Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...
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Davon ausgehend, dass <strong>Prüfungsängste</strong> durch Modelllernen, klassisches <strong>und</strong> operantes<br />
Konditionieren gelernt <strong>und</strong> aufrechterhalten werden, dürfte es nun von Interesse sein, zu<br />
wissen, welche Faktoren in der Umwelt Lernerfahrungen, die <strong>Prüfungsängste</strong> entstehen<br />
lassen, wahrscheinlich machen. Welches Erziehungsverhalten, welches Schulklima, welche<br />
Eigenschaften von Lehrern führen zu Erfahrungen, die mitverantwortlich sind, dass ein Kind<br />
lernt, Prüfungen als bedrohlich einzuschätzen?<br />
3.3 Einflüsse des familiären Umfeldes - das two-process-model<br />
Mehrere Autoren wie z.B. Teichman (1994, zitiert nach Zeidner, 1998) weisen darauf hin,<br />
dass das familiäre Umfeld bei der Entwicklung von Angstdispositionen eine wichtige Rolle<br />
spielt. Krohne (1980, 1985, 1992) sieht die Ursache von Examensängsten in bestimmten<br />
Erziehungsstilen <strong>und</strong> -praktiken der Eltern. Er nimmt insbesondere einen Zusammenhang<br />
zwischen dem Erziehungsverhalten der Eltern <strong>und</strong> der Entwicklung spezifischer<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> Erwartungen des Kindes an. Hohe Kompetenzerwartungen werden diesem<br />
Modell zufolge durch möglichst viel unterstützendes <strong>und</strong> möglichst wenig restriktives<br />
Erziehungsverhalten gefördert. Eltern, die ihr Kind Probleme selbstständig lösen lassen, dabei<br />
jedoch Unterstützung bieten oder als adäquates Modell für effektives Problemlösen dienen,<br />
helfen ihrem Kind, Copinstrategien für verschiedene Probleme aufzubauen <strong>und</strong> eine hoch<br />
ausgeprägte Kompetenzerwartung zu entwickeln. Kontrollieren die Eltern das Kind jedoch<br />
übermässig <strong>und</strong> beschränken so dessen Möglichkeiten, selbstständig Probleme zu lösen,<br />
machen sich ev. sogar über die Versuche des Kindes lustig, äussern sich überkritisch darüber<br />
oder stellen selbst ein schlechtes Modell dar, wird das Kind kaum geeignete<br />
Bewältigungsmechanismen oder hohe Erwartungen an seine Problemlösefähigkeiten<br />
entwickeln.<br />
Hoch testängstliche Kinder haben jedoch meist nicht nur geringe Erwartungen an ihre<br />
Kompetenz, sondern erwarten auch, dass die Umwelt negativ auf ihr Verhalten reagieren<br />
wird. Negative Konsequenzerwartungen fördern Vermeidungsverhalten <strong>und</strong> entstehen nach<br />
Krohne (1992) durch elterliches Feedback. Intensive <strong>und</strong> häufige Bestrafung durch die Eltern<br />
spielt eine wichtige Rolle bei der Angstentstehung <strong>und</strong> dem Aufbau negativer<br />
Konsequenzerwartungen, während häufige positive Rückmeldungen positive Konsequenzerwartungen<br />
fördern. Übermässig restriktives <strong>und</strong> bestrafendes Verhalten der Eltern führt über<br />
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