Prüfungsängste und deren Behandlung - Psychologie und ...

www.fabian-grolimund.ch
die Jahre beim Kind zur Überzeugung, dass es selbst kaum fähig ist, Probleme zu lösen und
dass seine Versuche, dies zu tun, zu Misserfolgen und Kritik führen werden.
Ein weiterer Erziehungsstil, der es wahrscheinlich macht, dass ein Kind eine Angstdisposition
entwickeln wird, ist durch Inkonsistenz geprägt. Inkonsistentes Elternverhalten ist besonders
deswegen schädlich, weil es dem Kind die Möglichkeit verwehrt, die Reaktionen der Eltern
auf sein Verhalten vorauszusehen und dadurch Hilflosigkeitsgefühle evoziert.
Nach Krohnes „two-process-modell“ führt das Erziehungsverhalten über verschiedene Lernprozesse
somit zu zwei kognitiven Strukturen beim Kind: Kompetenzen einerseits und
Erwartungen über Kompetenzen und Konsequenzen andererseits. Diese werden durch zwei
Prozesse aufgebaut: Unterstützung / Restriktion und Feedback. Ein restriktiv erzogenes Kind,
das häufig bestraft wurde, wird nach Krohne die Disposition entwickeln, in Leistungssituationen
mit erhöhter Angst zu reagieren. In Abbildung 3.1 wird der Zusammenhang
zwischen dem Erziehungsverhalten und Prüfungsängsten noch einmal schematisch verdeutlicht.
Negative Lernerfahrungen durch die soziale Umwelt. Evoziert durch:
Wenig Unterstützung durch die Eltern, viel restriktives Verhalten der Eltern, häufige
Bestrafung, Inkonsistenz
↓
Defizitäre Entwicklung von Kompetenzen, negative Erwartungen über Kompetenzen und
Konsequenzen
↓
Disposition, in Leistungssituationen mit Angst zu reagieren
↓
Negative Erwartungen werden in konkreten Leistungssituationen aktiviert
↓
Erhöhte Angst in Prüfungssituationen
Abb. 3.1 Die Entstehung von Prüfungsängsten nach Krohnes two-process-model
Hermans, Laak und Maes (1972, zitiert nach Zeidner, 1998), Hock (1992), Krohne (1992) und
Kohlmann, Schumacher und Streit (1988, zitiert nach Zeidner, 1998) gelang es, einzelne
20