die Lehrerin schreit mich<br />

an <strong>und</strong> macht mich vor den an<strong>deren</strong> lächerlich), der geeignet ist, eine unkonditionierte<br />

Angsteaktion auszulösen. Nach einer oder mehreren Erfahrungen dieser Art, ist die<br />

assoziative Verknüpfung von unkonditioniertem <strong>und</strong> neutralem Reiz stark genug, sodass der<br />

ehemals neutrale Reiz als konditionierter Reiz die konditionierte Angstreaktion alleine<br />

auslöst.<br />

Aufrechterhalten werden die Ängste nach der lerntheoretische Auffassung durch<br />

Vermeidungsverhalten. Nach Mowrers Zwei-Faktoren-Theorie der Angstentstehung werden<br />

Ängste durch Lernen im Sinne der klassischen Konditionierung aufgebaut <strong>und</strong> durch<br />

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