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HANS<br />
THURNER<br />
Geboren 1964,<br />
ist Berg- und Skiführer, Fotograf<br />
und Vortragender. Als solcher<br />
war er bereits auf sämtlichen<br />
Kontinenten und in allen großen<br />
Gebirgen der Welt unterwegs.<br />
Thurner lebt in Wien.<br />
Buch: „2000 KM Freiheit. Zu Fuß<br />
über die Alpen von Wien nach<br />
Nizza“, 2015<br />
www.hans-thurner.at<br />
Hitze, Regen, Kälte<br />
„Zu Fuß gehen ist nicht nur romantisch<br />
und schön, sondern auch anstrengend<br />
und entbehrungsreich“, betont Thurner.<br />
„Es ist heiß oder kalt, man ist hungrig,<br />
die Füße schmerzen und die Schultern<br />
sind verspannt.“ In den 101 Tagen<br />
waren längere Regenphasen dabei, und<br />
irgendwann halten auch der Regenponcho<br />
und die (angeblich) 100 Prozent<br />
wasserdichten Schuhe die Nässe nicht<br />
mehr davon ab, an den Körper zu kriechen.<br />
Auf der anderen Seite erlebten die<br />
beiden extreme Hitze in Norditalien.<br />
Doch sobald man wieder eine Widrigkeit<br />
überwunden habe, stelle sich<br />
beim Weitwandern ein geradezu unheimliches<br />
Wohlgefühl ein. Das auch<br />
in der Rückschau als Grundgefühl bestehen<br />
bleibt. „In der Anstrengung liegt<br />
auch die Intensität des Erlebens. Was<br />
man einfach kriegt, ist dagegen oberflächlich.“<br />
Das große Freiheitsgefühl ergebe<br />
sich auch aus der Unabhängigkeit – von<br />
Fixzeiten, Quartieren, Transportmitteln.<br />
Was Thurner noch auffällt: „In keinem<br />
Gebirge kannst du dich so frei bewegen,<br />
wie in den Alpen.“ Da spiele es auch<br />
keine so große Rolle, dass Zelten in der<br />
Natur, anders als in vielen anderen Weltregionen,<br />
verboten ist: „Wenn wir um<br />
Erlaubnis baten, hat uns nie jemand das<br />
Zelten verwehrt.“<br />
Wie zum ersten Mal am Meer<br />
Auch Hans Thurner, als Bergführer<br />
seit vielen Jahren mit Gruppen auf der<br />
ganzen Welt unterwegs, hat das Gefühl,<br />
dass Weitwandern in jüngster Zeit wieder<br />
am Puls der Zeit liegt. „Auch bei<br />
Jüngeren ist die Sehnsucht nach einem<br />
Kontrast zu einer hektischen, lauten<br />
Welt zu spüren. Einerseits wird in weite,<br />
exotische Länder geflogen; andererseits<br />
das einfache, unkomplizierte Naturund<br />
Bergerlebnis vor der Haustür neu<br />
entdeckt.“ Wobei eines das andere keineswegs<br />
ausschließe – wie bei Thurner<br />
selbst. Den es in die Berge und Naturregionen<br />
der Welt zieht – und der von der<br />
„Haustür“, vom Wiener Donauufer weg,<br />
nach Nizza wanderte. Am Ende, nach<br />
101 Tagen, standen er und seine Partnerin<br />
in ausgelatschten Wanderschuhen<br />
am Strand zwischen Badetouristen und<br />
fühlten sich, „wie wenn man als Kind<br />
zum ersten Mal das Meer sieht“.<br />
Buchtipp:<br />
2000 KM FREIHEIT<br />
www.bruckmann.de<br />
Fotos: Hans Thurner<br />
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