11.12.2012 Aufrufe

Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

www.fabian-grolim<strong>und</strong>.ch<br />

Vermeidungsverhalten aufrechterhalten, welches aufgr<strong>und</strong> der als angenehm erlebten,<br />

kurzfristigen Spannungsreduktion durch operante Konditionierung gelernt wird.<br />

3.2.2 Modelllernen<br />

Ebenfalls vielversprechend für das Verständnis der Entwicklung von <strong>Prüfungsängste</strong>n<br />

erscheint die Modelllerntheorie (Bandura, 1965). Diese besagt, dass Menschen durch<br />

Beobachtung von Modellen lernen, <strong>deren</strong> Verhalten nachzuahmen. Dass auch Emotionen,<br />

insbesondere Ängste durch Beobachtung gelernt werden können, zeigt eine Untersuchung von<br />

Mineka, Davidson, Cook <strong>und</strong> Keir (1984, zitiert nach Davison & Neale, 2002). Sie liessen<br />

junge Rhesusaffen, die keine Angst vor Schlangen zeigten, erwachsene Tiere beobachten, die<br />

eine ausgeprägte Schlangenphobie aufwiesen. Nach sechs Phasen des Beobachtungslernens,<br />

bei denen die jungen Affen die älteren Tiere beim ängstlichen Umgang mit echten <strong>und</strong><br />

Spielzeugschlangen beobachteten, war <strong>deren</strong> Angst ähnlich stark ausgeprägt, wie die der<br />

Modelle. Bandura <strong>und</strong> Rosenthal (1966, zitiert nach Davison & Neale, 2002) fanden Belege,<br />

dass solche Lernvorgänge auch beim Menschen stattfinden. Ihre Probanden beobachteten ein<br />

Modell, das an eindrucksvolle elektrische Vorrichtungen angeschlossen war. Beim Ertönen<br />

eines Summtons zog das Modell mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand von der Armlehne<br />

zurück. Nach mehreren Beobachtungsdurchgängen zeigten die Versuchspersonen immer<br />

häufiger emotionale Reaktionen auf den Summton. Sie lernten, auf einen Reiz mit Angst zu<br />

reagieren, obwohl sie nie in direktem Kontakt zu dem Strafreiz gestanden hatten.<br />

Die Verhaltensweisen, die von wichtigen Modellen (Eltern, Lehrern, Peers) in<br />

Leistungssituationen gezeigt <strong>und</strong> von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen beobachtet werden, könnten<br />

demnach <strong>deren</strong> Verhalten in ähnlichen Situationen stark beeinflussen. Kinder, die beobachten,<br />

wie wichtige Bezugspersonen in sozialen oder Leistungssituationen mit Angst reagieren,<br />

lernen diese Reaktionen <strong>und</strong> entwickeln dadurch <strong>Prüfungsängste</strong>. Besonders gefährdet sind<br />

Kinder, die durch die Abwesenheit eines erfolgreichen Modells nie die Möglichkeit haben,<br />

einen kompetenten Umgang mit Leistungssituationen zu beobachten. Ihnen dürfte es schwer<br />

fallen, angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Sarason (1972b) konnte<br />

nachweisen, dass Prüfungsängstliche sich in ihrem Verhalten nach wichtigen an<strong>deren</strong> richten<br />

<strong>und</strong> somit Modelllernprozesse bei der Entwicklung von <strong>Prüfungsängste</strong>n eine bedeutsame<br />

Rolle spielen könnten.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!