Gärtnern macht Schule - Ministerium für Ländlichen Raum und ...
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6.5.2. Bekämpfungsmaßnahmen<br />
Sie werden nur bei starkem Befall der Nutzpflanzen <strong>und</strong> Überschreiten der Schadensschwelle zur Anwendung<br />
kommen. In vielen Fällen ist Geduld das wichtigste „Pflanzenschutzmittel“. Einige Bekämpfungsmaßnahmen<br />
sollen aufgezählt werden:<br />
Mechanische Verfahren<br />
Schadinsekten können abgesammelt oder abgeklopft<br />
werden. Leimringe an Baumstämmen im<br />
Herbst verhindern den Befall durch den Frostspanner.<br />
Sie müssen im zeitigen Frühjahr entfernt werden.<br />
Schneckenzäune sind eine wirkungsvolle Abwehrmaßnahme.<br />
Man gräbt z.B. ein Blech oder<br />
engmaschigen Draht um die gefährdeten Beete 20<br />
cm tief ein. Die Kante des über den Boden ragenden<br />
Teils knickt man im Winkel von 40 0 auf eine Breite<br />
von 4 bis 5 cm nach außen um. Fraßinsekten (Erdflöhe,<br />
Wanzen) können (bei trockenem Wetter) abgewehrt<br />
werden, wenn man die gefährdeten Pflanzen<br />
mit Gesteinsmehl bestäubt. Zu den mechanischen<br />
Verfahren gehört auch das Abdecken der<br />
Beete mit Gemüsefliegennetzen <strong>und</strong> Vogelnetzen.<br />
Letztere setzt man ein, um vor allem Getreidebeete<br />
<strong>und</strong> Kulturen von Erbsen, Salat, Kohlrabi <strong>und</strong> Rote<br />
Bete gegen Vögel, vor allem Haussperlinge, zu<br />
schützen. Diese verursachen nämlich Schäden, die<br />
man in der Regel den Schnecken zuschreibt. Eckige<br />
Fraßstellen verraten jedoch die „Täter“. Solche Vogelnetze<br />
sollten jedoch nur dann verwendet werden,<br />
wenn sicher gestellt ist, dass sie regelmäßig daraufhin<br />
überprüft werden können, ob sich wo möglich ein<br />
Tier darin verfangen hat. Sehr oft genügt es einfach,<br />
Reisig über die gefährdeten Pflanzen zu legen.<br />
Biotechnische Bekämpfung<br />
Eine wirkungsvolle Methode besteht darin, Schädlinge<br />
anzulocken <strong>und</strong> sie dann einzusammeln. So ist<br />
es möglich, auf einem mit einem Schneckenzaun<br />
versehenen Beet die Schnecken mit Hilfe einer Bierfalle<br />
oder einem Teig aus Weizenkleie oder einer<br />
angewelkten Tagetes-Pflanze anzulocken. Wellpappringe<br />
um Baumstämme helfen, einen Teil der<br />
ersten Apfelwicklergeneration des Jahres im Verpuppungsstadium<br />
einzusammeln. Männchen des<br />
Apfelwicklers können auch mit Lockstoffen in Klebfallen<br />
gelockt werden. Diese Methode dient allerdings<br />
hauptsächlich dazu, die Hauptflugzeit des Falters<br />
zu ermitteln. Insekten-Leimtafeln helfen im Gewächshaus<br />
gegen Weiße Fliege, Trauermücke, geflügelte<br />
Stadien von Blattläusen <strong>und</strong> im Freiland,<br />
wenn auch sehr bedingt, gegen die Kirschfruchtfliege.<br />
Biologische Bekämpfung<br />
Die Förderung der Fressfeinde von Schädlingen ist<br />
im Schulgarten neben den Kulturmaßnahmen die<br />
wichtigste Form des Pflanzenschutzes. Dabei spielt<br />
auch die Erhöhung der Artenvielfalt eine besondere<br />
Rolle. So sorgt man verstärkt <strong>für</strong> Nistmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Vögel oder Unterschlupfmöglichkeiten <strong>für</strong> Insekten<br />
<strong>und</strong> kleinere Wirbeltiere durch Anlegen von Totholz-<br />
<strong>und</strong> Steinhaufen. Recht wirkungsvoll ist es,<br />
durch geeignete, meist gelb blühende Lockpflanzen,<br />
solche Insekten in die Beete zu locken, deren Larven<br />
von Blattläusen leben. So kann man z.B. durch blühenden<br />
Dill, Kerbel <strong>und</strong> Fenchel den Anflug von<br />
Schwebfliegen fördern. Interessante Formen der<br />
Blattlausabwehr sind auch die Ausbringung von Unterschlupfmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Ohrwürmer <strong>und</strong> Überwinterungshilfen<br />
<strong>für</strong> Florfliegen (siehe hierzu die entsprechenden<br />
Abbildungen 21 <strong>und</strong> 22).<br />
Zu den unauffälligen Helfern im Garten gehört der<br />
Ohrwurm (vgl. Abb. 21). Die Tiere leben tagsüber<br />
versteckt an dunklen <strong>und</strong> mäßig feuchten Orten. Sie<br />
gehen nachts auf Nahrungssuche. Frisches <strong>und</strong><br />
verrottendes Pflanzenmaterial aber auch Blattläuse<br />
stehen auf ihrem Speisezettel. Man stellt <strong>für</strong> mehrere<br />
Tage mit Holzwolle gefüllte Tontöpfe in der Nähe von<br />
Hecken, Totholzhaufen oder Komposthaufen auf.<br />
Die Ohrwürmer verkriechen sich bevorzugt in solche<br />
„Höhlen“. Die Töpfe werden dann an Sträuchern <strong>und</strong><br />
Bäumen angebracht, die Blattlausbefall zeigen. Ast-<br />
bzw. Stammkontakt ist wichtig. Die Öffnung der Töpfe<br />
sollte auf jeden Fall mit einem Netz (gebrauchtes<br />
Zwiebel- oder Mandarinennetz) bedeckt werden.<br />
Vögel zerren nämlich gern die Holzwolle aus den<br />
Töpfen heraus. Ein kleiner Wermutstropfen: Ohrwürmer<br />
können auch Knospen (Dahlien!) anfressen.<br />
Der Kasten <strong>für</strong> die Florfliege (Abb. 22) bekommt<br />
einen dunkelroten Anstrich. Zuvor werden die lamellenartig<br />
angeordneten Teile mit Schmirgelpapier<br />
aufgeraut. In das Innere kommt Weizenstroh aus<br />
biologischem Anbau. Eine Abdeckung aus Dachpappe<br />
schützt gegen Nässe. Der Kasten wird im<br />
September an Heckenrändern, Feldern oder Wiesen<br />
aufgestellt. Man bringt ihn etwa 1,60 m hoch an einem<br />
Pfahl, Masten oder allein stehenden Baum an.<br />
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