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Forum Baukultur ]<br />

6]<br />

Wirtshäuser mit Wert<br />

Im Dezember 2007 waren es noch Brücken<br />

und Brückenheilige, davor auch schon<br />

historische Bahnhöfe, Dorfkirchen und<br />

Brunnen: Der Bund Heimat und Umwelt<br />

möchte mit seiner jährlichen Wahl das Interesse<br />

an erhaltenswerten Elementen der<br />

Kulturlandschaft wecken.<br />

Für 2008 hat er nun Wirtshäuser als sogenannte<br />

Kulturdenkmale des Jahres bestimmt,<br />

denn: »Wo traf man sich in den<br />

vergangenen Jahrhunderten? Wo konnten<br />

sich politische Zirkel bilden? Wo lernte<br />

man vielleicht sogar seinen zukünftigen<br />

Lebenspartner kennen?« In Wirtshäusern,<br />

lautet seine Antwort, sei diesen doch als<br />

Ort der Begegnung einst eine zentrale<br />

Funktion zugekommen. So dienten sie auf<br />

dem Land mit ihren wöchentlichen Frühschoppen<br />

als Heiratsmärkte und Nachrichtenbörsen,<br />

während in der Stadt ihre politische<br />

Konnotation stärker in den Vordergrund<br />

rückte, sie zum Beispiel für die Bildung<br />

und die frühe Arbeiterbewegung<br />

gänzlich unverzichtbar waren.<br />

Hier wie dort hat sich ihre lokale Bedeutung<br />

aber stark gewandelt, bewirken ökonomische<br />

und gesellschaftliche Veränderungen,<br />

daß viele jener nicht selten gewachsenen<br />

Anlaufstationen sozialen Lebens,<br />

ehedem oft über zahllose Generationen<br />

in Familienbesitz, ideell wie reell verschwinden,<br />

einer Umnutzung oder dem<br />

Abriß anheim fallen. Und selbst wenn es<br />

den klassischen Typus des Wirtshauses<br />

nicht gibt, finden sich unter ihnen häufig<br />

denkmalgeschützte Gebäude mit zum Teil<br />

recht eigenwilliger, bisweilen über Jahrzehnte<br />

oder sogar Jahrhunderte ablesbarer<br />

Umbaugeschichte. Eine breite öffentliche<br />

Würdigung ihres Ranges hält der<br />

Bund Heimat und Umwelt daher für dringend<br />

geboten.<br />

Detaillierte Auskünfte erteilt www.bhu.de.<br />

R. R.<br />

Stadtdenker für Flensburg<br />

Bereits zum vierten Mal hat im Dezember<br />

2007 der Flensburger Baukultur e.V. sein<br />

Stadtdenker-Projekt realisiert, mit dem er<br />

den Dialog über räumliche Bestände und<br />

gesellschaftliche Belange durch den unbefangenen<br />

Blick von außen fördern will.<br />

Und so wurde nun zum Jahresausklang<br />

Udo Wachtveitl eingeladen, für eine<br />

Woche in Flensburg zu wohnen und sich<br />

zu selbstgewählten Themen mit dem dortigen<br />

Stadt- und Landschaftsbild auseinanderzusetzen.<br />

Qualifiziert für eine solche<br />

Form des Spurenlesens hatte sich der vor<br />

allem als Münchner Tatort-Kommissar bekannte<br />

Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor<br />

wohl durch seine Kolumne<br />

»Wachtveitls Ermittlungen« in der Zeitschrift<br />

Baumeister, in der er regelmäßig<br />

das aktuelle Architekturgeschehen zu<br />

kommentieren versucht.<br />

Nach einer fünftägigen Erkundungstour<br />

faßte der in diesen Tagen nur mit einem<br />

Faltplan »bewaffnete« und durch die<br />

Straßen schlendernde statt kutschierende<br />

Wachtveitl seine Beobachtungen zu einem<br />

Bericht zusammen: Überwiegend positive<br />

Erlebnisse habe er gehabt und viel Freundlichkeit<br />

erfahren. Er wies aber zugleich<br />

darauf hin, daß es ihm in Städten inzwischen<br />

generell zu hell und zu laut sei und<br />

empfahl Flensburg deshalb, Vorreiter zu<br />

sein beim sparsamen Umgang mit der<br />

Außenbeleuchtung; eventuell könnte man<br />

sie sogar für eine Woche ganz ausschalten<br />

und dadurch mehr Ruhe auf Wegen<br />

und Plätzen einkehren lassen.<br />

Hier sollte die Bauverwaltung doch eher<br />

eigene, professionelle Ermittlungen anund<br />

auch ein Täterprofil erstellen, bevor<br />

sie sich einer derartigen Vermutung anschließt.<br />

Wer im nächsten Jahr der fünfte<br />

und vorerst letzte Stadtdenker sein wird,<br />

möchte der Verein noch nicht verraten.<br />

Gesetzeskonforme Nachforschungen sind<br />

unter www.flensburger-stadtdenker.de<br />

sicherlich erwünscht und erlaubt.<br />

R. S.<br />

Belehrung in Blau<br />

Wie kein anderes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen<br />

geprägt durch seine zahlreichen<br />

Arbeitersiedlungen, die im Zuge<br />

der Industrialisierung rund um Bergwerke<br />

und Hochöfen entstanden. Als kollektive<br />

Wohnformen historische Zeugnisse einer<br />

im rasanten Wandel befindlichen Region<br />

werden sie dennoch immer häufiger in Einzeleigentum<br />

umgewandelt, so daß ihre<br />

einheitliche, einst bewußt komponierte<br />

Anmutung zu zerfallen droht – dank Haustüren,<br />

Briefkästen, Fenstern, Zäunen und<br />

sonstigen »Elementen« aus dem Baumarktrepertoire.<br />

Neben einem Schaden an<br />

ihrem Erscheinungs- wie dem Stadtbild<br />

generell verursachen solche Individualisierungsbestrebungen<br />

natürlich auch<br />

einen von den Besitzern oft kaum bedachten<br />

Wertverlust der Immobilien. Hier hat<br />

man nun von halboffizieller Seite doppelten<br />

Handlungsbedarf konstatiert und im<br />

Rahmen der »Blauen Reihe«, einem sicherlich<br />

nicht ganz glücklich gewählten<br />

Titel, ein Handbuch angefertigt, das den<br />

baugeschichtlichen Rang jener Häuser<br />

verdeutlicht und zugleich aufzeigt, wie sie<br />

sich zeitgenössischen Wohnansprüchen<br />

anpassen lassen.<br />

Obwohl sich die vom Europäischen Haus<br />

der Stadtkultur e.V. herausgegebene Publikation<br />

primär an Nutzer und Eigentümer<br />

richtet, darf sie auf den Schreib- bzw. Zeichentischen<br />

mancher Planer fast ebensowenig<br />

fehlen: Hinweise zu Fördermitteln,<br />

vor allem aber Negativbeispiele und gelungene<br />

Sanierungen in Wort und Photo umfassend,<br />

vermag sie gerade ihnen zu vermitteln,<br />

worauf es technisch und ästhetisch<br />

ankommt, damit der Charme der ursprünglich<br />

ambitioniert gestalteten Ensembles<br />

erhalten bleibt. Und das Beste dabei:<br />

Bis zu fünf Exemplare von »Historische<br />

Siedlungen in Nordrhein-Westfalen« sind<br />

kostenfrei.<br />

Die genaue Bestelladresse und eine Liste<br />

der gesamten Schriftenreihe »liefert«<br />

www.stadtbaukultur.nrw.de.<br />

S. L.<br />

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