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Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

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Wird ein Ereignis, in diesem Fall eine Prüfung, als Herausforderung gesehen, reagiert der<br />

Student mit Neugier, Interesse, Zuversicht <strong>und</strong> Leistungsfreude. Er ist hoffnungsvoll, sieht im<br />

Leistungsnachweis eine Möglichkeit, sich zu beweisen <strong>und</strong> antizipiert Erfolg. Auf der<br />

Handlungsebene ist er positiv aktiviert.<br />

Wird die Prüfung als Bedrohung eingeschätzt, ist sich der Prüfling unsicher, ob die Situation<br />

seine Ressourcen übersteigt oder nicht. Er reagiert mit Angst <strong>und</strong> möchte die Prüfung<br />

vermeiden, was jedoch oft nicht möglich ist. Er sucht aber immer noch nach Wegen, die<br />

Situation zu meistern.<br />

Die bevorstehende Prüfung kann jedoch auch schon als Schaden oder Verlust gesehen<br />

werden. Der Student nimmt den zukünftigen Misserfolg bereits als gegeben hin <strong>und</strong> reagiert<br />

darauf mit Hilflosigkeit. Deaktivierung bis hin zu einer Depression können die Folgen sein.<br />

Während durch den ersten Bewertungsprozess (primary appraisal) die Situation bewertet<br />

wird, evaluiert der zweite Prozess (secondary appraisal) die Coping-Ressourcen des<br />

Individuums, seine Kompetenzen, sozialen <strong>und</strong> materiellen Ressourcen usw., die für eine<br />

erfolgreiche Wiederanpassung an die Umwelt erforderlich sind. Da die Begriffe primary <strong>und</strong><br />

secondary appraisal eine zeitliche Reihenfolge suggerieren, die so nicht gegeben ist,<br />

erscheinen mir die Begriffe „Situationsbewertung“ <strong>und</strong> „Ressourcenbewertung“<br />

angemessener.<br />

Die Bewertung basiert laut Lazarus auf Dispositionen (vgl. Spielberger <strong>und</strong> dessen Konzept<br />

der trait-anxiety), die teilweise angeboren, teilweise in der Vergangenheit erworben wurden.<br />

Die Bewertung der Prüfung als Herausforderung, Bedrohung oder Verlust ist kein exklusives<br />

<strong>und</strong> einmaliges Ereignis. Lazarus geht davon aus, dass sich das Erleben in einer<br />

stressverursachenden Person-Umwelt-Beziehung im Verlauf der Zeit verändern kann. So<br />

kann z.B. eine Statistikprüfung als bedrohlich eingeschätzt werden, worauf der Prüfling durch<br />

bestimmte Bewältigunghandlungen versucht, auf die Situation einzuwirken. Er ruft eventuell<br />

einen Fre<strong>und</strong> an, der sich sehr gut in diesem Fach auskennt <strong>und</strong> der ihm anbietet, mit ihm<br />

zusammen zu lernen. In Folge dieser Coping-Handlung wird auch die Situation verändert <strong>und</strong><br />

nun als weniger bedrohlich eingeschätzt. Solche Neueinschätzungen bezeichnet Lazarus als<br />

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