Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

www.fabian-grolimund.ch
Therapeut ihn instruiert. Dann gibt sich der Klient die Instruktionen selbst – zunächst laut,
dann flüsternd und schliesslich nur noch in Gedanken. Diese Intervention ist aufgrund der
Einfachheit der Durchführung und den geringen Voraussetzungen, die an den Klienten
gestellt werden, insbesondere bei der Therapie prüfungsängstlicher Kinder sehr zu empfehlen,
zumal sie nach Wine (1982), die mehrere Studien dazu durchsah, auch wirksam ist.
6.2 Systematische Desensibilisierung
Die Systematische Desensibilisierung wurde 1958 vom Psychiater Joseph Wolpe entwickelt
und besteht aus zwei Komponenten; einem Entspannungstraining und einer systematisch
gesteigerten Reizkonfrontation. Die Therapie besteht aus den folgenden Schritten:
1. Besprechung des therapeutischen Vorgehens
2. Entspannungstraining (meistens die progressive Muskelentspannung nach Jacobson)
3. Erstellung einer Angsthierarchie
4. Darbietung der Angstitems im entspannten Zustand. Die zuvor erstellte Hierarchie
wird schrittweise abgearbeitet, wobei die Konfrontation auf einer Stufe so lange
durchgeführt wird, bis der Klient das Item angstfrei bewältigen kann.
Die Systematische Desensibilisierung ist nicht nur eine weit verbreitete Methode bei der
Behandlung von Prüfungsängsten, sie scheint auch effektiv zu sein. Die Metaanalyse von
Hembree (1988) zeigt, dass sich Examensängste mit dieser Methode erfolgreich reduzieren
lassen. Weniger gut lassen sich Leistungsdefizite behandeln. Hier wurden höchstens kleine
Effekte nachgewiesen, was daran liegen könnte, dass sich die Systematische
Desensibilisierung eher auf die emotionality-Komponente auswirkt, wobei Leistungsdefizite,
sofern sie nicht schon von Grund auf bestanden, durch ablenkende und sorgenvolle Gedanken
verursacht werden.
6.3 Entspannungstherapie
Auch die diversen Formen der Entspannungstrainings zielen darauf ab, die emotionalen
Reaktionen vor und während eines Examens zu verändern. Besonders bekannt und populär
45