Tagebuch eines Wachsoldaten
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Wenn die Flucht dieser sechs Häftlinge ein böses Ende genommen
hätte, wären die Folgen für mich und meine Familie
schrecklich gewesen. Der englische Gefangene war ein Mann,
der mein volles Vertrauen verdient hatte. Ich habe ihm geholfen,
soviel ich konnte, weil ich von seiner Lebensgeschichte
oder vielmehr von der Tragödie seiner Stadt und seiner Familie
so beeindruckt war. Ich war mit ihm sehr verbunden und
wollte helfen, obwohl ich ihn nie wiedersah.
Gescheiterte Flucht von zwölf Gefangenen
Am 16. Dezember, als die sechs Häftlinge wohl längst in Freheit
waren, flohen zwölf weitere Häftlinge. Diese hatten aber
kein so großes Glück wie ihre Vorgänger. Nach der Flucht
hatten sie die falsche Richtung eingeschlagen. Sie waren in die
entgegengesetzte Richtung marschiert und haben sich in den
Wäldern und Berghängen verirrt.
Nach zwei Tagen wurden sie von einer Patrouille des Kommandos
in Bruneck gefangen genommen und ins Lager geführt.
Am nächsten Tag kam es wegen des skrupellosen und
unbarmherzigen Lagerkommandanten zu extrem hässlichen
und schockierenden Szenen.
Er ließ alle Gefangenen in der Mitte des Lagerplatzes versammeln,
um allen die Folgen einer Flucht deutlich zu machen. Er
ließ zwei Maschinengewehre platzieren. Die zwölf Flüchtlinge
wurden an die Wand des alten Brauereigebäudes gestellt. Ein
Befehl hätte genügt, und die ausgewählten Scharfschützen
hätten die Flüchtlinge erschossen. Ich sah mit eigenen Augen
diese armen, arg atmenden und vor Angst schlotternden Leute,
die auf ihren Tod warteten.
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