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[Umrisse]
Ein Weg zur Kunstkultur Europas
Die Ausstellung »Sizilien« in Bonn
Erstmalig und einmalig
Einer der wichtigsten Wege zur Kunstkultur
Europas führt über Sizilien. Das deutlich
und nachvollziehbar zu machen, dient
eine Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik
Deutschland in Bonn bis 25. Mai 2008, und
zwar in ganz besonderer Weise:
Erstmalig haben an die dreißig Museen
Siziliens ihre schönsten Stücke zu einer
gemeinsamen Schau zusammengetragen.
Einmalig ist dieses Geschehen, da sie
eigens für Deutschland positioniert wurde
und keine weiteren Veranstaltungsorte in
der Welt vorgesehen sind.
»Sizilien« be- und »Von Odysseus bis
Garibaldi« untertitelt, präsentiert sie sich
authentisch vor einer perfekt auf- bzw.
nachgebauten, mittelmeerisch herrlichen
Natur-, Kultur- und Kunstkulisse Siziliens.
Die Ausstellung bietet sich an für zweierlei
Arten von Spaziergang: Entweder man
beginnt den Rundlauf bei den Zeugen prähistorischer
Kunst und widmet sich dann
der Entwicklung bis in jüngere Zeit, oder
man geht archäologisch vor und genießt
den Weg vom 19. Jahrhundert in immer
fernere Epochen des Landes.
Insgesamt gliedert sie sich in sieben sogenannte
historische Schichten:
1. die vorgeschichtlichen einheimischen
Kulturen der Sikaner und Sikuler und
die ersten griechischen Siedler in Sizilien:
Mythen und Topographie
2. die archaische und klassische Kultur
der Griechen und Punier auf Sizilien:
Kunst und Städtebau
3. Sizilien als erste römische Provinz und
als Teil des römischen Kaiserreichs:
Kornkammer und Imperium
4. die Herausbildung der christlichen Kultur
in der Spätantike und die Spuren
der byzantinischen Dominanz: die Heiligen
Siziliens
5. Sizilien im Mittelalter seit der Ankunft
der Araber; die Normannen, Staufer
und Spanier in Sizilien: Architektur und
Wissenschaft
… in Bonn
© Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik Deutschland
6. Renaissance und Barock in Skulptur,
Malerei und Kunstgewerbe Siziliens:
Verwandlung der Vorbilder
7. das 19. Jahrhundert bis zur Landung
Garibaldis
Wer der Einladung zu dieser Zusammenstellung
folgt, dem werden also mehr als
zehn Jahrtausende Geschichte Siziliens
erkennbar und nacherlebbar erscheinen.
Urbevölkerung, Griechen, Römer, Byzantiner,
Araber, Normannen, Hohenstaufen
und Anjou, Aragonesen, Habsburger und
Bourbonen reichen sich hier, chronologisch
betrachtet, die Hand. Spürbar wird
dabei, wie jede Periode die nachkommende
befruchtet und stets weitergewirkt
hat in Handwerk, Zivilisation, Kultur und
Kunst.
Geradezu aufregend neu sind die Einbeziehung
und noch provisorische Anordnung
eines aktuellen archäologischen Fundstükkes,
der Aphrodite Kallipygos, entdeckt
bei San Giovanni, Capo Boeo, dem Westkap
Siziliens. Ausstellungsdramatisch
ebenso bemerkenswert ist die gelungene
Berücksichtigung von Caravaggios Anbetung
der Hirten, um 1609 geschaffen, als
Hochaltarbild der untergegangenen Kapuzinerkirche
Santa Maria della Concezione
in Messina, welches erst in der Nacht vor
dem Pressetermin in Bonn eintraf und
trotzdem seinen gebührenden Platz erhielt.
Ein Besuch dieser Schau empfiehlt sich –
als erfreuendes Wiedersehen mit Sizilien,
als erlesene Vorbereitung für einen Sizilienbesuch
oder als umfassende Lernstunde
in Sachen europäischer Kultur,
Kunst und Kunsthandwerk.
Dr.-Ing. Manfred Stollenwerk,
Mainz
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